Doping

Wird ehrgeizig trainiert und der Dreiklang von Training, Ernährung und Regeneration optimal gesteuert, sind gemessen am Hobbyniveau erstaunliche Leistungssphären möglich. Spreizen im Leistungsvergleich Wunsch und Wirklichkeit auseinander und pendelt mancher Sportler gefühlsmäßig zwischen Selbstbestätigung, Geltungsdrang und Enttäuschung, erscheint für den einen oder anderen das pharmazeutische Sprungbrett als einziges Mittel zum Zweck sein Seelengleichgewicht wieder herzustellen. Die Angst nicht mehr genügend leistungsfähig zu sein vermag in manchen Fällen den gesunden Menschenverstand auszuknippsen. So überspannen schwarze Schafe auf dem entbehrungsreichen Weg zur ultimativen Performance den Bogen und verschaffen sich mit unerlaubten Hilfsmitteln Vorteile gegenüber ihren "sauberen Kontrahenten". 

Am anfälligsten sind jene, die das Prinzip Leistung um jeden Preis - citius, altius, fortius ("schneller, höher, stärker") starrsinnig verfolgen. Getrieben von falschem Ehrgeiz immer der Beste sein zu wollen, entpuppen sich Gier nach sozialer Anerkennung, mangelndes Unrechtsbewusstsein und Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Gesundheit als Eigenschaften, die unerlaubte Leistungsbeschleuniger als "Heilsbringer" erscheinen lassen. In Frage kommt so ziemlich alles, was irgendwie schneller und stärker macht.

Ob Bodybuilding-Wettkämpfe, Volksläufe, Triathlons oder Radmarathons, viele Fachleute sehen auf Hobbyebene einen ewig sprudelnden Jungbrunnen. Bereits 2006 warnte das Berliner Robert-Koch-Institut in einer Studie, dass übersteigertes Körperbewusstsein die maßgebliche Triebfeder für Doping ist. In den sozialen Medien wetteifern Sportler im Freundeskreis um Bestleistungen bzw. prahlen mit Platzierungen. Man definiert sich geradewegs darüber. Im Klartext: gute Resultate stärken das Ego, wofür einem Anerkennung sicher ist, d.h. man arbeitet an der eigenen Identität.

Gehört Doping erst mal zum festen Bestandteil des physischen "Tunings" werden Tugenden wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Fair Play beiseite geschoben. Ein Trugschluss wer glaubt, Doping sei nur eine Ausnahmeerscheinung des Spitzensports, denn die Doping-Mentalität hat schon längst den Breitensport erreicht. Ungeachtet der Top-Ahtleten gilt es als offenes Geheimnis, dass Doping im Breitensport weit verbreitet ist. Die fragwürdige Selbstoptimierung, welche dem Sportsgeist zuwiderläuft betrifft beileibe nicht allein Spitzenathleten, die von Berufs wegen um Weltruhm und Millionengagen kämpfen. Nein, auch Hobbysportler - vorwiegend im Kraft- und Ausdauersportbereich - verfallen dem Reiz des unnatürlichen Leistungs-Boosts, obwohl keine finanzielle Gegenleistung bzw. mediale Publicitiy dafür stehen. 

Dass es mit dem Fair-Play-Gedanken im Sport nicht so weit her ist, beweisen regelmäßige Dopingfälle im Profisport. Inwieweit die Kontrollfunktion der nationalen Anti-Doping-Behörden beim Katz und Maus Spiel nach Dopingsündern ihrer verantwortungsvollen Aufgabe überhaupt gerecht wird muss nach neuesten Enthüllungen über die viel kritisierte russische Anti-Doping-Agentur Rusada ernsthaft bezweifelt werden.

