• Triumphale Siegesfahrt von Mathias Nothegger in Sölden
    © Ötztal Tourismus / Gstrein Ricardo
  • Timmelsjoch-Abfahrt nach Sölden
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • Lawinengalerie Kühtai-Sellraintal
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • Verschlafenes Ötztal bei Längenfeld
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • "Scharfrichter" Timmelsjoch
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • Doppelsieger Mathias Nothegger mit Sarah Ennemoser (Head of PR & Media · Ötztal Tourismus)
    © Ötztal Tourismus / Gstrein Ricardo
  • Kühtaistraße
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • Die Ruhe vor dem Sturm
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • © Sportograf
  • Abfahrt Sölden - Ötz (Ötztaler Ache)
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • Anstieg Timmelsjoch
    © Sportograf
  • Auffahrt Brenner
    © Bayernbike
  • © Bayernbike
  • Auffahrt Kühtai
    © Ötztal Tourismus / Ennemoser Lukas
  • Lawinengalerie Kühtai-Sellraintal
    © Ötztal-Tourismus
  • Auffahrt zum Kühtai
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • Lawinengalerie Kühtai-Sellraintal
    © Ötztal Tourismus
  • Abfahrt Sölden - Ötz
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • Anstieg Kühtai
    © Bayernbike
  • Kreisverkehr Ötz - Anstieg zum Kühtai
    © Ötztal Tourismus
  • Abfahrt Sölden - Ötz (Ötztaler Ache)
    © Ötztal Tourismus
  • Neutralisierte Startphase
    © Sportograf
  • Anstieg St. Leonhard in Passeier/Südtirol - Timmelsjoch
    © Sportograf
  • Abfahrt Sölden - Ötz
    © Sportograf
  • Kreisverkehr Ötz - Auffahrt zum Kühtai
    © Ötztal Tourismus / Skarwan Jürgen
  • © Sportograf
  • © Sportograf
  • Pacemaker
    © Ötztal Tourismus
  • Ötztaler Ache in Sölden
    © Bayernbike
  • Tiroler Ferienort Sölden - spektakuläre Hochgebirgskulisse im hinteren Ötztal
    © Bayernbike

Das Wetter - Die große Unbekannte

Das Wetter ist die große Unbekannte beim Ötztaler. Über drei Klimazonen hinweg ist das Alpenwetter äußerst unberechenbar. Wetterextreme im hochalpinen Gelände (drei Pässe liegen über 2 000 m) sind keine Seltenheit. Von Dauerregen über Schneefall, Graupelgraupelschauer, Sturmböen und sengender Hitze ist bei den Veranstaltungen alles schon vorgekommen. So geschehen z.B. 2003, als bei strömenden Regen 1 000 Teilnehmer von vornherein auf einen Start verzichteten und nur 1 203 ausgemergelte Teilnehmer das Ziel erreichten. Wetterkapriolen stellen Fahrer wie Organisatoren manchmal vor eine Zerreißprobe.

Es gab Tage da hatte es den Anschein, als erlebe man bei Temperaturschwankungen von mehr als 30 Grad vier Jahreszeiten auf einmal. Ist man derartigen Wetterextreme nahezu schutzlos ausgeliefert, setzt es dem Organismus neben der ohnehin extremen Belastung noch mehr zu. Das Horrorszenario Schneefall führte beispielsweise im Jahr 2000 zum Rennabbruch. Während in St. Leonhard bei Sonnenschein 37° C herrschten, zog  am Timmelsjoch ein Gewitter mit Schneesturm, Blitz und Donner durch. Der Wettersturz ließ die Temperaturen auf den Gefrierpunkt sinken. 

2013 und 2018 stand der Event unter keinem guten Stern, als eiskalter Dauerregen den Teilnehmern alles abverlangte. 2013 erschienen 650 Fahrer erst gar nicht zum Start. Bis zum Kühtai stiegen weitere 700 Fahrer aus. Für die Organisatoren war es eine riesige Herausforderung die Gestrandeten samt Räder am Streckenrand einzusammeln und nach Sölden zurück zu bringen. Letztlich finishten trotz widrigster Bedingungen immerhin 2 292 Fahrer.

Auch das kommt vor: 2014 war unklar, ob wegen eines Erdrutsches auf der Kühtai-Passstraße die Umleitung via Haimeringer Berg greift. Erst 2 Wochen vor Veranstaltungstermin wurde Entwarnung gegeben. Die Teilnehmer dürften erleichtert gewesen sein, weil der Haimeringer Berg 10% Durchschnittssteigung aufweist und obendrein 250 hm mehr bzw. 10 km länger ist, als die Originalroute. 

