Streckenabschnitt Cham - Bad Kötzting - Brennes - Regenhütte (64 km)

 Streckenabschnitt Cham - Bad Kötzting - Lam - Bayerisch Eisenstein - Regenhütte 

Streckenverlauf: Cham (KM 57 / Verpflegungsstelle) → Chamerau/Kreisverkehr (KM 63.5) → Lederdorn (KM 68) → Bad Kötzting (KM 74) → Lam (KM 92) → Lohberghütte (KM 95) → Brennes (108) → Bayerisch Eisenstein (KM 115) → Regenhütte (KM 121 / Verpflegungsstelle)

Streckendaten: 64 km / 750 hm  → kumuliert ab Regensburg: 121 km / 1.550 hm 

Streckencharakteristik: welliges Profil bis Lohberghütte, dann Bergprofil

Anstiege:

Chamerau: 5.5 km / 143 hm (Ø bis Lederdorn 3.8 %, danach max. 14 %)

Bad Kötzting - Hohenwarth: 3.5 km / 140 hm ( (Steigung max. 15 %)

Lohberghütte (584 m) - Scheiben/Langlaufzentrum (1.053 m):  9 km / 470 hm / Ø 5,7 %

Streckengabelung Bad Kötzting: »Kleine Arberrunde« mündet nach 9 km in Heitzenzell wieder in die »Große Arberrunde« ein

Von der Verpflegungsstation Cham verläuft die Strecke via Kreisverkehr in die Janahofstraße auf der kurz danach rechts Richtung Chammünster abgebogen wird. In Chamerau wird das Regental verlassen, was nach dem Kreisverkehr umgehend in einen Anstieg mündet. Der lange "Zieher"  führt nach Lederdorn. Dort nimmt die Steigung ab einer Links- Rechtskurve bis zu 14% zu.

Der Streckenabschnitt im Kötztinger Land sowie im Lamer Winkel bis nach Lohberg zum Fuße des Großen Arbers weist ein welliges Profil auf, das Windschattenfahrten fördert. Immerhin sinkt der Energieverlust bei einer Geschwindigkeit von etwa 35 km/h um rund 1/3, sobald dem kraftraubenden Luftwiderstand Angriffsfläche genommen wird. Unter allen Einzelwiderständen ist der Luftwiderstand der härtestete Widersacher des Radfahrers.

 In Bad Kötzting (KM 74) zweigt die »Kleine Arberrunde« Richtung Wettzell ab. Die Route verläuft via Wettzell (KM 78) und erreicht nach 351 Höhenmeter ihren Zenit (749 m.ü.NN.). Die Einmündung in »Große Arberrunde« erfolgt nahe Heitzenzell (KM 83).

»Kleine Arberrunde«

Nachdem Bad Kötzting passiert stellt sich kurz darauf eine giftige 15% Rampe (Richtung Hohenwarth)in den Weg. Bereits kurze giftige Stiche reichen aus, Windschatten-Zweckbündnisse zu pulverisieren. 

Die 120 Höhenmeter-Rampe ist geschafft, worauf sich ein kurzes Steilgefälle anschließt. Trotz körperlicher Anstrengung "nötigt" einem die schöne Naturlandschaft immer wieder bewundernswerte Blicke ab.

Die Straße führt im Kötztinger Land entlang des 8 km langen, imposanten Bergmassivs des Hohenbogen (1050 m.ü.NN.).

 In Memoriam

  Wer hätte gewusst, dass der erste deutsche Sieger des Profirennens Paris – Roubaix aus der Oberpfalz - genauer gesagt aus Atzlern nahe Neukirchen beim Hl. Blut (Landkreis Cham) stammt? Josef Fischer gewann 1896 die 280 km lange Erstauflage des weltbekannten Klassikers - berühmt berüchtigt für seine brutalen Kopfsteinpflaster-Passagen - mit einem Stundenmittel von über 30 km/h. Wohlgemerkt ohne Gangschaltung, dreifaches Radgewicht (im Vgl. zu den UCI-konformen 6.8 kg heutiger Profi-Rennräder), miserabelsten Straßenverhältnissen und ohne Funktionskleidung. Von Doping ganz zu schweigen. 119 Jahre dauerte es, bis der 26-Jährige John Degenkolb aus dem deutschen WorldTour-Team Giant-Alpecin als zweiter Deutscher 2015 den begehrten Prestigeklassiker gewann.