Auch wenn der Erfolg von Dopingtests bisweilen als bescheiden gelten mag, so besitzen sie dennoch ein nicht zu unterschätztendes Drohpotenzial. Doch genau diese Eigenschaft fällt im Breitensport flach, da es bis auf wenige Ausnahmen de facto nicht mal Dopingkontrollen gibt. Mit ein Grund, warum Doping außerhalb von Kommerz und Medieninteresse ein nahezu unerforschtes Feld ist, weswegen das wahre Ausmaß im Dunklen liegt. Der laschen Kontrollpraxis einerseits und fehlenden Sanktionsmöglichkeiten andererseits ist es anzulasten dass Breitensportler, die Gleichgesinnte mit gedopter "Manpower" ausstechen, ultraleichtes Spiel haben. Hinter vorgehaltener Hand wird in der Jedermann- und Marathon- Szene viel getuschelt und spekuliert, doch wie viele Teilnehmer in den einzelnen Sportarten tatsächlich regelwidrig "gepusht" Wettkämpfe bestreiten vermag niemand zu sagen. Repräsentative Erhebungen, die belastbare Daten zur statistischen Erfassung liefern könnten fehlen fast gänzlich (Ausnahmen bilden Untersuchungen im Bodybuilding und Laufsport). Die unzureichende Datenbasis bildet nur die Spitze des Eisbergs, d.h. Rückschlüsse über Häufigkeit bzw. dem volkswirschaftlichen Schaden welcher dem Gesundheitssystem zur Last fällt sind kaum möglich. Die Zuordnung ist schon deshalb schwierig, weil die gesundheitsschädliche Wirkung der Vielzahl verwendeter Substanzen heterogen ist, was die Bestimmung von Ursache und Wirkung erheblich erschwert. Leistungsfanatiker balancieren gesundheitlich in der Tat auf einem schmalen Grat zwischen Wahn und Sinn.

Statt Zahlen und Fakten kursieren Hypothesen oder vage Schätzungen. Dr. med. Arnold Schüller, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein: „Hunderttausende deutscher Freizeitsportler nehmen vermutlich leistungssteigernde Substanzen ein, die Schätzungen liegen bei 200 000 Hobbyathleten, die Dunkelziffer ist hoch“. 

Der Sportmediziner Wilfried Kindermann von der Universität Saarbrücken schätzte 2006: "Etwa jeder fünfte Breitensportler ist gedopt." 

Der Nürnberger Pharmakologe und Dopingjäger Fritz Sörgel formuliert es drastisch: „Es wird Zeit, dass wir ein zusammenfassendes Bild über Doping-Betrug, Doping als Verbrechen und die Gesundheitsrisiken durch Doping im Sport geben“. 

Unterscheidungsmerkmal zwischen Berufs - und Hobbysportler

Entgegen allgemein herrschender Meinung dopen nicht nur Spitzenathleten die von Berufs wegen um Weltruhm und Millionengagen kämpfen sondern ebenso Freizeitaktivisten. Das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen Breitensportler und Profis besteht darin, dass sie ihr Hobby just for fun zum Privatvergnügen betreiben, und nicht um ihren Unterhalt zu verdienen. Sportliche Betätigung verspricht einen Ausgleich zum stressgeplagten (Berufs-) Alltag. Spaß und Fitness stehen stehen im Vordergrund, vertragliche Bindungen und daraus resultierende Verpflichtungen gegenüber Sponsoren gibt es im Normalfall keine. Abgesehen vom Selbstbetrug an der eigenen Gesundheit und Unsportlichkeit gegenüber Sportkameraden kann dopenden Hobby-Sportlern ohne kommerzielles Interesse deshalb keine Betrugsabsicht unterstellt werden. 

In diesem Zusammenhang spielt das gesellschaftliche Wertesystem, das sich ausschließlich an sensationellen Superlativen wie Rekorden und Goldmedaillen orientiert eine bedeutende Rolle. Eine Welt in der Tausendstel- Hundertstel- Zehntel- Sekunden über Hero oder Zero entscheiden ist in der Tat grausam hart. Wenn Superstars glorifiziert und Zweitplatzierte bereits als Looser abgestempelt werden treibt es den Leistungswahn mit all seinen negativen Auswüchsen auf die Spitze. Es ist die maßlose Erwartungshaltung, mit der sich die Gesellschaft am Dopinggeschehen mitschuldig macht. Wer es auf herkömmlichem - sprich erlaubten - Weg nicht schafft selbst gesteckte Ziele zu erreichen bzw. gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden unterliegt mitunter der Versuchung den unethischen Weg einzuschlagen.

