Dritter Streckenabschnitt Regenhütte - Bretterschachten - Viechtach - Kolmberg (50 km)

 Streckenabschnitt Regenhütte - Kolmberg

Streckenverlauf: Regenhütte  (KM 121) → Bretterschachten → Bodenmais (KM 134) → Drachselsried (KM 145) →Viechtach (KM 160) →  Kolmberg / Verpflegungsstelle (KM 171)

Streckendaten: 50 km / 1.300 hm → kumulierte Streckenabschnitte ab Regensburg: 171 km / 2.850 hm

Streckencharakteristik: bergiges Profil (anspruchsvollster Streckenabschnitt)

Anstiege:

Regenhütte (628 m) - Bretterschachten (1.120 m): 8 km / 496 hm / Steigung Ø 6,5 %

Arnbruck - Heitzenzell: 3 km / 160 hm / Steigung Ø 3,1 %

Viechtach-Kolmberg: 11 km inkl. 2 x Gegengefälle 650 hm 

Streckeneinmündung Heitzenzell (KM 153) »Kleine Arberrunde«  

Die Verpflegungsstation Regenhütte liegt auf einer Höhe von 628 Meter in der Talsenke des Großen Regen, weswegen der Höhenunterschied zum Bretterschachten knapp 500 Meter beträgt. Angesichts der Tatsache, dass der Anstieg unmittelbar an der Labe beginnt macht einen angemesssen Nahrungsmittelnachschub gar nicht so einfach. Einerseits behindert ein voller Magen eine optimale Leistungsentfaltung oder bereitet am Berg sogar ernsthafte Probleme, anderseits sollen die Energiereserven bis zur nächsten Labe ausreichen. Neben der Vorort-Verpflegung macht es Sinn, sich Proviant wie Banane, Kuchen und Energieriegel einzustecken, um gegen einen Leistungseinbruch (z.B. Unterzucker) gewappnet zu sein. Wird der Energiebedarf rechtzeitig und bedarfsorientiert gedeckt und kurbelt gleichmäßig im erträglichen Belastungsbereich unterhalb der anaeroben Schwelle, der kommt in aller Regel auch gut über die Berge. 

Sobald Regenhütte verlassen wird, beginnt der sehr unrhythmische Anstieg. Zwischen 6 und 8 % - mehrmals unterbrochen von flacheren Abschnitten radelt man 4.5 km ausschließlich im dichten Wald bevor der Abzweig zum Bretteschachten erreicht ist. Hier biegt man links ab, während die Hauptverbindungsstraße geradeaus zum Arbersee und weiter zur Arber-Talstation bzw. Brennes führt. Sobald sich der Wald etwas lichtet nähert man sich dem höchsten Streckenpunkt des ARM.


Im Gegensatz zum Brennes-Aufstieg lässt sich die ungleichmäßige Steigung zum Bretterschachten hinauf (5% - 9%) relativ unrythmisch fahren.  Nach knapp 5 km zweigt die Straße zum höchsten Punkt der Großen Arberrunde ab (7 % Steigung).

Exkurs Deutschlandtour 

Am 16. August 2005 jagte die Profiliga bei der 7. Deutschland Tour den Bretterschachten hoch, deren zweite Etappe damals von Pegnitz über Amberg Cham – Lam – Scheiben – Bretterschachten nach Bodenmais führte (200 km). 

Trotz strömenden Regen feuerten viele Zuschauer ihre Heroes wie Jan Ulrich, Jörg Jaksche, Jens Voigt & Co inbrünstig an.

Back to the roots. Die Abfahrt auf der Arberseestraße nach Bodenmais werden hohe Geschwindigkeiten erreicht. Versierte Abfahrer knacken schon mal die dreistellige Schallmauer.

