Rad – Flügge (3 – 4 Jahre)

Ist das zarte Geschöpf dem passiven Passagierdasein bzw. seinem Spielgerät entwachsen und entsprechen körperlicher Reifegrad sowie motorische Fähigkeiten der altersgemäßen Durchschnittsentwicklung, schlägt dem Fahrrad seine Stunde. Das Eintrittsalter zum Radfahren bzw. die entsprechende Radgröße hängt nicht vom Alter sondern definitiv vom individuellen Entwicklungsstand des Kindes ab. So können z.B. Frühstarter schon vor Vollendung des 3. Lebensjahres auf das Fahrrad umsteigen, während es für Spätzünder erst als Vierjährige Sinn macht.

Beim Kauf eines Kinderrades sind Körpergröße und Schrittlänge (Innenbeinlänge) maßgebend. Die Schrittlänge beschreibt den Abstand zwischen Boden und Schritt und lässt sich ohne Schuhe messen, indem ein Buch waagrecht, höchstmöglich zwischen die Beine im Schritt geklemmt wird. Die Differenz zwischen Boden und Oberkante des eingeklemmten Buches ergibt die Schrittlänge. Als grober Richtwert gilt, dass die Innenbeinlänge mindestens 1 cm länger sein muss als die minimale Sattelhöhe des Fahrrades wobei für motorisch unsichere Kinder im Zweifelsfall die kleinere Radgröße vorzuziehen ist.  Hier gilt der Grundsatz: Sicherheit geht vor Ergonomie. Stimmt das Verhältnis zwischen Beinlänge und Radgröße, erreichen beide Füße bei maximal abgesenkter Sattelstütze den Boden (mindestens Fußballen). Bei geübten Kindern reicht es aus, wenn sie mit Zehenspitzen den Boden berühren.

Nur der beidseitige Bodenkontakt vermittelt im Stand Sicherheit und Selbstvertrauen. Üblicherweise stehen Körpergröße und Schrittlänge zwar in einem bestimmten Verhältnis zueinander, trotzdem sollte sicherheitshalber beides nachgemessen werden, um anhand der Parameter die optimale Radgröße zu ermitteln.
Es ist gar nicht so einfach, Kinderräder in guter Qualität zu bekommen, für die begründeter Maßen identische Qualitätsmaßstäbe wie für Erwachsenenräder gelten. Besonders zu achten ist auf Leichtlaufeigenschaft (Lagerqualität, Gewicht) wie sicherheitsrelevante Bauteile (z.B. Bremsen).

Der Einstieg in die Kinderfahrradwelt startet mit 12 Zoll – Klasse, die noch als klassisches Spielfahrrad gilt. Eine Rücktrittbremse ist zweckmäßig. Inwieweit ein Kinderfahrrad der 16 Zoll- oder 18 Zoll Größe sich als Einstiegsfahrrad eignet, hängt u.a. vom motorischen Entwicklungsstand und dem Alter ab.

Radgröße Altersspanne Körpergröße Schrittlänge Sattelhöhe max.

12 Zoll

2 - 3 Jahre

>   98 cm

>  40 cm

42 cm

12 - 14 Zoll

3 - 4 Jahre

> 104 cm

>  44 cm

47 cm

12 - 16 Zoll

4 – 5 Jahre

> 110 cm

>  48 cm

52 cm 

14 - 18 Zoll

5 – 6 Jahre

> 116 cm

>  51 cm

55 cm 

16 - 20 Zoll

6 – 7 Jahre

> 122 cm

>  55 cm

59 cm

18 - 20 Zoll

7 – 8 Jahre

> 128 cm

>  59 cm

64 cm

18 - 20 Zoll

8 – 9 Jahre

> 134 cm

> 62 cm

67 cm

20 - 24 Zoll

9 – 10 Jahre

> 140 cm

> 66 cm

72 cm

24 Zoll

10 – 11 Jahre

> 146 cm

> 69 cm

75 cm

24 - 24 Zoll

11 – 12 Jahre

> 152 cm

> 72 cm

78 cm

24 - 26 Zoll

12 – 13 Jahre

> 158 cm

> 75 cm

81 cm

26 Zoll

13 – 14 Jahre

> 164 cm

> 77 cm

83 cm

26 Zoll

ab 14 Jahre

> 170 cm

> 80 cm

86 cm

Tabellenwerte: Kinderradgröße/Altersspanne in Relation relevanter Körpermaße (Durchschnittswerte)

Sicher ist sicher. Während der Übergangsphase zum selbständigen Radeln bzw. auf mehrtägigen Etappen macht es Sinn, den Radanhänger mitzuführen. Im Falle von Müdigkeit, Erschöpfung oder Lustlosigkeit bzw. bei verkehrsreichen Orts -Querungen kann der überforderte Nachwuchs kurzfristig „aus dem Verkehr gezogen werden“. 