Der Drang nach sozialer Anerkennung kann gesteigerte - mitunter sogar krankhafte Züge annehmen. Mittels Leistungsvergleiche bei realen Wettkämpfen oder auf virtuellen Web-Plattformen wie z.B. Strava können empfundene Anerkennungsdefizite ausgeglichen werden. Millionen von Läufern und Radfahrern nutzen das soziale Netzwerk zum internetbasierten Tracking sportlicher Aktivitäten, um ihre Daten aufzuzeichnen bzw. mit anderen Mitgliedern in Kontakt zu treten.

Daten wie Streckendistanz, Durchschnittsgeschwindigkeit, Höhenmeter, Fahrzeit etc. werden ins Netz gestellt, was andere Mitglieder durchaus anspornt Leistungen zu toppen um in der Bestenliste aufzusteigen. Bezahlkunden erhalten einen Premiumstatus und dürfen ihre Leistungswerte in Watt und Herzfrequenz preisgeben. Jeder Community-Teilnehmer kann x-beliebige Streckensegmente definieren und sein virtuelles Race fahren, gegen dessen Leistungslevel andere Teilnehmer antreten bzw. sich vergleichen können. Rekordhalter tragen solange den ehrwürdigen Titel <King> oder <Queen of the Mountain> bis die Bestleistung geknackt wird, was einem das Smartphone sofort meldet.

Experten gehen beim Doping von einer Leistungssteigerung von bis zu 15% aus. In Anbetracht dessen, dass bereits geringste Leistungsvorteile sowohl bei Schnelligkeit wie Kondition über Sieg oder Niederlage entscheiden macht deutlich, welch Quantensprünge "künstlich" herbeigeführte Leistungszuwächse versprechen. Doch zwanghaftes Leistungsstreben und Erfolg um jeden Preis birgt auch Schattenseiten. Einmal im Hamsterrad der bedingunslosen Leistungsspirale verfangen wird ein Teufelskreislauf Gang gesetzt, dem nur schwerlich zu entrinnen ist. Dazu zehrt ein geheimnisumwobenes "Doppelleben" gehörig am Nervenkostüm denn notorisches Leugnen um Lug und Trug zu vertuschen verbraucht auf Dauer massig Energie. Besonders prekär wird es, wenn Dopingsünder entlarft werden und infolgedessen in Depressionslöcher fallen an denen sie zu zerbrechen drohen. Ruf und Ansehen - womöglich sogar die Existenz - stehen am Spiel, denn wer sich erwischen lässt der wird für seine inakzeptable Verhaltensweise gnadenlos gebrandmarkt, gesellschaftlich geächtet und vom Renngeschehen verbannt. Eine vertrackte Situation, die je nach sozialem Umfeld psychotherapeutischer Hilfe braucht, um aus dem Schlamassel wieder heraus zu kommen. Manche schaffen es, manche nicht wie der traurige Fall von Marco Pantani zeigt.

Laut einer Studie des niedersächsischen Innenministeriums und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft aus dem Jahr 2002 werden in Deutschland jährlich etwa 100 Millionen Euro für illegale Dopingmittel ausgegeben. 

Doping-Definition

Die Doping-Definition ist im Welt Anti-Doping-Code (WADC) verankert. Demnach wird unter Doping in engerem Sinne die Einnahme verbotener Substanzen oder die Anwendung unerlaubter Methoden zur Leistungssteigerung im Sport verstanden. Die offizielle Definition des Dopings wurde 2004 von der WADA erweitert und besagt folgendes: ”Doping ist das Vorhandensein einer verbotenen Substanz, seiner Metaboliten oder eines Markers in der Probe eines Athleten. Weiterhin ist Doping der Gebrauch oder der Versuch der Einnahme verbotener Substanzen aus den verbotenen Wirkstoffgruppen oder verbotener Methoden.” 

