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TOUR DE SUISSE - JEDERMANN-CHALLENGE
Während Mountainbiker gebührend ihr Saisonopening und Testival in Sölden/Ötztal auf Erste-Sahne-Trails abspulten, ging am 17.06. 2016 beim Jedermann-Rennen der Tour de Suisse Challenge die Post ab.
Erwartungsgemäß artete die Kletterpartie in eine Mord's-Schinderei aus. Auf dem 38 km langen Streckenabschnitt von der AREA 47 - Österreichs größter Fun-Outdoorpark - nach Sölden wurde mit sanften 700 hm zunächst der Aperitif serviert. Hier war es wichtig, windschattengeschützt sich in einer Gruppe festzubeißen. Doch das "Fünf-Gänge-Menü" ließ nicht lange auf sich warten.
Streckengrafik mit Höhenprofil - Tour de Suisse Jedermann Challenge
Bewegen sie ihren Cursor auf dem Höhenprofil, wird interaktiv oben auf der Streckengraphik die geographische Position eingeblendet.
Die giftig steile Ötztaler Gletscherstraße zollte mit einer Durchschnittssteigung von 11% auf 13 km Länge ihren Tribut.
Außerdem birgt die Höhe gewisse Gefahren. Die Luft setzt sich zwar in allen Höhen aus 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff und 1 % Kohlendioxid zusammen doch mit zunehmender Höhe sinkt der Luftdruck und somit der anteilige Sauerstoffdruck, der das lebensnotwendige Gas in die Lungenbläschen presst. Beträgt der Luftdruck auf 1000m.ü.M. ca. 900 mbar reduziert er sich auf 3000 m Höhe auf ca. 700 mbar. Sinkende Luftfeuchtigkeit belastet die Schleimhäute der Atemwege was zu trockenem Husten führen kann.
Vor plötzlichen Einbrüchen war also keiner gefeit. Die Ausfallquote von 36% beweist, wie brutal hart der Kampf am Leistungslimit war. Die Erkenntnis über diesen Hammeranstieg bestätigte kein Geringerer als Etappensieger Tejay van Garderen vom Team BMC, der sich über seinen Sieg tatsächlich erst auf dem Zielstrich wirklich sicher war: „Eine solch harte Steigung wie von Sölden hinauf zum Rettenbachferner musste ich in meiner Karriere noch nie bewältigen“. Erschwerend kam hinzu, dass ein Wolken- Sonnenschein- und Schneeschauer- Mix mit Temperaturschwankungen zwischen 4-20 Grad mächtig an die Substanz ging.
Nach der Ortsdurchfahrt auf der Söldener Dorfstraße zweigte die Ötztaler Gletscherstraße rechts ab. Von hier an zog die Strecke bis ins Ziel ohne Unterlassen die Daumenschrauben an.
Serpentinenförmig zog sich die Gletscherstraße mit ca. 14% Steigung nach oben. Dabei wurde nicht versäumt gleich mal an Ort und Stelle für den Ötztal-Radmarathon zu werben.
Tourteufel Didi Senft sorgte in seinem legendären Teufelskostüm samt Dreizack für ein wenig Ablenkung, der sowohl die Hobby-Elite als auch das später vorbeiziehende Profifeld anfeuerte.
Mastermind und OK-Chef des Ötztal-Radmarathons - Ernst Lorenzi - im unermüdlichen Einsatz. Danke Ernst für die Anfeuerung...
Tangentialer Fahrstil zeigt, wie steil die Straße bzw. wie hart der Kraftakt wirklich ist.
Neben der Steilheit machte der Sauerstoffmangel im Hochgebirge vielen Teilnehmern zu schaffen.
Der Kampf gegen die Uhr und den damit vergbundenen Qualen gehen in ihre Endphase.
Wer unter dem Zeitlimit blieb und vor 15.45 Uhr die Ziellinie passierte (96 Teilnehmer) durften sich freuen.
Der Sack wird gleich zu gemacht...
Mit Starrblick wird die Ziellinie fokussiert
FINISH
Kurz nach offiziellem Zielschluss der Jedermänner setzte heftiger Schneeschauer ein währenddessen die Profis noch im Rennmodus waren.
Fazit: natürlich war die Tour de Suisse Challenge ein unvergessliches Erlebnis. Doch unvergesslich prägt sich auch die supersteile Ötztaler Gletscherstraße in Gedächnis ein. Sie gehört definitiv zu jenen Berg-Kalibern von denen bestimmt nicht wenige Radsportler sagen: das muss man sich kein zweites Mal mehr antun.
Schnellster Hobby-Athlet war der Deutsche Johannes Berndl vom Team Corratec, der die abgesperrte Strecke in einer Fabelzeit von 2:03:32.6 (Stundemittel 24.62 km/h) bewältigte.
Nach warmer Dusche und Kleidungswechsel konnten die Teilnehmer auf großen Monitoren den Rennverlauf der 7. Etappe im Zielgelände oder Restaurant live mit verfolgen.
Gesamtsieger der 80. Tour de Suisse wurde nach zwei weiteren Etappen der Kolumbianer Miguel Angel Lopez.
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