• Adalbert-Stifter-Radweg
    © Bayernbike
  • Frauenberg
    © Bayernbike
  • Böhmerwalddenkmal (830 m) - Ortsteil Lackenhäuser der Gemeinde Neureichenau
    © Bayernbike
  • Rosenauer Kapelle (884 m) - benannt nach dem Baumeister des Schwarzenberg‘schen Schwemmkanals
    © Bayernbike
  • Frauenberg
    © Bayernbike
  • Blick auf den Bayerischen Plöckenstein (1.364 m.ü.M.) beim Grenzübergang Pendelin / Furt (A/D)
    © Bayernbike
  • Blick auf den Plöckensteinsee / Plesne jezero (1.090 m)
    © Bayernbike
  • Oberschwarzenberg am Böhmerwald - Oberes Mühlviertel
    © Bayernbike
  • Schwarzenberg am Böhmerwald - Oberes Mühlviertel
    © Bayernbike
  • Skigebiet Hochficht - Oberes Mühlviertel
    © Bayernbike
  • Skigebiet Hochficht - Oberes Mühlviertel
    © Bayernbike
  • Grenzübergang I/10 Plöckenstein (CZ/A) 1.02 m
    © Bayernbike
  • Böhmerwald - Nationalpark Šumava
    © Bayernbike
  • Böhmerwald (Šumava)
    © Bayernbike
  • Moldaustausee (Lipno) - größter See Tschechiens (738 m)
    © Bayernbike
  • © Bayernbike
  • Radlerpause in Schwarzenberg am Böhmerwald
    © Bayernbike
  • Entlang am Schwarzenberger Schwemmkanal
    © Bayernbike
  • Anstieg zum Plöckensteinsee
    © Bayernbike
  • Rosenauer Kapelle - benannt nach dem Baumeister des Schwarzenberg‘schen Schwemmkanals
    © Bayernbike
  • Seebachschleuse bei der Rosenauer Kapelle
    © Bayernbike
  • Plöckensteinersee / Plešné jezero (1.090 m)
    © Bayernbike
  • Plöckensteinersee / Plešné jezero (1.090 m)
    © Bayernbike
  • Hirschbergen-Tunnel am Schwarzenberger Schwemmkanal (Einlaufportal)
    © Bayernbike
  • Jelení Vrch
    © Bayernbike
  • Hirschbergen-Tunnel am Schwarzenberger Schwemmkanal (Auslaufportal)
    © Bayernbike
  • Gemarkung Rakouská Cesta-Ríjište (Hirschröhren, 885m)
    © Bayernbike
  • Grenzübergang I/10 Plöckenstein (1.020 m)
    © Bayernbike
  • Oberes Mühlviertel
    © Bayernbike
  • Plöckensteinsee (Plesne jezero) - 1.090 m
    © Bayernbike
  • Plöckensteinsee (Plesne jezero) - 1.090 m
    © Bayernbike
  • Plöckensteinsee (Plesne jezero) 1.090 m
    © Bayernbike
  • Rosenauer Gut / Lackenhäuser (Bayerischer Wald)
    © Bayernbike
  • Rosenauer Gut - Bayerischer Wald
    © Bayernbike
  • Rosenauer Denkmal (925 m) Beginn des Schwarzenberger Schwemmkanals
    © Bayernbike

Streckenchronik

Im Bild die Kalte Moldau am Ortsrand von Haidmühle, die nach einem 90 Grad-Knick in östlicher Richtung entlang der Neuthaler Straße kurzzeitig die natürliche Flussgrenze zwischen Tschechien und Deutschland bildet. 

Zunächst verläuft der »Dreiländer-Radweg« die ersten zwei Kilometer bis zur Gemarkung "Nove Udoli" gemeinsam mit der »Šumava-Rundtour« und dem »Nationalpark-Radweg« von Haidmühle über die Dreisesselstraße → Max-Pangerlstraße → Neuthaler Straße und dem Grenzübergang Nové Údolí (Neuthal) auf gemeinsamer Wegstrecke. Zudem ist der beschilderte »Iron-Curtain-Trail« (EuroVelo 13) bis zur Streckengabelung zum Grenzübergang Holzschlag 1/10 Plöckenstein-Reischlberg-Hochficht auf einer Länge von 22.5 km Wegbegleiter des »Dreiländer-Radwegs«.

In Haidmühle weisen in der Neuthaler Straße Schilder auf die beiden Grenzübergänge Nové Údolí (Neuthal) und Grenzübergang Ceské Žleby - Bischofsreut / Marchhäuser hin. 

