• Adalbert-Stifter-Radweg
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  • Frauenberg
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  • Böhmerwalddenkmal (830 m) - Ortsteil Lackenhäuser der Gemeinde Neureichenau
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  • Rosenauer Kapelle (884 m) - benannt nach dem Baumeister des Schwarzenberg‘schen Schwemmkanals
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  • Frauenberg
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  • Blick auf den Bayerischen Plöckenstein (1.364 m.ü.M.) beim Grenzübergang Pendelin / Furt (A/D)
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  • Blick auf den Plöckensteinsee / Plesne jezero (1.090 m)
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  • Oberschwarzenberg am Böhmerwald - Oberes Mühlviertel
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  • Schwarzenberg am Böhmerwald - Oberes Mühlviertel
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  • Skigebiet Hochficht - Oberes Mühlviertel
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  • Skigebiet Hochficht - Oberes Mühlviertel
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  • Grenzübergang I/10 Plöckenstein (CZ/A) 1.02 m
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  • Böhmerwald - Nationalpark Šumava
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  • Böhmerwald (Šumava)
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  • Moldaustausee (Lipno) - größter See Tschechiens (738 m)
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  • Radlerpause in Schwarzenberg am Böhmerwald
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  • Entlang am Schwarzenberger Schwemmkanal
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  • Anstieg zum Plöckensteinsee
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  • Rosenauer Kapelle - benannt nach dem Baumeister des Schwarzenberg‘schen Schwemmkanals
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  • Seebachschleuse bei der Rosenauer Kapelle
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  • Plöckensteinersee / Plešné jezero (1.090 m)
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  • Plöckensteinersee / Plešné jezero (1.090 m)
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  • Hirschbergen-Tunnel am Schwarzenberger Schwemmkanal (Einlaufportal)
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  • Jelení Vrch
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  • Hirschbergen-Tunnel am Schwarzenberger Schwemmkanal (Auslaufportal)
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  • Gemarkung Rakouská Cesta-Ríjište (Hirschröhren, 885m)
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  • Grenzübergang I/10 Plöckenstein (1.020 m)
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  • Oberes Mühlviertel
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  • Plöckensteinsee (Plesne jezero) - 1.090 m
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  • Plöckensteinsee (Plesne jezero) - 1.090 m
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  • Plöckensteinsee (Plesne jezero) 1.090 m
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  • Rosenauer Gut / Lackenhäuser (Bayerischer Wald)
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  • Rosenauer Gut - Bayerischer Wald
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  • Rosenauer Denkmal (925 m) Beginn des Schwarzenberger Schwemmkanals
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Grenzübergang I/10 Plöckenstein - Vom Nationalpark Šumava in den Böhmerwald des österreichischen Mühlviertels 

      

Wie die Dreiländer-Radtour eindrucksvoll beweist, profitieren "Grenzradler" vom geeinten Europa in besonderem Maß - genauso wie es Adalbert Stifter als Grenzgänger im Dreiländereck Österreich/Deutschland/Tschechien schon vor 200 Jahren widerfuhr, bevor die fürchterlichen Weltkriege Not und Elend brachten und noch keine Grenzzäune, Stacheldraht und Grenzpatrouillen ganze Völker voneinander trennten.

Heute radelt man dagegen völlig zwanglos ohne jegliche Kontrollen über die sogenannte "grüne Grenze". Ansatzlos geht's von der Wildnis des Nationalparks Šumava - der bislang mit einer einzigen Ausnahme zwischen Nova Pec und der Gemarkung Klapa (4.5 km) insgesamt 42 Kilometer (einschl. Plöckenstein- u. Moldaustausee) durchquert wurde - hinüber in den Böhmerwald des österreichischen Mühlviertels. Der wechselnde Landschaftcharakter mit saftiggrüner Hügellandschaft und imposanten Panoramen bringt eine reizvolle Abwechslung mit sich. 

Das obere Mühlviertel - einer der fünf österreichischen Großlandschaften - liegt im Granit- und Gneisplateau. Der westlichste Teil des oberen Mühlviertels wird mithin auch als oberstes Mühlviertel bezeichnet, welches die vier Böhmerwald-Gemeinden Aigen-Schlägl, Ulrichsberg, Klaffer am Hochficht, Schwarzenberg am Böhmerwald und einen ca. fünf Kilometer breiten Grenzstreifen zwischen Julbach und der Donau umfasst. 