WADA/NADA-Code

  • Vorhandensein eines verbotenen Wirkstoffs, seiner Metaboliten oder Marker in den Körbergewebs- oder Körperflüssigkeitsproben eines Athleten
  • Der Gebrauch oder der versuchte Gebrauch eines verbotenen Wirkstoffs oder einer verbotenen Methode durch einen Athleten
  • Die Verweigerung sich nach entsprechender Aufforderung einer Probennahmen zu unterziehen, oder jede anderweitige Umgehung der Probennahme

 Tramadol ab. 1. März 2019 auf der Anti-Doping-Liste

Laut Radsportweltverband UCI wird das Schmerzmittel Tramadol mit Wirkung vom 1. März 2019 auf der Liste der verbotenen Mittel geführt. Wird künftig ein Fahrer auf dieses Schmerzmittel positiv getestet, erfolgt beim ersten Vergehen eine Geldsrafe, nach der dritten Auffälligkeit wird eine Sperre von neun Monaten verhängt. Geben zwei Fahrer aus demselben Team innerhalb von zwölf  Monate einen positiven Test ab, wird eine Geldstrafe von 10.000 Schweizer Franken erhoben. Ein weiterer Verstoß innerhalb dieses Zeitraums führt zu einer Teamsperre von einem Monat bis zu einem Jahr.  

Eine Untersuchung der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA brachte zutage, dass im Jahr 2017 in deutlich mehr als vier Prozent aller Blut- oder Urinproben von Radsportlern Spuren des Schmerzmittels gefunden wurden.

Verbotene Wirkstoffe und Methoden sind in der Anti-Dopingliste zusammengefasst. Sie wird jährlich aktualisiert und rechtlich verbindlich im Bundesgesetzblatt II veröffentlicht. Wer nicht dopen, aber trotzdem Höchstleistung bringen will, balanciert auf einem schmalen Grat. 

 

 Herzmedikament Mildronate®

In Urinproben, die die "Welt-Anti-Doping-Agentur" WADA zum Zwecke von Dopingkontrollen entnahm, wurde immer häufiger die Substanz Meldonium - welchens im Herzmedikament Mildronate® enhalten ist - aufgespürt. Das Medikament ist in Deutschland nicht zugelassen, wird aber in Russland (Hersteller des Arzneimittels ist die lettische Firma Grindeks) und osteuropäischen Staaten für Angina und Herzerkrankungen verschrieben, um die Durchblutung und Zellregeneration anzukurbeln. Nach der Tennisikone Maria Scharapowa wurde auch die mehrfache Schwimm-Weltmeisterin Julija Jefimowa, Eisschnelllauf-Weltmeister Pawel Kulischnikow und Olympiasieger Semjon Jelistratow im Shorttrack (Disziplin im Eisschnelllauf) positiv getestet. Die britische Zeitung <The Times> berichtete über Hinweise auf systematisches Doping im russischen Sport - das sowohl die Leichtathletik als auch den Schwimmsport betreffen soll. Es fällt auf, dass hauptsächlich russische Sportler mit Meldonium m Körper erwischt werden. Weil Herzzellen mit dem Wirkstoff weniger Sauerstoff benötigen steigert es neben einer verbesserten Sauerstoffverwertung vereinfacht gesagt auch die physische Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Dies bestätigt auch Mario Thevis, Dopingforscher an der Deutschen Sporthochschule Köln der gegenüber der Süddeutschen Zeitung äußerte, dass der Wirkstoff "eine höhere physische und mentale Belastbarkeit sowie eine schnellere Regeneration" verspricht. Letztlich gab laut "Spiegel-Online" der Beliebtheitsgrad beim Missbrauch mit der Substanz durch Athleten - sei es im Ringen, Schwimmen, Rudern, Leichtathletik oder Volleyball -  den Ausschlag, dass die WADA das Medikament mit Wirkung ab 1. Januar 2016 auf die Verbotsliste setzte. 