Gleich am Ortsrand von Haidmühle taucht man ins satte Grün saftiger Wiesenhängen ein. Die am Waldrand parallel zur Neuthaler Straße entlang fließende Kalte Moldau bildet hier eine natürliche Landesgrenze zwischen Deutschland und Tschechien, bevor sie sich nach Stozek (Tusset) und weiter zum Moldaustausee verabschiedet.

Heutzutage eine absolute Seltenheit: Radfahrer auf der Straße allein auf weiter Flur. Bis auf vereinzelte Parkplatz-Anfahrten ist die Neuenthaler Straße verkehrsfrei, da der Grenzübergang ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer geöffnet ist. Somit beginnt das Radvergnügen auf der leicht abschüssigen Neuthaler Straße gleich vom Start weg.

 Bayerischer Wald / Böhmerwald

Auf weit mehr als 100 km Länge schmiegen sich der Böhmerwald und der Bayerische Wald unzertrennlich aneinander. Obwohl es sich beim Böhmerwald geologisch betrachtet um ein einziges Gebirge handelt, wird er seit Beginn des 20. Jahrhunderts in politische Grenzen unterteilt. Gibt man bei Wikipedia das Schlagwort Böhmerwald ein, so wird als höchster Berg des Böhmerwaldes daher der Große Arber aufgeführt. Bezogen auf Tschechien und Österreich gilt der auf der Grenze liegende Plöckenstein/Plechý gleichermaßen als höchster Berg. Allenfalls der Vordere Bayerische Wald wird geologisch nicht dem Böhmerwald zugeordnet, sondern gilt als "eigentlicher" Bayerischer Wald. 

Grenzübergang Haidmühle / Nové Údolí (Neuthal)     

Nach 1,6 km wird in Nové Údolí (Neuthal) die Landesgrenze zur Tschechischen Republik überschritten.

 Iron Curtain Trail

Das Radwege-Signet Nr. 13 weist auf den Iron Curtain Trail (EuroVelo 13) hin, der wechselseitig des Eisernen Vorhangs verläuft (Gesamtlänge 10 400 km). Die Fernradroute erinnert an den Kalten Krieg, als Europa von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer über 4 Jahrzehnte geteilt war. Die Europaflagge bestehend aus einem Kranz von zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf azurblauem Hintergrund wurde 1955 vom Europarat eingeführt und 1986 als Symbol für alle Institutionen der Europäischen Gemeinschaften übernommen. Der Iron Curtain Trail verläuft zwischen Haidmühle bis zur Weggabelung - mit Ausnahme einer kurzzeitigen Abweichung - etwa 25 km auf identischer Wegstrecke des Dreiländer-Radwegs.

Nach 1,6 km wird in Nové Údolí (Neuthal) die Landesgrenze zur Tschechischen Republik überschritten.

Radfahrer und Fußgänger passieren die Grenze ohne Peronenkontrolle, trotzdem ist das Mitführen eines gültigen Ausweises zwingend vorgeschrieben. Von der Talsohle des Grenzübergangs (802 m) radelt man zum Radwegeknotenpunkt Nové Údolí 30 hm hinauf und taucht unmittelbar auf tschechischer Seite in eine schöne Waldpassage ein. 

 Die Staatsgrenze zur Tschechischen Republik darf von EU-Staatsangehörigen seit dem 1.1.2008 mit einem gültigen Reisedokument überquert werden. Der Grenzübergang ist für Fußgänger und Radfahrer ganzjährig geöffnet.

Vom geeinten Europa und dessen kontrollfreien Reiseverkehr profitieren grenzüberschreitende Radfahrer wie Wanderer im Dreiländereck ganz besonders. Dass die tschechische Grenzregion zur Zeit des Kalten Krieges vier Jahrzehnte lang militärisches Sperrgebiet war, das weder tschechischen Zivilisten noch Touristen zugänglich war kann man sich heute kaum mehr vorstellen. 

Ein Bild aus älteren Tagen - aufgenommen im Herbst 2003 - als in der Entstehungsphase von Bayernbike erste Radwege-Datenerhebungen durchgeführt wurden, und die Landesgrenze damals noch keine kontrollfreie Durchfahrt zuließ. Zwar war zu diesem Zeitpunkt der "Eiserne Vorhang" bereits gefallen, der Europa in der Zeit des Kalten Krieges in die marktwirtschaftlich orientierten demokratischen Staaten im Westen und den planwirtschaftlich organisierten, sozialistischen Diktaturen im Osten bis 1989 trennte, doch Tschechien trat mit weiteren neun Ländern (Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Ungarn und Zypern) erst am 1. Mai 2004 der Europäischen Union bei. 

