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  • Handbike-Fahrer im Renntrimm
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  • Zielbogen Edelweißspitze - Tor zur "Himmelspforte"
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  • Rückankunft Bruck an der Glocknerstraße
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  • Glück beseelte Finisher auf der Edelweißspitze
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  • Rasender Reporter auf "Dienstfahrt"
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  • Kilometerstein Großglockner-Hochalpenstraße
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  • Glocknerkönig-Sieger (Ultra&Classic)
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  • Mautstelle Ferleiten
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  • "Glocknerprinzessin" am Ziel der Träume
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  • "Glocknerkönige" im Glücksrausch
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  • Glocknerkönig - Startphase
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Streckenbeschreibung

Bild: die Startaufstellung in Bruck (756 m ü.d.M.) befindet sich nur unweit vom Nullpunkt der Glocknerstraße neben der Salzachbrücke entfernt. Prickelnde Race-Atmosphäre wenige Minuten vor dem Start, bevor sich die Ultra- und Classic- Fahrer gemeinsam um 7:00 Uhr ins Renngetümmel stürzen.

Das Starterfeld mündet am Dorfplatz vis a vis der röm.-kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt von der Raiffeisenstraße in Glocknerstraße, die schnurstraks ins Fuscher Tal führt.  

Streckenteil Bruck - Ferleiten 

Nachdem der Ortsteil Pichl durchquert ist nimmt das Feld richtig Fahrt auf. Bereits am Ortsrand von Bruck lässt man das Salzachtal hinter sich und fährt mitten hinein in die saftig grüne Wald- und Wiesenlandschaft des Fuscher Tals (Pinzgau) entlang der Fuscher Ache. Zunächst schlängelt sich die flache Großglockner Hochalpenstraße zum Gemeindeort Fusch, worauf die ersten Steigungen nicht mehr lange auf sich warten lassen.  

Die Geschwindigkeitsanzeige in Fuschl dokumentiert unmissverständlich 35 Stundenkilometer. Bei leicht ansteigendem Profil dürften je nach Fitnessgrad gut und gerne rund 260 Watt an der Kurbel anliegen. 

Umso weiter man ins Untere Fuscher Tal hinein dringt, desto furchteinflössender rücken die Bergriesen ins Blickfeld. Ein Vorgeschmack dessen, was man seinem Körper an diesem Renntag wohl abverlangen wird. Doch bis es zum Entree der Berggiganten kommt, bleibt während der "Warm-Up-Phase" bei einer gemäßigten Steigung von 2 % bis zur Embachkapelle (863 m ü.d.M.) Zeit um sich mental darauf einzustellen. Die geringe, gleichmäßige Steigung hält das Starterfeld auf den ersten 10 Kilometer ziemlich dicht beinander. 

Ein kilometerlanger Bandwurm pflügt auf der moderat ansteigenden Großglockner Hochalpenstraße der Mautstelle Ferleiten entgegen, wo das verschwiegene Fuscher Tal im Pinzgau in das höher gelegene Ferleitental und Käfertal übergeht. Nachdem die Embachkapelle passiert ist, folgt kurz darauf ein 1.5 km langes Steilstück (bis 12 %) zur Bärenschlucht (1021 m ü.NN). Danach flacht die Steigung bis zur Mautstation Ferleiten wieder auf 4 -5 % ab.

Die morgendliche Stille wird einzig vom surrenden Kettengeräusch, gelegentlichen Stimmen-Wirrwarr, vom Rauschen der Fuscher Ache bzw.  Wasserfälle und säuselndem Wind durchbrochen, während in den Hochlagen das schrille Pfeifen von Murmeltieren herrührt. 