Da man in hochalpinem Gelände unterwegs ist gehören Armlinge, Windweste und Regenschutz jedenfalls ins Marschgepäck, zumal Wettervorhersagen ohnehin mit Vorsicht zu genießen sind. Für Wechselkleidung, warme Jacken und sonstigen Ballast steht ein Hinterlegungsservice (Abgabe in der Freizeit-Arena, Sölden) zur Verfügung. Je nach gewünschtem Ablageort wird der farbige Tragebeutel an der entsprechenden Verpflegungsstelle deponiert.

Kälte und Nässe saugen Energie, weil der Körper mehr Wärme produzieren muss und dadurch mehr Kalorien verbrennt. Insofern richtet sich die Nahrungsaufnahme ein stückweit auch nach den Wetterbedingungen, ansonsten droht die Gefahr eines Leistungseinbruchs.

Das Beispiel zweig, welch maßgeblichen Einfluss das Wetter hat (2013 + 2014 herrschte stellenweise Starkregen):

Fahrzeiten Bergzeitfahren / Streckenabschnitte
JahrStart BW KühtaiBW BrennerBW JaufenpassBW TimmelsjochZiel 

OnRace

2011

4 125

FZmin

FZmax 

4 106

00.56

2.02

4 080

1.05

2.47

4 009

0.47

2.52

3 916

1.26

4.16

3 913

DNF 5.1%

AV10.19 

Sölden nach

FZ min

FZ max

 

4.42

8 .19

 

7:06

13:38

OnRace

2012

3 841

FZ min

FZ max

3 802

00.54

2.01

3 749

1.01

1.59

3 651

00.49

2.22

3 583

1.30

4.55

3 582

DNF 6.7% 

AV 10.27

Sölden nach

FZ min

FZ max

 

 

4.32

8.20

 

7:00

13:43

OnRace

2013

3 354

FZ min

FZ max

3 114

00.57

2.07

2 535

1.07

2.12

2 402

00.50

2.27

2 381

1.34

4.06

2 375

DNF 29.2%

AV 10.52

Sölden nach

FZ min

FZ max

 

4.45

8 .30

 

7:13

13:39

OnRace

2014

4 104

FZ min

FZ max

4 035

57.17

1:58

3 935

1:06.06

1:59

3 829

46.28

2:18

3 727

1:31.32

4:05

3 681

DNF 10.3%

AV 10.30

Sölden nach

FZ min

FZ max

1:32

2:46

3:22

5:57

4:40

8:48

6:34

12:31

7:05

13:33

OnRace

 2015

4 298

FZ min

FZ max

 

00.56

 

1.06

 

48.45

 

1.29

3 878

DNF 9.8%

AV 10.31

Sölden nach

FZ min

FZ max

1.31.

3.19

4.39

6.34

7.02

13.38

BW: Bergwertung
OnRace: noch in der Wertung befindliche Teilnehmer
FZ min / max: schnellste / langsamste Bergwertungszeit (Klassierte)
Streckenabschnitte: schnellste / langsamste Durchgangszeit innerhalb der Wertung
DNF: Ausfallquote 
AV: Gesamtdurchschnittszeit (arithmetisches Mittel), 50% waren schneller oder langsamer als AV

Das Ötztal

Das Ötztal ist ein 65 km langes Seitental des Inntals und liegt eingebettet zwischen den Stubaier und Ötztaler Alpen. Das Tal der Superlative bietet nahezu unerschöpflichen Aktionsraum in herrlicher Landschaft und versteckten Naturschauspielen, mit dem Rennrad, Mountainbike oder auf Schusters Rappen an der formidablen Kondition zu arbeiten. Immerhin liegen in der beeindruckenden Gletscherwelt 250 Dreitausender.

Nicht wenige passionierte Radsportler nehmen an Trainingslagern und Vorbereitungskursen teil, die zum Teil von namhaften Ex-Profis abgehalten werden.

Eine frühzeitige Anreise ist aus vielerlei Gründen empfehlenswert. Etliche Passstraßen, imposantes Hochgebirgspanorama sowie beschauliche Seitentäler bieten sich zur (radtouristischen) Erkundung an. Wer gern im MTB-Sattel sitzt, dem bietet die sogenannte Bike Republik Sölden - wie der Spot genannt wird - ein gigantisches Netz an geshapten Trails sowie Natur-Trails an.

