Phänomenale Glücksgefühle beim Zieleinlauf

Während sich nach jeder Bergbezwingung ein Hauch von Glücksgefühl einstellt, potenzieren sich die Emotionen beim Übefahren der Ziellinie ins Unendliche. Welch Wonne,  endlich das knackende Geräusch beim Clickpedalen lösen zu hören und für diesen Tag endgültig vom Sattel steigen zu können. Jetzt sein Arbeitsgerät an eine der aufgebauten Radhaltestangen hängen und ungelenkt stakstend direttissimo eine Bierbank ansteuern wo vielleicht schon sehnsüchtig Freunde und Kollegen warten. Der Himmel auf Erden.

Ende gut alles gut. In harmonischer Eintracht führt der Zielbereich die ausgeschwärmten Teilnehmer wieder zusammen. Wer den Zielbogen durchquert, erlebt einen besonderen Moment im Leben. Endlich das Rad beiseite stellen und zum gemütlichen Teil des Tages übergehen, was im übrigen auch der Köper nutzt. Nun beginnt die Regeneration, in der die körperlichen Anpassungsprozesse wieder alles ins Lot bringen. Mitreißend zu sehen, wie Schultern geklopft, innige Umarmungen und Küsschen mit Partner, Kinder und Freunden ausgetauscht und Erinnerungsfotos geschossen werden. 

Wenngleich Beine, Hintern und Nacken brennen und die Luft wortwörtlich - ganz nach Giovanni Trapatoni: „Flasche leer -  habe fertig" raus ist, schlägt einem auf dem Zielrareal überall pralle Lebensfreude entgegen. Umso größer die Qualen waren, desto mehr Endorphine wurden in die Blutbahn gekippt. Wie sagt der Volksmund so schön: "Ohne Fleiß kein Preis".

Flasche leer? Nach der Arbeit das Vergnügen. Seelenruhig alle Viere von sich strecken, sich in Glücksgefühlen schwelgen und wohlverdient die geleerten Glykogenspeicher sowie abgesenkten Mineralstoffpegel auftanken.

Spannende Geschichten und Déjà-vu-Erlebnisse werden ausgetauscht. Man mag es nicht glauben, aber kaum dem Sattel entronnen wird mit Tischkollegen bereits über die nächste Teilnahme an Radsport-Events gesprochen. Dies zeigt einmal mehr, welche Leidenschaft der Hobby-Radsport auslösen kann. 

Radsport-Enthusiasten scheinen sowohl ein gut funktionierendes Kurzzeit- wie Langzeitgedächtnis zu haben. Zum einen wenn es darum geht, schmerzvolle "Negativerlebnisse" von der neuronalen Festplatte zu löschen. Es hat den Anschein, als würden die Schmerzrezeptoren unter Alzheimer zu leiden. Ansonsten würden sich "alte Hasen" nicht so häufig beim nächsten Stelldichein wieder treffen. Das Glücksempfinden gereicht es einer Frischzellenkur von erstaunlich langer Halbwertszeit, bei dem der Erlebnisspaß im Langzeitgedächtnis abgelegt wird. Dass dem so ist, verdanken wir Stresshormone wie Adrenalin, Dopamin und Noradrenalin, die das Erinnerungsvermögen fördern. Botenstoffe die das chemische Milieu der Zelle ändern und das Feuern unserer Gehirnzellen auslöst und das Erinnern bzw. Vergessen beeinflusst. Deshalb bleiben beeindruckende Erlebnisse manchmal lebenslang reproduzierbar. Der Clou: bevor der Gedächtnisspeicher sein Verfallsdatum erreicht, sorgt der rumorende Suchtbazillus dafür, dass man wieder in die Gänge kommt.

Beste Laune herrscht nicht nur unter den Teilnehmern - auch die vereinsinternen "Hobby-Ausschank-Kellner" hatten ihren Heidenspaß.

Wird man von Außenstehenden gefragt warum man sich solche Torturen freiwillig aufbürdet und dafür auch noch ein Startgeld entrichtet, kommt man rasch selbst ins Grübeln. Ja - warum eigentlich? Manch ein Gefragter bleibt eine Antwort schuldig - nicht weil er es nicht wüßte, sondern weil sich das Geschehen so schwer in Worte fassen lässt. 