Der Rad- und Fußgänger-Grenzübergang Rakouska I/10 liegt auf 1.020 m Höhe. Der Scheitelpunkt markiert nach dem Plöckensteinsee die zweithöchste Position der Dreiländertour.  

Für Radfahrer ist ein Grenzübertritt grundsätzlich ein besonderes Momentum. Erst recht, wenn man in einer zivilisationsfreien Umgebung mühsam im bewaldeten Bergland einen längeren Anstieg bezwungen hat, und dann am Zenit von ausgeschütteten Glückshormonen regelrecht übermannt wird.  

Willkommen im österreichischen Böhmerwald. Außer der kleinen Berghütte, einigen Infotafeln und Wegweisungen gibt es an dem abgelegenen Ort mitten im Wald nichts zu bestaunen. Ein Unterstand bietet bei Schlechtwetter einen nützlichen Wetterschutz. 

Anderes Land andere Sitten. Was für Land & Leute gilt betrifft auch das Beschilderungssystem, das anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Wanderwegschilder erkennt man an ihrer gelben Hintergrundfarbe. Für Radfahrer haben sie keine Relevanz.

Gefährliche Schlüsselstelle: nach einer 3.5 km langen Gefällfahrt vom Grenzübergang heißt es aufpassen: kurz vor dem Ereignis-Haus Holzschlag (Jugendherberge) auf 900 m Höhe wird die rasante Abfahrt direkt an einem Radwegschild von einer engen 180° Spitzkehre jäh eingebremst. 

Nach der Kehre setzt sich das Gefälle bis zur Hochficht-Talstation fort.

Nach der längeren Schotterabfahrt im dichten Wald traut man seinen Augen nicht, wenn man unerwartet in einer Waldlichtung auf einer Skipiste landet. So locker flockig wie man zur Talstation hinab rollte, so zäh geht's unvermittelt in einen Gegenanstieg, der wieder einige Energie kostet.

Ab der Talstation schließt sich ein "Wadelzwicker" an. Mit 84 hm auf einer Länge von 2 km zwar nicht sonderlich steil, aber nach fortschreitender Tourdauer zwickt und zwackt es hier und da schon ein wenig. 

Nachdem die Kuppe auf 940 m Höhe erreicht ist, darf man sich über eine 4.5 km lange Abfahrt mit 200 Tiefenmeter nach Schwarzenberg a.B. freuen. Lichtdurchflutet mäandert der kurvige Schotterweg nach unten. 

Auf teils losem Schotter ist in Kurven besondere Vorsicht - ebenso an einer plötzlich auftauchenden Straßeneinmündung! Ganz untypisch ist man etwa 5 km mit Straßenverkehr konfrontiert. 

 Wer wetterbedingt bzw. aus anderen Gründen eine kleine Abkürzung einschlagen und sich 100 Höhenmeter ersparen möchte, für den gibt es 1.5 km vor Schwarzenberg am Böhmerwald eine höher gelegene Ortsumfahrung. Einfach rechts auf die Ringstraße "Schwarzenberg am Böhmerwald" abbiegen (851 m.ü.M.) und die Talstation Hochficht passieren bis die Straße nach zwei Kilometer km wieder in die offizielle Dreiländerroute (831 m) einmündet (1 km kürzer als die Originalroute).

Ruckizucki rollt man dem tiefsten Streckenpunkt der Route (780 m.ü.NN.) entgegen. Am Waldrand eröffnet sich eine atemberaubende Vogelperspektive auf Schwarzenberg am Böhmerwald, sowie die sanft gewellte Hügellandschaft. Die Gemeindeverbindungsstraße windet sich  hinab ins Tal – Gelegenheit etwas durchzuschnaufen und die Blicke schweifen zu lassen.  

Die grandiose Aussicht auf Schwarzenberg am Böhmerwald offenbart, in welch wunderschönen Lage die Gemeinde Schwarzenberg am Rand des Böhmerwalds im oberen Mühlviertel liegt. 