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Doping im Jedermannsport keine Einzelfälle sind. Othmar Peer, Sportjournalist und Mitbegründer des Ötztal-Radmarathons geht generell von einer hohen Doping-Dunkelziffer bei ausdauerorientierten Breitensportveranstaltungen aus. Dass dabei der Fairplay-Grundsatz <der Bessere möge gewinnen> ad absurdum geführt wird der die Glaubwürdigkeit untergräbt ist ein faden Beigeschmack. Dies steht weder im Einklang mit der medizinischen Ethik noch der Ethik des Sports. 

Ein ARD Rechercheteam fand heraus, dass auch Anabolika und selbst das Blutdopingmittel Epo unter Breitensportlern viel weiter verbreitet ist als bisher angenommen. Die Entwicklung blieb auch Veranstaltern nicht verborgen, legen doch signifikante Leistungssprünge die Vermutung von Doping nahe.

 Blutdoping

Mit Blutdoping (Eigenblut- oder Fremdblutspenden) wird die Hämoglobinkonzentration im Blut durch Transfusion von Blutkonserven – angereichert mit roten Blutkörperchen - erhöht. Dadurch verbessert sich die Sauerstoffaufnahme und Sauerstofftransportkapazität des Blutes - die Ausdauerleistung steigt. Blutdoping steht seit 1988 auf der Liste der verbotenen Methoden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sowie der World Anti-Doping Agency (WADA).
EPO (Erythropoetin) ist ein synthetisch hergestelltes Mittel zur Erhöhung der Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und damit der Sauerstoffaufnahmefähigkeit des Blutes.

Rechtslage

Betrachtet man die derzeitige gesetzliche Rechtslage in Deutschland, sind Breitensportler in Sachen Doping „fein raus“, denn mit Ausnahme der beschränkten Besitzstrafbarkeit bestimmter Dopingmittel drohen ansonsten keine (straf-) rechtlichen Konsequenzen. Nur "der Besitz von nicht geringen Mengen" an Dopingmitteln wie es im deutschen Arzneimittelgesetz schwammig heißt, kann die Einleitung eines Strafverfahrens nach sich ziehen.

Das am 1.01.2016 in Kraft getretene deutsche Anti-Doping-Gesetz erlaubt erstmals, dass Berufsathleten für Dopingvergehen mit bis zu drei Jahren Haft strafrechtlich belangt werden können. Unrechtmäßiger Besitz oder Verabreichung von den im Gesetz aufgeführten 94 leistungssteigernden Substanzen sind genauso strafbar wie die im WADA-Kodex gelisteten Methoden des Eigenblutdopings. Der Haken: das deutsche Anti-Doping-Gesetz zielt einzig auf Berufssportler. Infolgedessen können unlizenzierte Dopingsünder bei Breitensportveranstaltungen trotz Einnahme leistungssteigender Substanzen wie z.B. Testostoron, EPO, Asthmamittel oder bei Blutdoping höchstens von der NADA (Nationale Anti Doping Agentur Deutschland) sportrechtlich aber nicht von einem Gericht strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden. Mit der Ungleichbehandlung zwischen Berufs- und Freizeitsportlern wird sich in Kürze das Bundesverfassungsgericht befassen. Das Anti-Doping-Gesetz betrifft rund 7000 Berufssportler in Deutschland, während Breitensportler unbehelligt bleiben. Bis zur höchstrichterlichen Rechtsprechung kommen Dopingsünder im Hobbysport juristisch betrachtet ungeschoren davon.

Doch selbst eine schärfere Gesetzgebung wie in den USA führte dort nicht zu einer signifikanten Eindämmung des Problems. Und trotzdem ist die Hilfe des Gesetzgebers sicherlich als unabdingbar einzuschätzen.

Ist der Nachweis einer verbotenen Substanz durch eine positive Probe erbracht, kann der jeweilige Sportverband oder der Veranstalter eine Sperrung oder Ausschluss von einem Wettkampf bzw. Veranstaltung aussprechen. Dies ist derzeit die einzige Handhabe, ertappte Dopingsünder zu bestrafen. Geschehen z.B. beim Ötztal-Radmarathon, Maratona dles Dolomites und Gran Fondo New York. Das Strafmaß kann die Aberkennung eines Sieges oder Platzierung zu Folge haben und/oder ein zeitlich begrenzter Ausschluss oder gar lebenslange Sperre nach sich ziehen. Schärfere Bestrafungen wie z.B. Geldbußen sind mangels Gesetzesgrundlage nicht möglich.