Waren früher Landesgrenzen zur Abgrenzung auch wirtschaftlicher Einflussbereiche bedeutsam, so sind sie heute in einem vereinten Europa für Handel, Tourismus, Verkehr, Bildung und Kultur durchlässig geworden. Anlässlich bei der Vorstellung des östlichsten Punktes Bayerns östlich von Riedelsbach, einem Ortsteil von Neureichenau im Landkreis Freyung-Grafenau sagte der frühere Finanz- und Heimatminister Dr. Markus Söder am 28. Juni 2017: „Aus der einstigen Grenze die teilte, ist heute eine verbindende grüne Grenze im Herzen eines geschichtsträchtigen Mitteleuropas geworden“.

 Bahnverbindung ab/an Nové Údolí

1910 erhielt der Ort mit der Inbetriebnahme der Bahnstrecke Prachatice–Tusset und grenzüberschreitend weiter nach Passau Anschluss ans Eisenbahnnetz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnbetrieb auf deutscher Seite eingestellt, weshalb die Eisenbahnstrecke bis heute am Grenzübergang Nové Údolí/Haidmühle endet. Neben Nahverkehrszügen verkehrt in den Sommermonaten auch ein Schnellzugpaar zwischen Nove Udoli über Krumau-Budweis nach Prag (5½ Stunden Fahrzeit).

Ab der Talsenke des Grenzübergangs (802 m) bis zum Rosenauer Denkmal (925 m) am Schwarzenberger Schwemmkanal beginnt ein 3 km langer sanfter Aufstieg, der samt geringem Gegengefälle insgesamt 125 Höhenmeter aufweist. Das schmale Sträßchen schraubt sich mit ca. 4-5% Steigung gleichmäßig nach oben, weswegen sich der Anstieg rhythmisch ganz gut fahren lässt. 

500 Meter nach dem Grenzübergang wird die Weggabelung der Gemarkung <Nové Údolí> passiert, an der man sich rechts Richtung Schwarzenberger Schwemmkanal hält. Mit dem übersichtlichen Beschilderungssystem behält man fortwährend den Überblick, und ist darüber hinaus stets über das Höhenlevel (830 m) informiert. 

 Radwegeknoten Gemarkung <Nové Údolí>, Gabelung links: 

Sumava-Rundtour Richtung Stošek (Tusset) - Bucina - Kvilda

Nationalpark-Radweg Richtung Stošek (Tusset) - Bucina - Ferdinandstal (nahe Zwiesler Waldhaus) 

Rosenauer Denkmal 

Nach kurzem Gegengefälle biegt man links ab und erreicht 5.5 km vom Ausgangsort Haidmühle entfernt den Markierungspunkt <Rosenauerúv pomník - das Rosenauer Denkmal (925 m).

Der kurze Abstecher zum Rosenauer Denkmal lohnt sich schon deshalb, weil es sich nur 300 m abseits der Originalroute am Anfang des Kanalbaus (Quellbach Lichtwasser) befindet und der Granitstein sozusagen den Ursprungspunkt des Schwarzenberger Schwemmkanals markiert.

Der Granitstein mit der Inschrift "Dem Andenken des geistvollen Schöpfers des Schwarzenberger Schwemmkanals Josef Rosenauer" - erinnert an den Erbauer, der mit dem Bauwerk eine Verbindung zwischen der oberen Moldau und der Donau geschaffen hatte, in dessen Wasserkanal Baumstämme aus dem schwer zugänglichen Böhmerwald zur Großen Mühl geschwemmt und ab Linz weiter über die Donau bis nach Wien geflößt wurden. 

Foto: Quellbach Lichtwasser 

Der Schwarzenberger Schwemmkanal war zur damaligen Zeit eine ingenieurtechnische Meisterleistung, die im 19. Jahrhundert als achtes Weltwunder gefeiert wurde. Am Ende des Kanals auf österreichischer Seite trieb das Holz lose auf der Großen Mühl weiter bis kurz vor deren Mündung in die Donau, wo es im Ausschwemmkanal mit Rechen abgefangen, auf Schiffe verladen und nach Wien transportiert wurde. Wegen niedriger Transportkosten wurde es als Brennholz (insgesamt ca. 8 Mio. Raummeter) gewinnbringend verkauft. 

Die Anbindung zurück zur Hauptroute führt über einen 300 m langen Pfad. Dort folgt man nun bis zum Kanalabzweig Raškov (860 m) 18 km dem parallel verlaufenden, steigungsfreien Schwarzenberger Schwemmkanal. 