Touristisch hat das verschwiegene Tal mit der Bärenschlucht, dem Wildpark Ferleiten, dem Wassererlebnisweg (Schleierfall und Walcheralm), der Trauneralm, dem Wander- und Mountainbikegebiet so einiges an abwechslungsreichen Besuchs-, Ausflugs- und Tourenmöglichkeiten Routen zu bieten. Freilich juckt das im Rennen niemanden. Aber wer weiß, vielleicht kehrt der eine oder andere an den Ort des Geschehens zurück und gönnt sich in diesem (Trainings-) Revier einen schönen (Rad-) Urlaub - wohlgemerkt ohne Rennstress.

An der Mautstelle Ferleiten (1.115 m ü.d.M.) steigen um 7.45 Uhr die Teilnehmer der LIGHT-Kategorie ins Renngeschen ein, während das Hauptfeld der CLASSIC & ULTRA - Fahrer zum Teil bereits durch ist. Die drei schnellsten Fahrer (Netto-Zeit) der Ultra- und Classic-Kategorie erhalten bei der Siegerehrung eine Prämie (Sprintwertung, für den schnellsten Fahrer aus der CLASSIC oder ULTRA - Wertung). Spitzenfahrer wie Stefan Kirchmair (Sieger der Sprintwertung 2019) benötigen für den 14.5 km langen Streckenteil rund 25 Minuten, was einem Ø von 33,5 km/h entspricht. 

Streckencharakteristik

Bezogen auf den Steigungswinkel sticht der flachere und steilere Streckenabschnitt des Höhenprofils sofort ins Auge, d.h. die Streckencharakteristik lässt sich in zwei topographisch gegensätzliche Abschnitte aufteilen. Bleibt die erste Hälfte der Wegstrecke zwischen Bruck (756 m) und der Mautstelle Ferleiten (1 151 m) mit einer Ø-Steigung von 2.7 % im moderaten Bereich (389 hm), überschreitet der zweite Teil  permanent den zweistelligen Prozentbereich (Ø-Steigung von 10.0 %).

Kette rechts: das sanfte Streckenprofil von Bruck bis zur Embach Kapelle eignet sich hervorragend zum Aufwärmen. Riesige Pulks bahnen sich frühmorgens auf der Großglockner-Hochalpenstraße ihren Weg durch's verschlafene Fuschertal. Hier heißt es erst mal Kette rechts. Dank windschattenbehüteter Aerodynamik werden trotz hohem Tempo wertvolle Körner gespart, wobei die gravierenden Leistungsunterschiede der Fahrer in diesem Streckenabschnitt noch nicht zur Geltung kommen. Die 10 km lange Flachpassage hat gerade mal 116 hm, bevor das erste kurze Steilstück zur Bärenschlucht (max. 12 % Steigung) den Puls hochschnellen lässt.

Maximalsteigung nach Streckenabschnitten gegliedert

  • Bruck - Fusch:                7,3 km, 57 hm,   ↑ max. 1,4 % 
  • Fusch - Ferleiten:            7,2 km, 340 hm, ↑ max. 10,4 %
  • Ferleiten - Piffkar:           4,3 km, 475 hm, ↑ max. 12,0 %
  • Piffkar - Hochmais:          2,0 km, 230 hm, ↑ max. 11,1 %
  • Hochmais - Fuscher Törl: 8,2 km, 578 hm, ↑ max. 12,0 % (∑  1.675 hm)
  • Fuscher Törl - Edelweißspitze: 1.6 km, 160 hm, ↑ max. 14,0 % (∑  1.835 hm)

Betreffend der Ultra-Distanz befindet sich die Mautstation Ferleiten bei KM 14.5 km - wo die Teilnehmer der Light-Wertung starten - exakt mittig zwischen Start und Ziel. Allerdings sind dort erst gut ein Fünftel der Höhenmeter überwunden weshalb man gut beraten ist, im Eifer des Gefechts nicht gleich von Beginn an übermotiviert zu überpacen. Ansonsten droht der Rennverlauf zu einer Tortur oder gar Himmelfahrtskommando zu werden. Denn was folgt hat es in sich. Fortan geht es ohne Unterbrechung knackig bergauf und lässt den Quälspaß auf Level Hoch³ hüpfen.  