Schwarzenberg am Böhmerwald

Die einzigartige Atmosphäre des kleinen Bildhauerortes ist geprägt von beeindruckenden Holzskulpturen, die von Künstlern aus aller Welt geschaffen wurden. Sehenswert ist das Heimatmuseum in der Alten Volksschule mit dem Hl. Grab als Dauerausstellung und dem Adalbert Stifter Museum.

Die modern ausgestattete Ausstellung im Heimatmuseum widmet sich dem berühmten „Sohn des Böhmerwaldes“ Adalbert Stifter. Der Besucher erhält einen Überblick über Stifters Leben, sein literarisches und bildnerisches Werk. Zudem werden Stifters Wirken als Pädagoge und Schulinspektor sowie seine visionäre Schulbauoffensive im Lande gewürdigt. Zu den Glanzlichtern der Präsentation zählen das weltweit einzige Stifter-Hologramm, der „Ritt des Witiko“, aus der Satellitenperspektive und der preisgekrönte Stifter-Denkmalentwurf für Linz von Othmar Schimkowitz (1900). 

Direkt vor der Straßeneinmündung in die Dreisesselbergstraße befindet sich an der rechten Hauswand eine Gedenktafel: "In diesem Hause beim Bäcker und Wirt Johann Weixlbaumer hielt Adalbert Stifter zwischen 1855 und 1866 gerne Einkehr und nächtigste hier".

Der „Bildhauerort“ Schwarzenberg am Böhmerwald - umgeben vom Mühlviertler Bergwald - zählt 635 Einwohner, die sich auf umliegende Streusiedlungen verteilen. Sehenswert ist der 1. Österreichische Skulpturenpark. Weitere Attraktionen sind das Schwarzenberger Heimathaus, die Schwarzenberger Leinölpresse.

Ob die Zeit für einen Schwimmbadbesuch ausreicht muss jeder selbst entscheiden. Klar ist, dass ein erfrischendes Bad bzw. eine kurze Auszeit nach der schweißtreibenden Kurbelarbeit immer gut tut. Auch im Hinblick dessen, dass die Weiterfahrt noch zwei Steigungen mit 360 Höhenmeter abverlangen. 

Kurz nach dem Freibad wird am Ortsende an der Straßengabelung rechts nach Oberschwarzenberg abgebogen. Der Ortsname deutet es schon an, dass es bergauf geht. Zu allem Überdruß ist der schattenfreie Südhang ungeschützt der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, was in den Sommermonaten zur nachmittaglichen Stunde einige Schweißtropfen kostet. Bis kurz vor der Landesgrenze (3.5 km) sind 190 Höhenmeter auf der schwach befahrenen Verkehrsstraße (6% Durchschnittssteigung) zu überwinden.

Im ökonomischen Tretrhythmus lässt sich die Steigung auf der Straße relativ gut bewältigen. 

Wieder ist ein kleines (Berg-) Etappenziel erreicht. 

Baumstämme als rustikale Radlständer, wo auch breitere MTB-Reifen reinpassen - da fühlt man sich Herzlich Willkommen. Der Gasthof Dreiländereck verfügt auf der Stirnseite eine schöne Terrasse, die einen tollen Ausblick ins Mühlviertel bietet. 

Zugegebenermaßen: der Berg zieht sich. Emsig schraubt sich der Radler weiter aufwärts.

Die Belohnung des zweitletzten Anstiegs der Tour folgt auf dem Fuß da man auf der Höhe eine herrliche Aussicht genießt.

Die Höhenlage (930 m.ü.M.) beglückt hier oben mit faszinierenden Ausblicken über das osterreichische Mühlviertel, deren landschaftlicher Charakter die sanft gewellte Hügellandschaft nördlich der Donau zum Ausdruck bringt. Das Mühlviertel hat seinen Namen von den Flüssen Große Mühl, Kleine Mühl und Steinerne Mühl und grenzt im Westen an Bayern, im Norden an Südböhmen und im Osten und Südosten an Niederösterreich.Dass das Mühlviertel nach dem Burgenland (durchschnittlich 2053 Einwohner je Gemeinde) von allen Regionen Österreichs die zweitgeringste durchschnittliche Einwohnerzahl je Gemeinde verfügt, spielt Naturliebhabern und dem sanften Tourismus in die Karten. 

Endlich ist der Zenit kurz vor dem Grenzübertritt am Waldparkplatz erreicht, wo sich etliche Schautafeln sowie ein kleiner Rastplatz befindet.