Je tiefer man in den finsteren Wald eindringt, desto stärker wird man von einem prickelnden Abenteuergefühl ergriffen. Dazu sorgen kreuzende, plätschernde Bäche für Kurzweil.

 Schwarzenberger Schwemmkanal 

Der Schwarzenbergsche Schwemmkanal (Schwarzenbersky plavebni kanal), führt nordöstlich des Dreisesselberges von der Svetlá (Lichtwasser) - ein Nebenfluss der Kalten Moldau - an der bayerisch-tschechischen Grenze über die Europäische Hauptwasserscheide beim Rosenhügel (Ružovský vrch) auf 939 Meter Höhe weiter über den Otovský potok (Reithbach) und den Zwettlbach (linker Zufluss der Großen Mühl) bis kurz vor Haslach zur Großen Mühl (52 km).

1774 legte Forstingenieur Josef Rosenauer seinem Arbeitgeber, dem Fürsten Schwarzenberg, Pläne vor die vorsahen, die europäische Hauptwasserscheide zwischen Elbe und Donau und damit zwischen Nordsee und Schwarzem Meer zu überwinden. Dadurch sollte das Holz von den Höhen des Böhmerwaldes zur großen Mühl geschwemmt werden, um es weiter zur Donau bis nach Wien zu transportieren. 

Mit einfachsten technischen Mitteln begann Rosenauer 1789 seine kühnes Vorhabens mit dem Bau der künstlichen Holztrift. Die Pioniertat bestand in der Überwindung der kontinentalen Wasserscheide (Rosenhügel / Koranda 790 m) zwischen Donau und Moldau bzw. Elbe durch einen künstlichen Wasserweg. Durch ein ausgeklügeltes System, bestehend aus Durchlässen, Schleusen, 27 Zuflußbächen, 3 künstlichen und eines natürlichen Wasserreservoirs (Plöckensteinsee) sollte das Wasser fließend halten, um die Holzscheiter über die Wasserscheide triften zu können. 

Von 1821 bis 1822 wurde der Kanal aufgrund des großen Holzbedarfes neuerlich erweitert, und nahe Jeleni der 419 m lange Hirschbergen-Tunnel  durch den Fels getrieben. 

Da die Residenzstadt Wien im 18. Jhrd. an akutem Holzmangel litt, wurden das Holz durch den Kanal zur Großen Mühl getrifftet und weiter auf der Donau bis nach Wien geflösst. Mit dem Bau waren zeitweise 1200 Arbeiter beschäftigt. Zu den herausragenden Werken bautechnischer Meisterkunst zählt vor allem der Hirschbergentunnel sowie die Steilstufe Morau kurz vor der Einmündung in die Große Mühl. Joseph Rosenauer erlebte die Vollendung seines Lebenswerkes nicht mehr, er starb 1804.

Zu Zeiten der Schneeschmelze herrschte Hochbetrieb. Für die Versorgung des Kanals mit Holz waren 40 "Einwerfer" zuständig. 300 Triftarbeiter sorgten dafür, daß die Scheiter vorankamen. An der Mündung waren 350 Arbeiter mit dem "Ausländen", dem Stapeln der Scheiter sowie dem Verladen auf Schiffe und Flöße beschäftigt. In der Blütezeit waren sogar bis zu 800 Triftarbeiter in Lohn und Brot. 

Während der über 100 Jahre dauernden "goldenen Zeit der Schwemme" wurden rund acht Millionen Raummeter Holz zur Großen Mühl getriftet. Der Holztransport nach Wien wurde 1892 beendet. Um 1900 wurde der Schwemmbetrieb in Böhmen auf Langholz umgestellt. 1916 wurde das letzte Mal vom Rosenhügel zur Großen Mühl geschwemmt, auf tschechischer Seite wurde der Schwemmbetrieb zur Moldau erst 1961 eingestellt. 

Schon lange vor dem Rhein-Main-Donau-Kanal wurden im Böhmerwald die Wasserläufe Richtung Nordsee bzw. Schwarzes Meer verbunden. Diente der 52 km lange Schwarzenberger Schwemmkanal einst der Scheiterschwemme, so ist das denkmalgeschützte Bauwerk heute für Radfahrer eine touristische Attraktion - vor allem wenn das beliebte Schauschwemmen an mehreren Schleusen stattfindet.