Nach Durchfahrt der Mautstelle wendet sich in punkto Streckenprofil schlagartig das Blatt. Die Steigung schnellt unvermittelt auf bis zu 12 % hoch, was den Gruppen-Zerfallsprozess fortwährendend beschleunigt und den Tross immer länger auseinander zieht. Nun heißt es ratz fatz auf's große Ritzel in die Bergübersetzung zu schalten. Kette links, an deren Position sich bis zur Ziellinie nichts ändern wird. Die andauernde Steigung zwischen 10-14% über drei Klimazonen hinweg - gewürzt mit 18 Haarnadelkurven - gehen unweigerlich an die Substanz. Das "Serpentinenfest" legt mit Kehre 1 an der Piffalpe (1.392 m ü.d.M) los und endet für Classic-Teilnehmer mit Kehre 14 (Oberes Naßfeld, 2.374 m ü.d.M.) kurz vor der Streckengabelung. Ultra-Teilnehmer gönnen sich hingegen noch einen Nachschlag von zusätzlich 6 Kehren bis zur Edelweißspitze. Eine Verschnaufpause vergönnt einem das Steilgelände nicht. Es sei denn, man "leistet" sich nach 19.3 km an der Labestelle beim Gasthaus Piffkar (1620 m ü.d.M.) einen kurzzeitigen Pitstop, um Tee oder Wasser zu fassen. Freilich kurbeln die meisten an der verlockenden Flüssigkeits-Labestelle vorbei, denn die Uhr tickt auch bei Stillstand unbarmherzig weiter.

Für die Protagonisten geht's nun ans Eingemachte, bei der die körperliche Extrembelastung die Psyche nahezu unbemerkt in eine bewußtseinsferne Trance hievt. Phasenweise wird im abgeschotteten Kosmos selbstvergessen gekurbelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Die anfänglich hohe Durchschnittsgeschwindigkeit schmilzt Kehre um Kehre fortan wie das Eis in der Sonne. Nun entfaltet sich der typische Charakter eines Bergrennens, bei dem die gewichtsbezogene Leistungsfähigkeit (Quotient aus Leistung und Körpermasse) die Spreu vom Weizen trennt. Jeder radelt sozusagen auf eigene Rechnung, weil es schlicht und ergreifend keinen Windschatten im Schlepptau tempofester "Lokomotiven" mehr gibt. Das kupierte Terrain bevorzugt federleichte Bergflöhe, die ihren Gewichtsvorteil und Performance in Form von Tempohärte, Kraftausdauer, Leidensfähigkeit und unbeugsamer Willenskraft gnadenlos ausspielen und sich unaufhaltsam von ihren Kontrahenten absetzen. Während im vorderen Feld exorbitante Wattleistungen gedrückt werden, hadern Nachzügler mit dem inneren Schweinehund, der gemeinhin als Sinnbild für Willensschwäche gilt und Erzfeind eines jeden Sportlers ist. Manch einer kämpft verzweifelt um's sportliche Überleben, um mit letzter (Willens-) Kraft rechtzeitig das Ziel zu erreichen. Wie auch immer, Bergrennen sind kein Honigschlecken, d.h. der Kaiserschmarrn am Fuscher Törl will erst redlich verdient sein. 

Streckensegmentierung

  • Streckenabschnitt Bruck an der Glocknerstraße - Mautstelle Ferleiten: 14.5 km →    389 hm → Ø-Steigung   2.7 %
  • Streckenabschnitt Mautstelle Ferleiten - Edelweißspitze:                     14.5 km → 1.430 hm → Ø-Steigung 10.0 %
  • Streckenabschnitt Fuschertörl (Dr.-Franz-Rehrl-Haus) - Edelweißspitze:  1.6 km →   160 hm → Ø-Steigung 11.2 %
  • Gesamtstrecke Bruck an der Glocknerstraße - Edelweißspitze:             29.0 km → 1.814 hm → Ø-Steigung   6.2 %