 Vom Waldparkplatz starten vier Adalbert-Stifter-Literaturwanderwege. Ein ganzes „Literatournetz“ bietet mit 24 km Länge mehrere Rundwege und Wegstrecken, die beliebig kombinierbar sind. 15 Haltepunkte weisen Schautafeln mit Stifterzitaten sowie zeitgenössische Kunstwerke auf. 

Nachdem man sich an der Gabelung links gehalten hat, führt der fein gekieste Themenwanderweg "Adalbert Stifter" in leichtem Gefälle hinab zur Landesgrenze Pendelin / Furt an.

Foto: Direktsicht auf den Bayerischen Plöckenstein (1.364 m.ü.M.) kurz vor dem Grenzübergang (920 m.ü.M.).

  Böhmerwaldkamm


Wer im Dreiländereck länger weilt und sein Rad/MTB mal gegen Wanderschuhe tauschen möchte, der erkundet den felsigen Böhmerwaldkamm (Adalbert-Stifter-Steig) auf Schusters Rappen (teilweise Bohlenwege - festes Schuhwerk erforderlich). Der (Felsen-) Steig verläuft vom Dreisessel (1.333 m.ü.M.) → Steinernes Meer → Bayerischer Plöckenstein → Dreiländermark am Dreiländereck zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien → Adalbert-Stifter-Dachl → Plöckenstein/Plechý  (1.379 m ü. M.) - höchster Berg im Böhmerwald → zum Adalbert-Stifter-Denkmal (1.310 m ü. M.), von dessen Felsvorsprung man eine grandiose Aussicht auf den Plöckensteinsse und Moldaustausee genießt. Einkehrmöglichkeit (Gaststätte / Biergarten / Übernachtung) beim Dreisesselberghaus.

 Bemerkung: der Dreiländer-Radweg umrundet komplett den oben beschriebenen Böhmerwaldkamm.

Grenzübergang Pendelin / Furt       

Unscheinbar wird eine Furt überquert, und schon befindet man sich wieder im Bayerischen Wald. Für wissensdurstige Radler lohnt es sich vom Sattel zu steigen, und die Info-Schautafeln entlang des Themenwegs zu lesen. 

Nach dem Grenzübertitt schließt sich ein steileres Gefälle auf einem grob geschotterten Waldpfad hinab zum Rosenauer Gut an. Innerhalb 1.3 km sinkt das Höhenniveau um 106 Meter. Wer sich unsicher ist, sollte sein Rad auf den technischen Passagen mit losem Schotter sicherheitshalber schieben.

Die folgende Abfahrt ist wegen losem Schotter mit Vorsicht zu genießen. 

Lackenhäuser - am Fuße des Böhmerwaldkamms - ist auf bayerischer Seite der erste Ort nach dem Grenzübertritt. Die Streusiedlung war bis 1978 eine selbstständige Gemeinde. Heute gehört Lackenhäuser als Ortsteil zur Gemeinde Neureichenau (4 km).

Kurz vor dem Rosenberger Gut beginnt nach einer scharfen 180° Kurve das Höhenlevel wieder zu steigen. Der letzte Schotterweg-Anstieg führt nochmals auf knapp 1.000 Meter Höhe (3.9 km / 160 hm). 

Im Rosenberger Gut in Lackenhäuser hat Adalbert Stifter viele Jahre verbracht und seine weltberühmten Böhmerwalderzählungen geschrieben. 

Das Rosenberger Gut, ein stattliches zweigeschossiges Gebäude mit angefügtem Seitenflügel, dem sogenannten „Ladenstöckl“, wurde 1818 erbaut und diente dem Schriftsteller und Maler Adalbert Stifter über eine Zeitspanne von zehn Jahren als Sommeraufenthalt.

Sehenswert ist das Heimatmuseum, das sich im Anbau der Hochwaldhalle befindet und authentische Einblicke in das karge bäuerliche Leben der damaligen Zeit gewährt. 