 Das Museum des Schwarzenberger Schwemmkanals befindet sich in Chvalšiny (Kalsching) - nordwestlich von Ceske Krumlov - im historischen, ursprünglichen Rathaus am Hauptplatz der Gemeinde. Chvalšiny ist zugleich der Geburtsort von Josef Rosenauer.

Nach Jahren des Baum-Kahlschlags durch Borkenkäferbefall ist mittlerweile im wahrsten Sinne des Wortes "Gras" bzw. Jungpflanzen darüber gewachsen. Beweis dafür, dass sich die Natur ohne größere Eingriffe des Menschen selbständig erneuert (verjüngt).

Am Markierungspunkt <Stocký Potok> muss man sich links halten, ansonsten befindet man sich auf dem gefürchteten "Holzweg". 

 Gemarkung <Hucina-Potok> (902m): Abzweig Plöckensteinsee (Nr. 54 + 1029). Der 4 km lange Abstecher zum Plöckensteinsee (Plešné jezero) weist 188 Höhenmeter auf. Um der Entscheidungsfindung auf die Sprünge zu helfen: der Anstieg zum Plöckensteinsee mag anstrengend sein, doch die abgelegene Naturschönheit bzw. die Gelegenheit vom Seerand aus zum Stifterdenkmal hinauf zu marschieren, sollte man sich nicht entgehen lassen. 

Bevor der schweißtreibende Abstecher zum Plöckensteinsee (1.090 m) in Angriff genommen wird, lädt der idyllisch gelegene Rastplatz zu einem erholsames Päuschen bzw. Vesper ein.

Nach dem Rückweg vom Plöckensteinsee auf derselben Wegstrecke setzt sich »Dreiländer-Radweg« vom Rastplatz Hucina-Potok rechterhand zum eigentlichen Highlight des Schwarzenberger Schwemmkanals fort. Bis zur imposantesten bautechnischen Meisterleistung - dem Hirschbergen-Tunnel - sind es von der Wegekreuzung aus 1.9 km.

Der vormals 419 m lange, denkmalgeschützte Hirschbergen-Tunnel (900 m.ü.M.) bildet die touristische Hauptattraktion des Schwarzenberger Schwemmkanals. Der Hirschbergen-Tunnel wurde im Zuge der Erweiterung des Schwarzenbergischen Schwemmkanals von 1821 bis 1823 als Teil des Neuen Kanals zwischen dem Lichtwasser und der Hirschbachriese errichtet, deren Pläne noch vom 1804 verstorbenen Erbauer des Kanals, Joseph Rosenauer stammten. 

Bild: Oberes Einlaufportal des Hirschbergen-Tunnels (Portál tunelu)

Der Hirschbergen-Tunnel ist ein beliebter Anlaufpunkt tschechischer wie ausländischer (Rad-) Touristen, wo sich zudem ein lichtdurchfluteter Rastplatz befindet. Trotz Sprachbarrieren kommt man an dem lauschigen Plätzchen rasch mit tschechischen Gleichgesinnten ins Gespräch. Radfahrer begrüßen sich übrigens mit dem tschechischen Wort Ahoj.

Zu dem mit zwei Ecktürmchen, fünf Zinnen, zwei Schlüsselscharten und einem Spitzbogen verzierten steinernen Einlaufportal führt ein gekrümmter tiefer Geländeeinschnitt, der ursprünglich auch Teil des Tunnels war. Bei der Restaurierung wurde das Portal wieder in seinen Urzustand von 1896 versetzt, wobei anlässlich des 200. Jubiläums des Baubeginns am Kanal der Hirschbergen-Tunnel in den Jahren 1989–1991 restauriert und die Anzahl der Zinnen auf drei reduziert worden ist.

Nach einer kurzen Gegensteigung fällt das Höhenlevel der Kanalstrecke erstmalig unter das 900 Meter Level. 

 Querverbindung nach Cerný Kríž (Nr. 51/54/1027) ins Tal der Moldau (Anschluss Nr. 51)

Kurz nach dem Tunneleingangsportal geht der Schotterweg in einen asphaltierten Belag über. Die Entfernung zwischen dem Einlauf und Auslauf der beiden Hirschbergen-Tunnelportale beträgt 400 Meter. 