Quelle: mit freundlicher Genehmigung von Frau Monika Mischke

Zweckbündnisse auf Zeit geraten besonders an den 15% - Stichen in Lederdorn oder der fiesen, lang gezogenen Rampe kurz hinter Bad Kötzting ernsthaft in Gefahr. Ansonsten kann man auf der flachen Straße im Lamer Winkel bis Lohberg gut Tempo machen, bevor es am Fuß des Großen Arber ans Eingemachte geht. Spätestens dort haben federleichte Bergflöhe gut Lachen, nun schlägt ihre Stunde. Sie fühlen sich in ihrem Element und machen sich mit entwaffnendem Antritt sang und klanglos aus dem Staub. Wer mehr Speck auf den Rippen hat tut sich dementsprechend schwerer, müssen doch im Vergleich mehr Watt je Kg Körpergewicht nach oben gewuchtet werden. Ein unumstössliches Gesetz, das sich an jedem Berg von Neuem bewahrheit.   

Auch Triathleten nehmen gern beim Arber-Radmarathon teil, obwohl die Streckencharakteristik nicht unbedingt der einer klassischen Tria-Radstrecke entspricht. Abgesehen davon stählt eine hochintensive Ausdauer-Trainingseinheit auch die Willenskraft wovon man als Leistungssportler nie zuviel haben kann. Im Hintergrund lugen der Große- und der Kleine Osser hervor.

Im Lamer Winkel rauschen nach wie vor zahlreiche Radlerpulks durch die morgendliche Stille der schönen Naturlandschaft. Ab Lam beginnt die Straße nach Lohberghütte - wo die Straße den Weißen Regen überquert - allmählich anzusteigen (2% / 80 hm). 

Wurde das Ortsschild von Lohberghütte passiert beginnt nach einer langgezogenen Linkskurve der 9 Kilometer lange Anstieg bis Scheiben wo sich ein Langlaufzentrum befindet. Das Asphaltband schraubt sich durchschnittlich mit etwa 6 % nach oben. Nun werden die Karten quasi wieder neu gemischt. 

Jedes Jahr stehen am Straßenrand von Lohberg klatschende und anfeuernde Zaungäste und zollen den vorbeiradelnden Fahrern ihre emotionale "Aufwartung" ob deren sportlichen Höchstleistungen. Eine Motivationsspritze, die jeder (ausgemergelte) Radler gut gebrauchen kann zumal ab dieser Stelle nun 500 Höhenmeter zu erklimmen sind. Angesichts der Marathondistanz und dem anspruchsvollen Streckenprofil wegen darf man durchaus von sportlichen Höchstleistungen sprechen. Schließlich nehmen beim Arber-Radmarathon in aller Regel keine Profisportler sondern Hobby-Aspiranten teil, wovon nicht wenige bis an ihre Leistungsgrenzen gehen.

Nach vorübergehender Abflachung zieht die Steigung am Ortsende von Lohberg wieder an und pendelt sich allmählich konstant bei 6–7 % ein. Bei der relativ homogenen Steigung gewinnt man schnell an Höhenmeter. 

 

Bild oben: hinter dem Kirchturm von Lohberg bäumt sich der Große Osser (1.293 m) auf. Am Ortseingang von Lohberghütte wird der Weiße Regen überquert. Sobald die Steigung ihre Daumenschrauben anzieht schmilzt der hart erarbeitete Schnitt wie das Eis in der Sonne. Wer sich in Lohberg noch über seinen fulminanten Schnitt freut, traut oben am Brennes seinen Augen nicht. Je nach Kletterqualität, bekommt die Durchschnittsgeschwindigkeit eine gewaltige "Delle" nach unten.

Die hohe Kunst des cleveren Radsportlers ist, aus der gleichmäßigen Belastung einer flachen Strecke im plötzlich beginnenden Aufstieg möglichst rasch seinen Rhythmus in der gewählten Belastungsintenisität zu finden. Anfänglich mit bis zu 7 % Steigung flacht sie am Ortsausgang wieder etwas ab. Am Ortsende von Lohberg zieht die Steigung wieder an und und pegelt sich dann ziemlich gleichmäßig zwische 6 und 7 % ein. Schon bald wird man vom in Wald "verschluckt".