 Rosenberger Gut 

Das prachtvolle Gutshaus in Lackenhäuser wurde 1818 von Matthias Rosenberger erbaut, das sich alsbald zu einer Anlaufstelle für den aufkeimenden Tourismus im Dreiländereck entwickelte. Sohn Franz Xaver Rosenberger baute 1854 neben dem Gut ein Wirtshaus und eine Marienkapelle. Das Anwesen diente dem Handel, aber auch Schmugglern, den so genannten „Schwärzern“, als Zuflucht, während im Privathaus Grenzbeamte gastierten.

Als Freund des großen Böhmerwalddichters Adalbert Stifter überließ er ihm öfter das Obergeschoss im Seitenflügel (Ladenstöckl), wo sich heute zwei Gedenkräume und ein kleines Stifer-Museum befinden. Adalbert Stifter verbrachte nahezu 200 Tage in dem Anwesen. Stifter war von 1855 bis 1866 mit seiner Frau und Ziehtochter bisweilen monatelang anwesend. Bei seinem letzten Aufenthalt schrieb er: "Meine ganze Seele hängt an dieser Gegend: Wenn ich irgendwo völlig genese, so ist es dort ...". Die Aufenthalte dienten nicht allein der Erholung, sondern förderten während mehrerer Kuraufenthalte auch sein dichterisches Schaffen. So entstand an diesem stillen Rückzugsort der historische Roman "Witiko" sowie die Erzählung der "Waldbrunnen". Zudem erlebte er im November 1886 außergewöhnlichen Schneesturm, den er unter dem Titel "aus dem bayrischen Walde" beschreibt.

Früher diente das Rosenberger Gut als Jugendherberge, heute wird es als Pflegeheim genutzt.    

Böhmerwalddenkmal (830 m)

Auf dem Weg zum Witikosteig – benannt nach Stifters Erzählung „Witiko“ – gelangt man zum Böhmerwald-Mahnmal, das zum Innehalten einlädt. Der Steig führt weiter durch den Wald zur Hochstraße, die bis zum Dreisesselparkplatz führt. 

Das Böhmerwalddenkmal liegt nicht im Sichtbereich der Radroute. Einzig der Felsblock mit der Inschrift "Zum Mahnmal der Böhmerwaidler" weist darauf hin (Schotterweg 100 m waldeinwärts fahren). Es befindet sich etwas verborgen neben dem Parkplatz beim Gasthof "Waldstüberl Moser" an der Straße Lackenhäuser 155 (Ortsteil Lackenhäuser der Gemeinde Neureichenau) inmitten des Waldes.

Das Mahnmal steht direkt neben dem plätschernden Mühlbach. 30 Jahre nach ihrer Vertreibung errichteten die Böhmerwäldler dieses Mahnmal in einem Waldstück bei Lackenhäuser im Gedenken an ihre Toten mit dem Ruf an die Völker, das Recht auf Heimat und Freiheit nie wieder zu brechen. 

Das düster wirkende "Mahnmal der Güte" strahlt bedrückende Demütigkeit aus.

Gedenk-Inschrift:

Die Böhmerwaldler errichtten dreissig Jahre nach ihrer Vertreibung dieses Mahnmal im Gedenen an ihre Toten mit dem Rud an die Völker das Recht auf Heimat und Freiheit nie wieder zu brechen

Nun gilt es, den finalen 160 hm-Anstieg (4 % Durchschnittssteigung) auf einer Länge von 3.8 km Länge zu bewältigen.

 Nachdem der Scheitelpunkt (990 m.ü.M.) überwunden ist, lohnt sich nach zwei Kilometer ein kleiner Abstecher zum unmittelbar in der Nähe liegenden Aussichtsgipfel Klausgupf (929 m.ü.M.). Man erreicht diesen herrlichen Aussichtspunkt nur wenige Meter abseits der Radroute auf einem Wanderweg. Der Klausgupf nahe Bernarden weist eine ähnliche Felsformation wie der Dreisesselfelsen auf.

Am Horizont breitet sich die kupierte Landschaft des Österreichischen Mühlviertels sowie des Bayerischen Waldes aus. Vom Hochplateau auf knapp 1000 m Höhe sinkt das Höhenlevel auf einer gut 4 km langen Abfahrt zur Streusiedlung Frauenberg (Gemeinde Haidmühle) auf 880 Meter Höhe.

    

Kaum ist die Staatsstraße 2130 (Waldkirchen-Haidmühle) überquert, führt eine Stichstraße direkt zum Adalbert-Stifter-Radweg.