Kontrolldefizit

Dopingkontrollen machen grundsätzlich dort Sinn, wo eine offizielle Zeitnahme unlautere Machenschaften am ehesten vermuten lässt. Wie Nachforschungen der ARD-Recherche-Redaktion Sport ergaben, werden Hobbysportler bei Radrennen, Marathons und Triathlons in Deutschland, Österreich und der Schweiz bis auf wenige Stichprobenkontrollen so gut wie gar nicht getestet. Diesbezüglich befragte die TV-Redaktion 45 Veranstalter nach Doping-Kontrollen. Die gängige Praxis schaut so aus, dass aus Kostengründen und organisatorischem Aufwand wegen allenfalls Podiumskandidaten getestet werden. In Relation zur Masse an Breitensportlern dürften sich durchgeführte Dopingtests im Promillebereich bewegen. Wie Dr. Helmut Mahler, Sachverständiger beim Landeskriminalamt Düsseldorf gegenüber dem Fachmagazin RENNRAD bestätigte sind die aufgedeckten Einzelfälle reine Zufallstreffer "ungeschickter" Doper und repräsentieren somit nur die Spitze des Eisbergs. Wo kein Richter dort kein Henker, weswegen die Angst erwischt zu werden verschwindend gering ist. Manche tauschen sich ganz ungehemmt öffentlich im Netz über "Leistungsbeschleuniger" aus ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Schon dreist, wenn die moralische Verwerflichkeit keine Schamgrenze kennt. Dass sich Wut und Unverständnis in der Öffentlichkeit bzw. unter Sportlern breit macht ist verständlich. Schließlich fühlen sich die "Gelackmeierten" um ihre Chancengleichheit gebracht. 

Es gibt genügend Hinweise, dass gerade auch bei Rennen im Ausdauer-Breitensport gedopt wird, sagt der österreichische Sportmoderator Othmar Peer gegenüber der ARD-Recherche-Redaktion Sport: "Das ist für mich als Moderator immer ein bisschen schwierig: Da soll ich im Ziel Stimmung machen und weiß genau, also das ist sicher nicht mit rechten Dingen zugegangen. Man sieht das an diversen Leistungssprüngen bei Teilnehmern. Natürlich werden an der Spitze einige sein, die mit unerlaubten Mitteln arbeiten. Aber das Problem ist auch weiter hinten zu finden. Die Leute haben ihre persönlichen Ziele, die sie mit allen Mitteln erreichen wollen. Manche nehmen sogar etwas, weil sie unter zehn Stunden (Anmerkung: bzgl. Ötztal-Radmarathon) fahren wollen".

Klar ist aber auch, dass es im Breitensport rechtlich kaum und logistisch fast unmöglich ist, flächendeckende Dopingkontrollen durchzuführen.

Dopingkontrollen

Novum: am 4. September 2015 tauchten völlig überraschend NADA-Kontrolleure erstmals bei einer Radtourenfahrt (RTF) in Forchheim auf und testeten vornehmlich RTF-Wertungskarten-Inhaber. Erste Anzeichen, dass die Anti Doping Agentur ihre Kontrollaufgabe auf den Breitensport ausdehnt. Wenn Siegerlisten zu Protokolle verkappter Dopingsünder verkommen - was bei Prestige-Wettbewerbsveranstaltungen zu befürchten steht - ist es höchste Eisenbahn gegenzusteuern. So kam z.B. der Ötztal-Radmarathon in den letzten Jahren aus den Negativschlagzeilen gedopter Spitzenfahrer nicht heraus. Dem Treiben soll nun ein Riegel vorschoben werden, indem Dopingtests als Schutzbrandmauer vor Dopingsündern wirken soll.