Ist das „Objekt der Begierde“ angeschafft, naht der Tag, an dem sozusagen der Frosch ins Wasser springt. Als Übungsterrain für erste Rollversuche bieten sich überschaubare, verkehrs- und hindernisfreie Plätze mit guter Asphaltqualität an. Nach ersten Lernfortschritten können unter Aufsicht auch verkehrsberuhigte Spielstraßen mit einbezogen werden.
Rollt das Kind die ersten Meter über den Asphalt, heißt es Gleichgewicht halten, Arme und Beine bedarfsgerecht koordinieren, Bremsen, Anhalten und Absteigen – alles natürlich möglichst ohne umzufallen. Bis alle Bewegungsabläufe passgenau sitzen und eine saubere Fahrlinie auf den Asphalt gezaubert wird, braucht es seine Zeit. Doch wie heißt es so schön: „kein Meister ist vom Himmel gefallen“. Fahrsicherheit stellt sich peau a peau durch regelmäßiges Üben wie von selbst ein. Gehen Bewegungs- und Handlungsabläufe erst mal in Fleisch und Blut über, entsteht ein lockerer, ausbalancierter, fließender Bewegungsablauf. Zeichen, welch unvorstellbare „Rechenoperationen“ das Gehirn während des Drahtseilakts sensomotorischer Glanzleistung zu regeln hat. Übung macht eben den Meister“, denn alsbald wird das komplexe Aufgabengebilde des Radfahrens bewusstseinsfern im Automationsmodus überführt. Auch wenn vieles im Unterbewusstsein geschient, bleibt das Bewusstsein nicht gänzlich ausgeschaltet. Sehr wohl nehmen die Stöpsel ihre Fahrkünste mit stolz geschwellter Brust und strahlenden Kinderaugen wahr. Mit der Folge, dass sich Erfolgserlebnisse tief in den Gehirnwindungen eingraben und die Kleinen anspornt, freudig mit ihrem Gefährt immer wieder auf’s Neue auf die Pirsch bzw. „Abenteuerfahrt“ zu gehen. Und je öfter sie das tun, desto perfekter wird ihre Geschicklichkeit, Reaktionsvermögen, Körperbeherrschung und Ausdauer trainiert.

Tipps für richtiges Radfahren lernen:

1. Früh übt sich

Radfahren beginnt lange vor dem ersten Kinderrad. Eltern sollen ihre Kinder frühzeitig an Mobilität gewöhnen. Ein Rutscher / Roller sind ideale Startfahrzeuge.

2. Stützräder nicht sinnvoll

Von Stützrädern wird abgeraten, weil sie nur trügerische Sicherheit bieten. Lieber etwas länger mit den ersten Fahrversuchen warten, denn der schwerste Schritt fürs Kind ist das Einpendeln des Gleichgewichts.

3. Üben im sicheren Umfeld
Die ersten Übungsfahrten auf dem Fahrrad sollten immer unter Aufsicht der Eltern auf Plätzen ohne Verkehr stattfinden. Sorgen Sie für ausreichende Gelegenheit, um die sichere Beherrschung des Rades (Gleichgewicht halten, lenken, anhalten, auf- und absteigen) im sicheren Umfeld zu erlernen.

4. Individuelle Fähigkeiten respektieren

Darüber hinaus muss die Persönlichkeit des Kindes berücksichtigt werden. Ist ein Kind sehr spontan und leicht abzulenken, sollte man behutsam starten und länger im “Schonraum” bleiben. Ausschlaggebend ist der individuelle motorische und sensomotorische Entwicklungsstand des Kindes.

5. Anschubsen statt schieben

Das Anfahren ist bei vielen Kindern das schwierigste, da hier die stabilisierenden Kräfte noch nicht ausstreichend wirken. Statt konstant zu schieben ist es besser, beim Anfahren durch kurze Anschubse zu helfen und das Kind so zum Rollen und schließlich zum Pedalieren zu motivieren.

6. Fallen will geübt sein

Wer versucht, sein Kind vor Stürzen, Schmerzen und Rückschlägen zu schützen, der handelt allzu verständlich. Doch es spricht sogar einiges dafür, die Kinder ruhig frühzeitig auch mal fallen zu lassen. Meist ist die Fallhöhe und Geschwindigkeit niedriger und damit das Verletzungsrisiko vergleichsweise gering. Das Kind muss das Fallen nämlich genauso lernen wie das Radfahren selbst. Ebenso sprechen psychologische Effekte für gelegentliches Stürzen zum Beginn des Radfahrens.

7. Den Blick gerade aus

Damit man optimal das Gleichgewicht halten kann, sollten Oberkörper, Kopf und Blick immer in Fahrtrichtung weisen. Eltern, die das Kind von hinten anschubsen lenken den Zögling ab. Besser ist es, rückwärts vor dem Rad vorzulaufen und sicherzustellen, dass der kleine Radfahrer immer nach vorne schaut.

8. Übung macht den Meiste
Sobald das Kind sicher auf dem Rad fahren kann, sollten Sie das Fahrradfahren bei möglichst vielen Gelegenheiten im Alltag einbauen.

9. Eltern als Vorbild

Die Vorbildfunktion der Eltern während der Entwicklung des Kindes zum sicheren Radfahren ist sehr wichtig. Sie sollten einen positiven und sichtbaren Umgang mit dem Fahrrad vorleben. Das beginnt schon im Säuglingsalter im Kinderhänger, wo die Kleinen bereits den Reiz des Fahrradfahrens erleben können. Im Kinderhänger erleben Säuglinge bereits vieles von dem, was später als Reiz des Radfahrens erlebt wird; Natur entdecken, die Elemente spüren, den eigen Körper erleben und Grenzen erfahren.

Quelle: ADFC (Allgemeiner deutscher Fahrradclub)