 Aktive Regeneration

Hoch intensive Trainingseinheiten wenige Tage vor dem Renntermin sind tabu. Die letzten Tage vor der Challenge sollten im Zeichen der aktiven und passiven Regeneration stehen. Carboloading und Mut zur Pause sind das Gebot der Stunde. Geduld zur Muße - Langsamtreten - Entschleunigung. Neben lockeren Trainingsausfahrten im GA 1 - Bereich gehört Ausrasten, Abschalten und Erhohlen gerade vor der extremen körperlichen Belastung wie der Ötztaler zum erfolgsversprechenden Trainingskonzept. Nochmals frische Energien tank um für den Tag X topfit zu sein.

Schaulaufen im Radsport-Mekka

Ende August entpuppt sich Sölden als Nabel der Radsportwelt. Dann ist Halli Galli angesagt – der Showdown brodelt mit Näherrücken des internationalen Großereignisses zum Kulminationspunkt. Die prickelnde Atmosphäre inmitten des internationalen Radsportvolks facht die Vorfreude auf das Rennen an. Ganz nach dem Event-Motto: „Träume nicht dein Leben sondern lebe deinen Traum“ vollzieht sich in Sölden Jahr für Jahr derselbe Ritus. Was viele nicht wissen: die Veranstaltung generiert rund 25.000 Übernachtungen (4 Millionen Euro Umsatz), was für den Sommertourismus ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor ist.

Egal wie oft man schon dabei war, je näher der Tag rückt, desto aufgeregter wird man. Enthusiasten aus aller Welt flanieren durch das prominente Radsportmekka, bevölkern die Expo und stimmen sich mit lockeren Trainingseinheiten auf das anstehende Highlight ein.

Standesgemäß im Racetrimm wird auf der Dorfstraße rauf und runter geposed. Das gestylte Spiegelbild wird unverhohlen in Slow Motion Manier im Schaufenster gecheckt, der Hingucker-Effekt verfehlt seine Wirkung nicht. Manche Protagonisten scheinen ihre Fahrmaschine so glamourös zu steuern, wie Jedi-Ritter erhaben ihr Lichtschwert führten. Klotzen statt Kleckern. Glatt rasierte Beine, definierte Beinmuskulatur und sündhaft teueres Material soweit das Auge reicht. State of the Art. Das rennradverrrückte Völkchen bestimmt das Erscheinungsbild im Ort. Das Schaulaufen ist quasi die Generalprobe für den Hauptakt - sprich die Ruhe vor dem eigentlichen Sturm. 

Außenstehenden mag das ganze Tohuwabohu paradox vorkommen. Wieso man sich ohne materielle Anreize solche Qualen aufbürdet, lässt sich wohl nur mit glühender Leidenschaft erkären die den Verstand überlagert. Als Glücksboten wirken vom Gehirn freigesetzte körpereigene Opiate, wie der in den Zellen gebildete Neurotransmitter Dopamin, dessen Botenstoffe glühende Leidenschaft entfachen. Emotionalität und Irrationalität liegen mitunter eng zusammen - worüber die Teilnehmer des Ötztal-Radmarathons ein Lied singen können. Manchmal treibt die Gefühlswelt eben unerklärliche Stilblüten - was beim Ötztaler alljährlich zum Ausdruck kommt.

Das umfangreiche Veranstaltungsprogramm beginnt bereits Freitag (Startpaketausgabe) und endet am Montag mit der druckfrischen Auflage der Ötztaler Nachrichten (Ergebnisliste). Vor den Hotels, Pensionen oder Sportgeschäften parken edle Rennmaschinen. Überall wird geputzt, geschraubt, gepumpt, gefettet und poliert. Nichts soll dem Zufall überlassen bleiben.

Um die Glykogenspeicher randvoll zu laden bietet am Samstag die traditionelle Pastaparty letztmögliche Carboloading-Gelegenheit. Die obligatorische Fahrerbesprechung (Anwesenheitspflicht) erläutert verbindliche Regeln und gibt Gefahrenstellen, aktuelle Wetterprognosen etc. bekannt. 

Abends in der Unkunft steht die rituelle Rennvorbereitung an: alles Nötige feinsäuberlich bereit legen: Radhose, Trikot mit befestigter Rückennummer, Trinkflasche, Bein- und Ärmlinge, Regenjacke, Überschuhe, Handschuhe, Proviant und Windstopper-Weste. Last-Minute-Rad-Check, Transpondernummer befestigen, Höhenprofilmarker auf den Lenker geklebt, Ersatzteiltäschchen gecheckt. Ist alles tuto completto her gerichtet kann man beruhigter schlafen, um frühmorgends zum Saisonhighlight fit auf der Matte zu stehen.