 Wasserscheide 

In Frauenberg erinnert ein Denkmal an die Wasserscheide von Elbe und Donau. Die Moldau entwässert nach Norden hin großflächig das Gebiet, wo nach Mündung in die Elbe später in die Nordsee fließt. Die Moldau - häufig auch als „Böhmisches Meer“ bezeichnet - ist der längste Fluss in Tschechien (430 km) und zugleich der größte Nebenfluss der Elbe. Richtung Süden und Westen sammeln dagegen Ilz, Erlau und Große Mühl Wasser auf und fließen bei Passau bzw. Linz in die Donau, die ins Schwarze Meer mündet.

Durch eine technische Meisterleistung wurde die Wasserscheide mit dem Bau der Kreuzbachklause und dem zugehörigen Triftkanal, der das der Moldau gehörige Dreisesselwasser in den Osterbach und damit in die Ilz brachte überwunden. Heute ist der Kanal ist größtenteils verfallen, weshalb der Kreuzbach wie zu früheren Zeiten wieder der Moldau zufließt.

Nachdem die anstrengenden Höhenmeter bewältigt sind, kommt die sauerstoffangereicherte Waldpassage des Adalbert-Stifter-Radwegs wie gerufen. Zumindest wer mit dem "Biobike" die Strecke gemeistert hat freut sich nach 1.100 Höhenmeter umso mehr, dass im Schlussabschnitt der nötige Pedaldruck spürbar nachlässt und man seinem Ziel ohne größere Kraftanstrengung entgegen rauscht.

Die Dramaturgie der Dreiländer-Tour beschert mit Schwenk auf den Adalbert-Stifter-Radweg eine 4 km lange sanft abschüssige "Auslaufstrecke", deren Trasse am 12.06.2005 feierlich eröffnet wurde. 

Das nivellierte Streckenprofil des Bahntrassen-Radwegs sowie die gute Streckenbeschaffenheit auf der wassergebundenen Fahrbahnoberfläche macht zum Schluss richtig Laune, zumal man auch noch am Scheitelhochpunkt (Europäische Wasserscheide) des Adalbert-Stifter-Radwegs einsteigt. So senkt sich das Höhenlevel bis zum Bahntrassen-Ende in Haidmühle kontinuierlich um ingesamt 42 Tiefenmeter ab. Die 1 prozentige Gefällneigung kommt entlang des Mirasatbachs der malträtierten Beinmuskulatur entgegen.

Kneippanlage Jogl am Mirasatbach

Kurz vor Haidmühle erwartet Radfahrer ein echter Gesundheitsknüller. Der eiskalte Mirasatbach speist hier die Kneippanlage Jogl und sorgt nicht nur für ein abwechslungsreiches Vergnügen sondern hilft gepiesackten Beinen beschädigte Muskulatur zu reparieren. Also genau das, was der Körper zur Wiederherstellung benötigt.  

Wassertreten (30-120 Sekunden) leitet schonend die Regenerationsphase ein. Beim anschließenden Pedallieren erwärmen sich die kalten Füße wie im Nu. 

 Die Kneippanlage Jogl am Mirasatbach befindet sich am Schnittpunkt des Adalbert-Stifter-Radweg mit der Haideltour-Route.    

Kneippen regt -  in dem Kaltwasserbecken nicht nur den Kreislauf und den Stoffwechsel an bzw. fördert die Durchblutung - sondern stärkt dazu auch das Immunsystem. Darüber hinaus wirkt die Methode ganzheitlich, d.h. Körper, Kopf und Seele kommen in Einklang. Eine wahre Wohltat, die für ausgemergelte Radfahrer wie gerufen kommt.  

Die unmittelbare Nähe des beliebten Adalbert-Stifter-Radwegs bringt es mit sich, dass viele Radfahrer von dem natürlichen "Gesundbrunnen" regen Gebrauch machen. Im Wasser liegt das Heil; es ist das einfachste, wohlfeilste und - recht angewandt - das sicherste Heilmittel (Sebastian Kneipp). 