Balsam für den geschundenen Körper: nach schweißgebadeter Verausgabung erfrischende Abkühlung 

 Zusammenhang zwischen Glücksgefühl und körperlicher Anstrengung

Woher kommen eigentlich die extatischen Glücksgefühle von denen man im Moment der Erkenntnis »Ich hab’s geschafft« ergriffen wird? Wissenschaftler sind sich bis heute uneins, was letzten Endes eigentlich dafür sorgt, dass sich nach körperlicher Extremanstrengung überschwängliche Glücksgefühle entfalten. Bislang wurde das Endorphin für den Glücksboten gehalten, wogegen es heute wahrscheinlicher erscheint, dass das sogenannte Glückshormon Serotonin und andere Botenstoffe hauptsächlich dafür verantwortlich sind, wie Fernando Dimeo von der Berliner Charité in einem Spiegel-Artikel erklärte. Seine Vermutung gründet sich darauf, dass das Glücksgefühl im Gehirn entsteht, nicht im Körper – und das besagte Endorphin bisher nur im Blut, nicht aber im Gehirn nachgewiesen werden konnte. Was allerdings lt. Sportmediziner Dr. Fernando Dimeo auch mitspielt: Es gibt tatsächlich einen medizinischen Zusammenhang zwischen der Anstrengung und dem »supergeilen Groggy-Gefühl«.

Die Hormonausschüttung und damit auch das positive Gefühl, sind Überbleibsel aus der menschlichen Frühgeschichte. Der Körper schüttet Belohnungs- und schmerzstillende Hormone aus, damit der Mensch länger durchhält – sei es auf der Flucht oder im Kampf – um seinen Fortbestand zu sichern. »Und wir wissen auch, dass sowohl die Dauer als auch die Intensität der Anstrengung für die Art und Weise der hormonellen Belohnung wesentlich ist. Intensivere Anstrengung führt zu intensiverer Belohnung als geringere, aber deutlich länger anhaltende Anstrengung.«

Der Arber-Radmarathon ist ein Festival für Jung & Alt. Altersgrenzen gibt es weder nach unten noch nach oben. Jeder der sich fit fühlt mindestens eine 56 km lange Flachetappe zu radeln ist herzlich eingeladen am Familienfest teilzuhaben. 

Auch Senioren nehmen begeistert an der Veranstaltung teil. Bild oben: "King Artur" (Arthur Kink) ältester Teilnehmer beim Arber-Radmarathon (27.07.2013) und lebende Legende beim 24 Stunden Rennen in Kelheim, wo er von 2004 bis 2016 ununterbrochen als Einzelfahrer startete. Letztmals war er 2018 beim Race 24 mit dabei, wo er nach eigenem Bekunden etwa 20 Runden absolvierte. Das Jahr zuvor schaffte er sogar 26 Runden, d.h. dass er mit 87 Jahren sage und schreibe 429 Kilometer abspulte. Am 12. Oktober 2020 feierte die "Race 24 - Legende" seinen 90. Geburtstag. Hätte ihm die Corona-Pandemie letztes Jahr keinen Riegel vorgeschoben wäre er abermals in Kelheim an den Start gegangen. 

Die "guten VCR-Seelen" am Ausschank von Schneider Weisse. 

Fazit: Vorbildliche Streckenausschilderung, beeindruckende Naturlandschaft, super Stimmung, Top-Verpflegung sowie das gesamte Drumherum setzen Akzente. Herrliche Panoramen, majestätische Berggipfel des Hohenbogen, Großer und Kleiner Osser sowie dem Großen Arber und nicht zuletzt die Weltkulturerbe-Stadt Regensburg ziehen Radsportler aus Nah und Fern in den Bann. Deshalb sitzten die Teilnehmer des »Arber-Radmarathon« sprichwörtlich in der Sattel-Loge.

 

Veranstalter

Veloclub Ratisbona e. V.
Ziegetsdorfer Str.46a
93051 Regensburg

Telefon: 0941 - 54982

web:  
Arberradmarathon

mail: info@arberradmarathon.de

Arber-Radmarathon (Mountainbike)