Jelení Vrchy (Hirschbergen)

Die Holzhäuser in Jelení Vrchy / Hirschbergen wurden Ende des 18. Jahrhunderts für Waldarbeiter und Schwemmer zu Zeiten des Kanalbaus errichtet. 1945 lebten in dem Ort (38 Häuser) - Ortsteil der Gemeinde Nová Pec - 260 Einwohner, während es heute nur noch 41 (2001) sind. Das Dorf Jelení befindet sich in einem tiefen Talkessel inmitten den Wäldern des Böhmerwalds im Nationalpark Šumava und erstreckt sich entlang des Jelení potok (Hirschbach) und nachfolgend des Jezerní potok (Seebach), der ein rechter Zufluss der Moldau/Vltava ist. Der Jezerní potok entspringt am Nordosthang des Plöckensteins/Plechý (1378 m.ü.M.) im Plöckensteinsee/ Plešné jezero und wird bei der Rosenauerkapelle (Rosenauerova kaple) in einem kleinen Aquädukt über den Schwemmkanal geführt.  

Seit der Gemarkung Nové Údolí wurden 15 km ununterbrochen im Wald abgespult. Wird der Abstecher zum Plöckenstein hinzugerechnet sind es sogar 23 km. An sich nichts Ungewöhnliches, schließlich radelt man im größten zusammenhängenden Waldgebiet Europas. Seit der Grenzüberschreitung lichtet sich der Wald erstmals (ausgenommen der Borkenkäfer-Kahlschläge) ab der Streusiedlung Jeleni Vrchy (Hirschbergen).

Das Untere Portal befindet sich rechterhand nicht im direkten Sichtbereich der Radroute. Die Steingravur "Im Jahre 1823" oberhalb des Unteren Portals weist auf das Fertigstellungsdatum des Bauwerks hin.

Dem gefälligeren Aussehen zuliebe, erhielt der Tunnel die beiden gemauerten Portale. Aus dem Auslaufportal stürzte das Wasser mit dem Schwemmholz auf einer 286,6 m langen Riese mit einem maximalen Gefälle von 90 ‰ in Jelení (Hirschbergen) wiederum in den Alten Kanal.

Nachdem das zweite Tunnelportal bestaunt und Info-Schautafeln betrachtet wurden bietet sich eine Biergarten-Einkehr an, zumal sich die nächste Lokalität erst etwa 2 Fahrstunden in Schwarzenberg am Böhmerwald befindet. 

Vorsicht ist bei der Einmündung in die steile Gefällstraße bis zur Weggabelung geboten. Direkt neben dem Straßenabzweig ist in einem Gebäude der sehenswerte Ausstellungsraum „Expo“ zum Schwarzenberger Schwemmkanal.

 Wer den Abstecher zum Moldaustausee in Nova Pec (einfache Wegstrecke 11 km) auslässt sollte bedenken, dass es bis zur Ortschaft Schwarzenberg a.Bömerwald auf österreichischer Seite (19 km / 240 hm) weder eine Einkehr- noch Akku-Lademöglichkeit für e-bikes gibt. Es empfiehlt sich, seinen Flüssigkeitsvorrat aufzufüllen.   

 Verbindungsweg ins Tal der Moldau (Anschluss Nr. 51)

Die zweisprachige Wegweisung ruft ein gewisses Willkommensgefühl hervor. Da passt es gut ins Bild, dass wir bei all den Radtouren in Tschechien ausnahmslos zuvorkommend und gastfreundlich bedient wurden. Abgesehen davon sind die günstigen Preise sowieso eine wahre Freude. 

In einer unscheinbaren Scheune wurde eine Dauerausstellung zum Schwarzenberger Schwemmkanal eingerichtet. Das topographische Modell des historischen Bauwerks lässt sich interaktiv bedienen und fördert durch seine maßstabsgerechte Darstellung das geographische Vorstellungsvermögen über die Region. 

Nach dem Verzehr tschechischer Spezialitäten und einem kühlen Budweiser Budvar geht's frisch gestärkt und frohen Mutes weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit die keine 2 km entfernt ist. 

Rosenauer Kapelle (Rosenauerova kaple)

Die Rosenauer Kapelle (884 m) - benannt nach dem Baumeister des Schwarzenberg‘schen Schwemmkanals - liegt an der Seebach-Schleuse (KM 27.3 inkl. Abstecher Plöckensteinsee). Der Seebach stellte die Verbindung vom Plöckensteiner See zum Kanal als Wasserzufuhr dar. Der Seebach war damals als Verbindungsgerinne zum Plöckensteiner See einer der wichtigsten Zuflussbäche des Schwemmkanals.

Die technische Konstruktion zeigt den Verlauf des Jelení Bachs über ein sogenanntes Aquädukt, das mit dem Kanal verbunden wurde. An der Seebachschleuse finden zu Demonstrationszwecken in den Sommermonaten Schauschwemmungen statt.

Am Schwarzenberger Schwemmkanal tummeln sich in der Radsaison bzw. an Schönwetter-Wochenenden meistens viele Radtouristen.