Berge entzerren dichte Fahrerfelder. Umso knackiger und unsteter das Höhenprofil, desto schneller zersplittert das Feld – die Spreu trennt sich vom Weizen. Je höher es geht, desto stärker dröseln sich die Fahrer als Solisten auf was den Rattenschwanz immer mehr in die Länge zieht. Nach etlichen Anstiegen ist das ehemals dichte Fahrerfeld am Bretterschachten mittlerweile ziemlich ausgedünnt. Umso dringlicher ist es, sich nach der Gefällstrecke an der Einmündung in die Hauptstraße Bodenmais - Drachselsried nach Verbündeten Ausschau zu halten, um die bevorstehende Flachetappe nicht als Solist fristen zu müssen.

Dusel gehabt, wer auf der breit ausgebauten Hauptstraße 2132 im flachen Zellertal nicht allein auf weiter Flur ist. Als Solist sollte man sich schleunigst mit versprengten Fahrern verbünden. Dann heißt es auf den lang gezogenen Wellen beißen, um den Kampf gegen die "Windmühlen" gemeinsam zu bestreiten.

Der Zug rollt! Vorbei an Drachselsried und Arnbruck endet der flache "Speed-Abschnitt" - und damit das Déjà-Vu mit dem ruhigen Zellertal - nach 15 km.

Der Gruppenzerfallsprozess vollzieht sich bis zum Leistungspatt der Fahrer. Je länger die Fahrt, desto mehr schweißt die fortwährende Leistungsselektion ebenbürtige Fahrer zusammen. Überholvorgänge werden seltener und wenn, dann vollziehen sich längst nicht mehr so energiegeladen als in der Anfangsphase. So wirklich richtig frisch schaut nach 4 - 5 Std. Plackerei keiner mehr aus. 

An einer Straßenverzweigung bei Arnbruck wird dem schönen Zellertal der Rücken gekehrt. Nun wird Kurs  auf's Regental genommen, wobei dazwischenliegende Höhenrücken 170 hm aufweist.

Rückwärtsblickend das idyllische Zellertal, welches umrahmt von zwei Bergketten sich zwischen Bodenmais und Bad Kötzting ausbreitet.

Sobald die Staatsstraße 2326 Richtung Viechtach abzweigt steigt das Höhenniveau wieder an. 

Kein Unbekannter: Ralf Preissl - mehrfacher Finisher der Ironman World Championship auf Hawaii, Regensburgs Sportler des Jahres (2008) und Deutscher Meister im Berglauf 2012 hat sichtlich Spaß beim Arber-Radmarathon. 

 

Am Scheitelpunkt der Straße mündet bei Heitzenzell die »Kleine Arberrunde« ein. Gegenüber den Marathonis haben sich die Teilnehmer 80 Kilometer samt 1.250 Höhenmeter gespart. Unterschiedliche Rückennummerfarben machen die jeweilige Streckenkategorie kenntlich. Treffen schnellere Aspiranten auf Nachzügler wirken Überholvorgänge wie Motivationsspritzen. Gleichwohl kann Übermotivation zur Übersäuerung der Muskulatur führen (leistungsmindernde Laktatbildung). Auf einer Marathondistanz ist es immer eine diffizile Gratwanderung, unter Extrembedingungen die optimale Ausgewogenheit zwischen Intensität & Ausdauer zu finden, um zum Schluß raus noch Kraftreserven zu verfügen. 

Auf dem Gefällabschnitt (300 Tiefenmeter) nähert man sich im Sauseschritt der Stadt Viechtach. Ist die Regental-Senke durchquert (420 m.ü.M.) bremst die beginnende Steigung die Geschwindkeit wie ein ausgelöster Fallschirm. Postwendend ist erhöhter Pedaldruck vonnöten um nicht die Balance zu verlieren. Das altbekannte Spielchen beginnt wieder von vorn. Abermals ist Wadenschmalz und Leidensfähigkeit gefragt. Nachdem die Beine seit Stunden wirbeln und allmählich die Sitzknochen schmerzen, zwickt und zwackt der 11 km lange Anstieg nach Kolmberg schon gewaltig.

