Streckenplanung – Toureinteilung

Werden mit (Klein-) Kindern erste Schnuppertouren unternommen, lüftet sich für sie der Vorhang in die große weite Welt. Damit möglichst alles harmonisch klappt, gilt es der Etappenlänge, Streckenprofil und Tourgestaltung bedachtsames Augenmerk zu widmen. Eine verantwortungsbewusste Tourenplanung mit Klein- und Schulkindern berücksichtigt ihre körperlichen Voraussetzungen und altersgemäßen Bedürfnisse. Schließlich ist das Durchhaltevermögen der Dreikäsehochs altersbedingt mitunter schnell verflogen.
Pausenzeiten orientieren sich entwicklungsbedingt an der aktuellen Befindlichkeit. Zermürbende Steigungen, steile Abfahrten, verkehrsreiche Straßen oder holprige Fahrbahnqualität (loser Schotter, Schlaglöcher) sind nicht nur echte Spaßbremsen, sondern birgt Überforderungs- bzw. Erschöpfungsgefahren. Von einer „kinderleichten“ Befahrbarkeit (uneingeschränkte Familieneignung) ist dann auszugehen, wenn die Trassenführung des Radwegs nahezu verkehrs- barriere- steigungs- und gefällefrei ist, eine Mindestbreite von 2 m aufweist und die Fahrbahnoberfläche möglichst rinnen- und schlaglochfrei ist.

Sind die Beinchen überstrapaziert und ist der arme Tropf wider Erwarten fix und alle, oder spielt der Wettegott plötzlich verrückt, ist situatives Handeln gefragt. Nahe liegend, sofort eine längere Ruhepause einzulegen, für aufpäppelnden Energienachschub bzw. bei Regen für eine Unterstellmöglichkeit zu sorgen. Falls  Behelfsmaßnahmen fehlschlagen, ist eine Abkürzungsvariante oder Weiterfahrt mit dem Öffentlichen Nahverkehr überlegenswert. Besteht am nächsten Tag keine Arbeits- Schul- oder sonstige Pflicht, kann vor einer endgültigen „Tabula rasa – Entscheidung“ in form eines enttäuschenden Tourabbruchs alternativ eine Quartiersuche in Erwägung ziehen.
Wer einen Plan B parat hat, kann auf unvorhersehbare Eventualitäten eindeutig schneller und gezielter reagieren, als derjenige, der unvorbereitet ins „Blaue“ fährt.

Hinweis: wer sich bei der Radwegesuche auf Höhenprofile verlässt sollte sehr genau hinschauen, denn unterschiedliche Skalierungen auf den Ordinatenachsen (HM – Sprünge) können topographische Geländeverhältnisse optisch mehr oder weniger stark verzerren.
Geübte Kinder ab 10 Jahre, dürfen ab und an körperlich ein wenig gefordert werden. Motivationsanreize liefert z.B. ein montierter Tacho. Erstens kommen interessante Fakten wie Tagesleistung (KM, HM), Fahrzeit und   Durchschnittsgeschwindigkeit zum Vorschein, zweitens kann die Leistung verglichen werden. Gelegenheit, vor Freunden in der Schule mit seiner Leistung zu prahlen und sein Ego aufzupolieren. Manchmal muss bei schweißtreibenden Anstiegen trickreich in die Motivationskiste gegriffen werden. Versprechen wie z.B. ein großes Eis wirken als Belohnung wahre Wunder. Blitzschnell ist das Dauernörgeln verstummt. Nichts desto trotz erleben Kinder nach mühsamen Anstiegen genauso einen emotionale Höhenflüge wie Erwachsene.
Schulpflichtige Kinder, die regelmäßig Radfahren, sind durchaus in der Lage, Tagesetappen – vorwiegend Flachpassagen - von 20 – 50 km zu bewältigen. Je nach körperlicher Leistungsfähigkeit kann das Anforderungsprofil sachte Zug um Zug gesteigert werden. Nicht- oder Wenigradler sind vorher behutsam an das Leistungsniveau heranzuführen (Übungstage), um sich an die muskulären Anforderungen zu gewöhnen (körperlicher Anpassungsprozess).
Pubertierende Teenies klagen weniger über konditionelle Probleme als vielmehr über schwindende Motivation, was letztlich den limitierenden Faktor ausmacht. Das Problem ist also nicht die fehlende Kraft – sprich der Körper, sondern reine Kopfsache.
Es versteht sich von selbst, dass Kids nur so lange kurbeln, wie sie das frohgelaunt in ihrer Wohlfühlgeschwindigkeit aus eigenem Antrieb tun wollen. Klar ist auch, dass der Langsamste das Tempo bestimmt. Nur mit der „Easy Going – Einstellung“ wird die Zeit im Sattel als Erlebnis- Erfahrungs- und Sozialisationszeitraum wahrgenommen. Wenn’s wirklich Spaß machen soll, gehört eine Portion Muße und Gelassenheit einfach dazu. Und noch was wichtiges: fahren Sie nur mit ausgeruhten Kindern los - sind die Kleinen müde, wird das Radeln für alle Beteiligten eher zur Tortour.

Am idealsten ist es, wenn in der Gruppe gleichaltrige Kinder mitradeln. Für den Fall sollte ein Erwachsener das Schlusslicht der Gruppe bilden. Eine weitere (erwachsene) Person spielt entweder vorne den „Rudelführer“ oder hält zumindest den Abstand zu den vorausradelnden Jungspunden so überschaubar, dass sie in Rufweite bleiben. In ständiger Obhut unter den Fittichen der „Alphatiere“ bleiben potentielle Gefahren einigermaßen kalkulierbar.

Um Kids die größtmögliche Dosis an Vorfreude zu schenken, bindet man sie in die Tourplanung von Anfang an mit ein. Liebend gerne quatschen sie mit großem Eifer mit, freilich ohne ihre eigene Leistungsfähigkeit einschätzen zu können. Gelebter Teamspirit in der Familie steigert gleichsam das Identifikationsgefühl und das Selbstwertgefühl der Kleinen.