Der abzweigende Kanal - gespeist vom Seebach (Jezerní potok) der aus dem Plöckensteinsee fließt - kreuzt den Hauptkanal, d.h. die bedarfsgerechte Wassermenge wird dem Kanal dosiert zugeführt. Solche Schleusen waren ein Bestandteil des ausgeklügelten Gesamtsystems, das neben der Schleusentechnik aus Durchlässen, Zuflußbächen und Wasserreservoirs bestand.

4 km nach der Rosenauer Kapelle wird das Aquädukt (lat. aquaeductus „Wasserleitung“) <Arkonsky Potok> (Rossbach) auf einer Höhe von 871 m passiert (KM 31.3 inkl. Abstecher Plöckensteinsee).

 1. Abkürzungsvariante: Wer sich 3 km inklusive 110 Höhenmeter sparen möchte, kann die etwas anspruchsvollere - landschaftlich allerdings die aktraktivere Variante - via Raškov samt Gegengefälle umgehen. Rechts abzweigen (Nr. 51+53) und direkt nach Rakouská Cesta-Ríjište (Hirschröhren) radeln (1 km). 

Im Gegenvekehr sollte man das tschechische Grußwort AHOI immer auf den Lippen haben.

Sobald sich der Wald lichtet, werden Blicke auf die Berggipfel des Böhmerwaldes frei. Entschleunigt im Einklang mit der Natur radeln - das funktioniert auf dem Schwarzenberger Schwemmkanal in der Tat vorzüglich. 

Weggabelung Gemarkung Raškov (845 m) 

1,5 km nach dem Aquädukt <Arkonsky Potok> (Rossbach) erreicht man auf einer Höhe von 845 m die Gemarkung Rascov (KM 32.9 inkl. Abstecher Plöckensteinsee), wo sich die Strecke gabelt. Entweder wird die Wegstrecke der 9 km langen Moldaustausee-Schleife (schräg versetzt geradeaus) eingeschlagen, oder der Direktweg entlang der geschwungenen Schwemmkanalroute (Rechtskurve) gewählt, die nach 2.3 km rechts ein befestigtes Sträßchen abzweigt (längerer Berganstieg zur Landesgrenze CZ/A). An dieser Gemarkung muss man sich also entscheiden, ob man seine Dreiländer-Radtour mit dem Moldaustausee (empfehlenswert) ergänzt (zs. 119 hm).

2.3 km nach der Gemarkung Rascov wird an der Wegegabelung rechts Richtung Landesgrenze Plöckenstein I/10 abgebogen (KM 35.2 mit - KM 27.2 ohne Abstecher Plöckensteinsee), womit an diesem Streckenpunkt das 22 km lange Déjà-vu mit dem Schwarzenberger Schwemmkanal zu Ende geht.

Zwischenbilanz: inklusive der Abstecher Plöckensteinsee (8 km) + Moldaustausee-Schleife (9.1 km) wurden bis zu diesem Verzweigungspunkt 42 km zurückgelegt.

Wegbegleiter ist die internationale EuroVelo 13 (Iron-Curtain-Trail) sowie der Radweg Nr. 1028 bis zur 2 km entfernten Gemarktung Rakouská Cesta-Ríjište (Hirschröhren, 885m).

Vorerst endet der steigungsarme Streckencharakter, der uns entlang des Schwemmkanals kräfteschonend verwöhnt hat. Als "Biobiker" darf man sich schon mal mental auf den anspruchsvollsten Streckenabschnitt des Dreiländer-Radwegs einstellen. Bis zum 2.8 km entfernten Grenzübergang Plöckenstein I/10 müssen (inkl. Gegengefälle) sind rund 200 Höhenmeter zu überwinden, wobei der Schlussabschnitt auf's Hochplateau (1.020 m.ü.M.) kurzzeitg mit 20% Steigung die Beinmuskulatur nochmals gehörig piesackt (identisch mit Route 53). Die restlichen Anstiege bis 10 km vor Haidmühle summieren sich die bevorstehende 21 km lange Streckenpassage auf insgesamt 585 Höhenmeter. Allerdings bieten sich auch leichtere Routenvarianten zum ursprünglichen Ausgangsort an, wie beispielsweise von der Gemarktung Rakouská Cesta-Ríjište (Hirschröhren) via Rossbach den Rückweg über den Schwarzenberger Schwemmkanal in entgegengesetzter Fahrtrichtung einzuschlagen.