Erhöhte Vorsicht ist bei der Einmündung in die B 85 geboten. Nach 600 m wird rechts in die Straße Richtung Sankt Englmar abgezweigt und einem weiteren Kilometer nochmals recht abgebogen. Nun verläuft die Route an Rechertsried und Nössling vorbei direkt nach Kolmberg. 

Im Grunde beginnt an und für sich nun das richtige Leiden. Die inneren Schweinehunde scheinen fast rudelhaft aufzutreten, so dass Motivationslöcher beängstigende Ausmaße annehmen. Gesellen sich bleischwere Beine, Krämpfe, Sitz- oder Magensbeschwerden hinzu, wird die Weiterfahrt zunehmend brenzliger. Doch ein Radsportler wäre kein echter Radsportler, wenn eiserne Willenskraft nicht die Kastanien aus dem Feuer holen würde.....  

Ganz frisch schaut der sichtlich kämpfende Fahrer im Zickzack-Stil nicht mehr aus. Kein Wunder, wenn nach stundenlangem Dauereinsatz der Erschöpfungsprozess voranschreitet, zumal auf dem 11 km langen Abschnitt zwischen Viechtach und Kolmberg - einschließlich zwei Gegengefällpassagen von 150 Tiefenmeter - insgesamt 650 Höhenmeter zu Buche schlagen. Außerdem macht den Fahrern an dem schattenlosen Südhang die Hitze zu schaffen wenn in der prallen Sonne die Temperatur die 30 Grad Marke überspringt. So z.B. 2013, als ausgerechnet am Tag der Veranstaltung mit 37 Grad der heißeste Sommertag des Jahres gemessen wurde und reihenweise dehydrierte bzw. erschöpfte Teilnehmer mit Bussen zurück nach Regensburg transportiert werden mussten.

Wer kennt das Wechselbad der Gefühle nicht besser als leidenschaftliche Radsportler? Umso sehnlicher krabbelt man der dritten Verpflegungsstation entgegen. Häufiger Wechsel in den Wiegetritt, ständige Sitzpositionsveränderung sowie Dehnübungen am Streckenrand zeugen von piesackenden Zipperleins, mit denen sich die Leidgeprüften zur fortgeschrittenen Stunde herumschlagen. 

Nach dem 11 km langen Anstieg naht das Verpflegungsschild am Straßenrand, das als wahrer "Rettungsanker" wahrgenommen wird. Im Hintergrund weist das Schild auf den Landkreis Straubing-Bogen hin, womit die 64 km lange Fahrt durch den Landkreis Regen hier sein Ende nimmt.

An der Labestation Kolmberg - Ortsteil der Gemeinde Sankt Englmar - ist ein wichtiges Etappenziel erreicht. Nun heißt es absitzen, runter kommen, sich sammeln und genüsslich die Energiespeicher mit Kohlenhydraten und Mineralstoffen auffüllen. Selbstzufrieden kann man auf der Anhöhe (900 m.ü.NN.) auf seine vollbrachte Leistung zurückblicken. Eine gute Wegstrecke liegt hinter einem, einschließlich den größten "Berg-Brocken". Gleichwohl ist es bis ins Ziel - je nach körperlicher Befindlichkeit - kein Katzensprung. Vor allem die berühmt berüchtigte Maibrunner Rampe erregt die Gemüter. 

Werfen wir ein Auge auf die Zwischenbilanz: 171 Kilometer samt 2.850 hm sind bewältigt. Bleiben also nach Adam Riese bis ins Ziel noch 80 Kilometer und 800 Höhenmeter übrig, die nur noch zwei nennenswerten Anstiege (Maibrunn und Ascha) beinhalten. eine überschaubare Aufgabe, auch wenn sich der Schlussabschnitt erfahrungsgemäß verdammt in die Länge zieht.