Der Weg ist das Ziel

Fahrradfahren ist in erster Linie das lustvolle Mittel zum Zweck. Gleichwohl verleiten hochkarätige Anlaufpunkte am Wegesrand zu Stopps. Potentielle Pausenplätze gibt es viele – man muss sie nur optimal zu nutzen wissen. In erster Linie (Abenteuer-) sind es Spielplätze, Seen, Flüsse, Waldlichtungen, Eisdielen, Freizeitparks, Burgen, Erlebnismuseen, Tiergehege, Schwimmbäder, die zu kreativen Entfaltungsspektrum einladen. Kinder wünschen sich prinzipiell Attraktionen, die ihnen vor lauter ungezügelter Sensationsfreude Wörter wie „boah ey“, „echt cool“ und „geil“ entlocken. Heutzutage umgangssprachliche Begriffe, die den emotionsgeladenen Gemütszustand klipp und klar ausdrücken.

Das allseits bekannte Motto „Der Weg ist das Ziel“ trifft für Radfahrer den Nagel auf den Kopf. Stellen Picknickpausen für Erwachsene regenerative Auszeiten dar, die der Entspannung, Erholung und dem Vesper dienen, verhält es sich mit quietschfidelen Bälgern eher umgekehrt. Bekommen sie ihren Auslauf, dreht sich alles ausschließlich um Spaß, Spiel und Action. Krabbeln, Laufen, Rennen, Springen, Hüpfen, Schreien und Purzelbäume schlagen – Ventil für notorischen Bewegungsdrang und Ausdruck überschwänglicher Lebensfreude. Auf überschaubaren Grünflächen fern vom Straßenverkehr alles kein Problem, andernfalls ist erhöhte Vorsicht geboten. Viel braucht es sowieso nicht, Kinder so zu beschäftigen, damit sie in ihre Phantasiewelt abtauchen. Die Genügsamkeit der Sprösslinge benötigt kein großes Gedöns geschweige „Überbetreuung“ (Gluckenverhalten). Statt Bevormundung lieber die Eigenverantwortung der „Frechdachse“ stärken. Damit werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn währenddessen Kinder ausgelassen spielen und Geheimnisse der Natur entdecken, können die Großen derweil durchschnaufen und ein wenig abschalten.
Auch wenn ein fixes «Tagespensum» geplant ist, versprechen Zeitpuffer lohnende Freiräume für spontane Aktionen oder Planänderungen. Pfiffig  kombinierte Radtouren, die ein Flair des Vagabundierens beinhalten, sind das Salz in der Suppe. Die Kombination Velofreuden & Müllerslust ist von daher so verkehrt nicht. Eine Stichverbindung zu Fuß z.B. zu einem Wildgehege, Vogelschau, Trödelmarkt oder Dorffest zu marschieren bringt schwungvolle Abwechslung.

Die Relation von Entfernung und Zeit spielt bei Kindern eine untergeordnete bis überhaupt keine Rolle. Erst recht haben sie keine Vorstellung davon, dass manchmal aus gutem Grund Eile geboten ist (z.B. Gewitter im Anmarsch). Die Frage aufzubrechen und dem Ziel emsig entgegen zu streben, oder doch noch ein bisschen zu bleiben – warum auch immer - birgt zwangsläufigen Konfliktstoff. Verlieren zielstrebige Eltern ihren Zeitplan nicht aus den Augen, interessiert spielverliebte Kinder die Uhrzeit kaum. Ein Streit ist vorprogrammiert, wenn die Zeichen auf Aufbruch stehen, eigenwillige Kinder aber „Pappalapapp“ verweilen wollen und sich vehement dem Willen der Eltern widersetzen. Dann braucht es einfallsreiche Überredungskünste, damit wieder Friede, Freude, Eierkuchen herrscht.

Es soll ja tatsächlich Kinder geben, die verzweifelt nach der lila Milka-Kuh Ausschau halten. Zumindest in ländlichen Gebieten dürfte es nicht schwer fallen, ihnen das Gegenteil zu beweisen. Kuh- Schaf- und Ziegenweiden wie auch Pferdekoppeln stellen besonders für Großstadtkinder eine seltene Gelegenheit dar, mit (Nutz-) Tieren in Kontakt zu kommen. Lassen sie sich streicheln, ist es das höchste der Gefühle - sprich beeindruckendes Kindererlebnis.
Neben dem Beobachten von Tieren, stellt das Begutachten von Pflanzen oder Beschreiten eines Leerpfads ein probates Mittel dar, Radtouren abwechslungs- wie lehrreich zu gestalten. Über die Vegetation kann man unterwegs einiges lernen. Was wächst wann wo? Getreide- Apfel- Mais- und Kartoffelernte, Weinlese, Streuobstwiesen – offenen Auges lässt sich in der kultivierten Landschaft gut beobachten, welche Naturerträge Mutter Erde dem Menschen liefert. Dieses hautnahe Erleben schärft nicht nur das Bewusstsein für Natur und Umwelt, sondern bereitet Einsicht und Verständnis in ökologische Zusammenhänge. Wissen, das den Grundstein dafür legt, dass die Bewahrung und Erhaltung der Natur als elementare Lebensgrundlage begriffen wird.