Hat man sich etwa 7 km nach oben geschraubt gibt eine Waldlichtung in einer Linkskurve kurz eine beeindruckende Aussicht frei. Nach weiteren 2 km flacht die Steigung merklich ab, das Hochplateau in Scheiben ist erreicht. Bis zum 4 km entfernten Brennes verliert man einige Meter an Höhe. Hier sollte man Ausschau nach Fahrern halten, um einen Windschatten bis zur Verpflegungsstelle in Regenhütte zu ergattern.  

Nach gut einem weiteren Kilometer wird die Hindenburgkanzel passiert. 

 Wer nicht gerade auf der "Flucht" oder für den als fern angereister ARM-Teilnehmer das Bayerwald-Naturidyll Neuland ist sollte sich an der Hindenburgkanzel kurz Zeit nehmen und die atemberaubende Aussicht über den Lamer Winkel genießen, zumal ein Parkplatz ein gefahrloses Stoppen ermöglicht.

Der Arber-Hochstraßenabschnitt erreicht 200 Meter vor dem Brennes nicht nur die Landkreisgrenze von Cham / Regen sondern man wechselt gleichzeitig den Regierungsbezirk zwischen der Oberpfalz und Niederbayern.

Und plötzlich taucht er auf - der Große Arber - höchster Berg des Bayerischen Waldes (1456 m). Sofern es die Sicht erlaubt, erhascht man auf dem Brennes kurzzeitig einen majestätischen Gipfelblick. Leider verpasst man allzuschnell den grandiosen Moment, weil die Konzentration in aller Regel dem Hinterrad des Vordermanns gewidmet ist.

Der Arberblick ist der Aussichtspunkt schlechthin. Welcher Radler am ehemaligen Sporthotel Brennes kurz durchschnauft und inne hält wird mit einem grandiosen Moment belohnt. Wer also nicht grad auf "Rekordzeitenjagd" unterwegs ist, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, dem König des Bayerwaldes seine "Aufwartung" bzw. einen Snapshot zu machen. 

Es folgt eine 7 km lange Abfahrt ins 350 Meter tiefer gelegene Bayerisch Eisenstein. Rechnet man das sanfte Gefälle der Bundesstraße 11 bis zur Verpflegungsstation Regenhütte mit ein (6 km, 83 Tiefenmeter) genießt man eine Abfahrt von insgesamt 13 Kilometer Länge. Glück dem, der noch eine flotte Gruppe erwischt. Kette rechts!

In Bayerisch Eisenstein steuert man kurzzeitig direkt auf den Großen Arber zu. Das sanfte Gefälle der gut ausgebauten Bundesstraße 11 von Bayerisch Eisenstein bis zum Abzweig Regenhütte ist ein wahrer Genuss. Flotte Geschwindkeit bei gleichzeitig erträglicher Pulsfrequenz macht Laune, umso mehr wenn vorne ein "Pacemaker" auf die Tube drückt.

Kurz vor der Verpflegungsstelle Regenhütte wird der Große Regen überquert, dessen Gewässer (nach mehreren Namenswechseln: ab Zwiesel "Schwarzer Regen", ab Blaibach "Regen") in Regensburg in die Donau mündet.

Die Verpflegungsstation  Regenhütte ist quasi der Wendepunkt der Großen Arberrunde. Nun wird wieder Kurs Richtung Ziel genommen, wobei auf dem Rückweg noch satte 2.000 Höhenmeter ihren Schweißtribut einfordern.

Zwischenbilanz: im Verhältnis zur Gesamtstrecke sind bis Regenhütte knapp die Hälfte der Kilometer bzw. rund 43% der Höhenmeter geschafft. Im übrigen befindet man sich im »Arberland« im bergigsten Streckenteil, wo zwischen Lohberg und Bretterschachten bei zwei Anstiegen innerhalb 32 Kilometer gut 1000 Höhenmeter zu bewältigen sind.