 Sebastian Kneipp

Sebastian Kneipp wurde am 17.05.1821 geboren. 1844 zog er mit seinem Förderer Dr. Matthias Merkle nach Dillingen, wo er am Gymnasium trotz Tuberkulose das Abitur machte. 1849 begann er mit dem Theologiestudium und entdeckte rein zufällig ein Buch des Arztes Johann Siegmund über die Heilkraft von kaltem Wasser. Beeindruckt von dessen Erkenntnissen unternahm Kneipp im Selbstversuch Bäder in der kalten Donau. Sein Gesundheitszustand verbesserte sich derart, weshalb er seine kostenlosen Behandlungsformen auch auf Patienten ausdehnte. Bezeichnend, dass ausgerechnet Ärzten das Vorgehen missfiel und sie gegen Kneipps selbstlose Behandlungsmethode ein Gerichtsverfahren anstrengten. Die Heilkraft des Wassers entdeckte Kneipp wieder, da bereits die Römer in der Antike mit Wasseranwendungen arbeiteten. Erst 2015 entschied die Deutsche UNESCO-Kommission "Kneippen als traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps" offiziell als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen.

Beste Stimmung und reges Treiben an der Kneippanlage. Radlergruppen aus allen Herren Länder kommen sich an der Fitness-Stätte näher.

Nach erfrischender Wellness-Pause geht's mit Frohgemut und Elan zum Zielort, der sowieso nur noch ein Katzensprung ist. Haidmühle liegt nur 1.5 km von der Kneippanlage entfernt, dazu eine leicht abschüssige Strecke - ein geradewegs ideal ausklingender Abschluss. Im Wohlfühltempo relaxt dahin rollen, Blicke schweifen lassen und den letzten Kilometer einfach genießen. So kommt das Ziel wie von selbst zugeflogen.

Am Ortseingang von Haidmühle wird ein romantisch gelegener Moorwasser-Naturbadesee - gespeist vom Kreuzbach - passiert. Falls das Wetter mitspielt, steht einem erfrischenden Bad wohl nichts im Wege. Nach der Tour ein idyllischer Sundowner am Naturbadesee-Ufer, von wo man einen tollen Dreisesselbergblick genießt ist für die malträtierte Beinmuskulatur die reinste Wohltat. Außerdem bringt es Körper, Geist und Seele wieder in Einklang.

"Nach der Arbeit das Vergnügen" besagt der Volksmund. Will heißen, dass der anstrengende Tourtag mit einem übliche Ritual zu Ende geht. Nach der Dusche ein geselliges Abendmahl genießen und das Erlebte im Kreise seiner Freunde nochmals Revue passieren lassen. So werden die leergefegten Glucosespeicher wieder aufgefüllt und kann entspannt in den Regenerationsmodus schalten.

Fazit

Die Wildnis im Nationalpark Šumava, die beeindruckende Artenvielfalt des Europaschutzgebietes Böhmerwald, das technische Wunderwerk des Schwarzenberger Schwemmkanals und zahlreiche Sehenswürdigkeiten bzw. Naturschauspiele am Wegesrand machen den Dreiländer-Radweg zu einem unvergesslichen Tourerlebnis. 

Schlußbemerkung: obwohl der Dreiländer-Radweg von 2003-2023 achtmal befahren wurde, hat diese beeindruckende Rundtour nichts von ihrem Reiz eingebüßt. Worauf also lange warten? Auf geht's in die grenzenlose Waldwildnis!

Infos/Bezugsquellen

Ferienland Nationalpark Bayerischer Wald 
Schlosssteig 1
94078 Freyung 

Tel. 08551/57-114
Fax 08551/57-193

touristinfo@lra.landkreis-frg.de

www.bayerwald-info.de 

Tourismusbüro Haidmühle
Schulstraße 39
94145 Haidmühle

Tel. 08556 19433

haidmuehle@t-online.de
www.haidmuehle.de

Informationszentrum Nová Pec
Nové Chalupy  41
384 62 Nová Pec

Telefon: + 420 602 391 223

e-mail:  infocentrum@novapec.info

Gemeinde Schwarzenberg am Böhmerwald
Schwarzenberg 135
A - 4164 Schwarzenberg

Tel: +43 7280 255 0
Fax: +43 7280 255 4

gemeinde@schwarzenberg.ooe.gv.at
www.schwarzenberg.co.at

Themenrelevante Websites

http://www.npsumava.cz/de/

http://www.europaregion.org