 Verlängerungsoption des Schwarzenberger Schwemmkanals nach Sankt Oswald (A)

Die folgenden Kilometerangaben beziehen sich auf den obigen Verzweigungspunkt bei KM 27.2 (ohne Abstecher Plöckensteinsee).

KM 27.7: Hefenkriegbach-Riese. Dort befindet sich die Skulptur „der Wächter“, die im Rahmen der „Kulturachse Schwemmkanal errichtet wurde. 

KM 34,2: Glöckelberg/Zadní Zvonková. Von dem einstigen Dorf blieb nur mehr die wieder aufgebaute Kirche erhalten. Im kleinen Museum erfährt man mehr über die Geschichte des Ortes (oder auf www.gloeckelberg.at). Die Asphaltstraße, die Richtung Grenzübergang Schöneben führt wird gequert, worauf schon bald die Rotbachschleuse (Grenze) erreicht wird.

KM 36,3:  Sonnenwald → dem Kanal zur Landsknechtin-Schleuse und der Skulptur → „Die 7 Raben“ folgen

KM 43,5 Schrollenbach-Schleuse. Nach 500 m wird die Krumauer Straße gekreuzt (führt nach Oberhaag und Aigen-Schlägl)

KM 47,8 Iglbach/Doppelbrücke. Hier werden zeitweise Schauschwemmen veranstaltet (Programm siehe www.boehmerwald.at). Kurz darauf wird abermals die österreichisch-tschechische Grenze passiert.

KM 49,4: bei Rosenhügel/Koranda wird die transkontinentale Wasserscheide überwunden. Eine Skulptur veranschaulicht die natürliche Grenze. 

KM 52,1 Grenzübergang St. Oswald. Die Skulptur „Connect it“ symbolisiert die Annäherung zwischen Tschechien und Österreich. Der Schlussabschnitt zum Zielort St. Oswald bei Haslach (KM 53.5) ist von einem Gefälle gekennzeichnet. 

Zurück zur Originalroute. Die lang andauernde Flachpassage entlang des Schwarzenberger Schwemmkanals macht es gar nicht so leicht, bei dem unerwarteten Berganstieg rhytmisch im Tritt zu bleiben. Andererseits genießt man die menschenleere Naturlandschaft und kurbelt auf Tritt um Tritt gemächlich nach oben. Nun ist entweder Kondition samt ökonomischer Tretrhythmus oder eine entsprechende Unterstützungsstufe für "Stromtreter" gefragt. 

Umso weiter es nach oben geht, desto mehr beeindruckt die Aussicht, bevor das Walddickicht die Jalousien wieder runter lässt.

Mitten im Wald endet nach 1 km (67 hm) vorerst die Steigung an der Gemarkung Nad Radkovem (915 m) wo die Route rechts weiterführt. Hinweis: die orangenen Wegweiser sind nur für Langläufer gültig. Nun schließt sich ein kurzes Gegengefälle an, bevor man auf eine befestigte Querstraße trifft in die links abgebogen wird.

Rechts führt die Straße (Radweg-Nr. 51+53) hinab nach Arkonsky Potok (Rossbach) direkt zum Schwarzenberger Schwemmkanal (1 km).

Kurz darauf erreicht man die Gemarktung Rakouská Cesta-Ríjište (Hirschröhren, 885m) von wo sich der nächste Steigungsabschnitt fortsetzt (2.2 km/140 hm). Bevor die anspruchsvolle Steigung bewältigt wird ist es sicher nicht verkehrt, auf dem Rastplatz in idyllischer Lage kurz durchzuschnaufen und ein Schluck Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Ein Snack/Energieriegel kann nicht schaden, um den Anstieg kraftvoll hinauf zu kurbeln.

 Eine Querspange stellt direkt nach dem Unterstand rechts (EuroVelo 13 / Iron-Curtain-Trail + Radweg 1028 + 51) eine Verbindung zur Gemarkung Hucina-Potok her (6 km), die dort in den Schwemmkanal einmündet, deren Stelle zuvor die Dreiländer-Radweg-Route passiert hatte. Von dort aus kann die Kanalstrecke in entgegengesetzter Richtung zurück zum Grenzübergang Nové Údolí (13 km) befahren werden.

Bis zum Grenzübergang Plöckenstein I/10 heißt es "Pobacken" zusammen kneifen (Durchschnittssteigung 6.5 %). Anfänglich steigt das asphaltierte Sträßchen moderat an. Doch man sollte sich nicht zu früh freuen, denn kurz vor dem Scheitelpunkt zieht eine Rampe mit 20% Maximalsteigung ganz gehörig die "Daumenschrauben" an.