Während Spitzenathleten taktieren und sich vorne um den Sieg batteln, mühen sich andere mit verbliebener Kraftreserve ab die rettende Zielflagge zu erreichen. Dass die legendäre Großglockner Hochalpenstraße inmitten der beeindruckenden Hochgebirgslandschaft der Hohen Tauern die Open Air Bühne bildet, hat ihren besonderen Reiz. Nicht minder reizvoll, im Getümmel Gleichgesinnter im unerbittlichen Race-Modus auf Zeitenjagd zu gehen. Geschweige das Happy End, wenn im euphorischen Moment des Finishens sämtliche Last und Anspannung von den Schultern abfallen. Baumelt die Glocknerkönig-Medaille auf der stolz geschwellten Brust und saugt am Fuscher Törl mit allen Sinnen entspannt das grandiose Bergpanorama auf wird schlagartig klar, wie sehr sich der entbehrungsreiche Trainingaufwand tatsächlich gelohnt hat. An solch unvergessliche Glücksmomente erinnert man sich liebend gern das ganze Leben lang zurück. 

Streckenabschnitt Ferleiten - Fuscher Törl

Unmittelbar nach der Mautstelle legt die Straße mit bis zu 12 % Steigung ihre Daumenschrauben an. Nun heißt es beißen, beißen und nochmals beißen. Rasend schnell lichten sich die dichten Fahrerfelder. Es geht's ans Eingemachte, bei dem die Challenge in seine entscheidende Phase tritt. In der zweiten Rennhälfte - bezogen auf die Distanz - kann man viel Zeit gut machen, aber eben auch genauso viel Zeit liegen lassen. Je weiter man sich in die Höhe schraubt umso seltener werden Überholvorgänge, da sich das Leistungsvermögen im näheren Umfeld der Kontrahenten zunehmend angleicht.   

Bezogen auf die Ultra-Strecke ist in Ferleiten zwar die Hälfte der Distanz zurück gelegt, allerdings erst gut ein Fünftel der Höhenmeter bewältigt. Deshalb ist es wichtig, seinen eigenen Rhythmus zu finden ohne sich auf explosive (anaerobe) Tempoverschärfungen einzulassen. Es mag viele Strategien und Herangehensweisen für ein Bergrennen geben, um seine Kraft optimal einzusetzen. Doch eines gilt grundsätzlich: ein gleichmäßig flüssiger Tritt bei optimaler Kadenz, ist die halbe Miete für ein erfolgreiches Finish. Ansonsten läuft man Gefahr, dass einem der innere Schweinehund über den Kopf wächst und man frustriert die Flügel hängen lässt.

Nun geht's hinein - besser gesagt hinauf - ins idyllische Hochtal Ferleiten. Auch wenn in dem geschützten Naturrefugium noch seltene Orchideenarten gedeihen und scheue Gämsen und Steinböcke umherkraxeln, nimmt man im Rennen von all dem keinerlei Notiz. Auffallend ist nur, wie sich der Wald lichtet und die Bäume kleiner und verkrüppelter werden, bis die kahle Gebirgswelt und weiße Schneefelder zum Vorschein kommt.

An der Labestelle beim Gasthaus Piffkar (1620 m ü.d.M.) stoppen nur die wenigsten Fahrer. Das sogenannte "Serpentinenfest" beginnt mit Kehre 1 (Piffalpe, 1.392 m ü.d.M) und endet mit Kehre 14 (Oberes Naßfeld, 2.374 m ü.d.M.) kurz vor der Streckengabelung. Während Classic-Fahrer am Fuscher Törl Parkplatz I (2407 m ü.d.M.) nach 27 Kilometer die Ziellinie überfahren (1.694 Höhenmeter), beginnt für die hartgesottene "Ultra-Liga" die Kehren-Nummerierung (1-6) auf der 2 km langen Pflasterstraße zur Edelweißspitze von vorne. 

Sofern der Wettergott wohl gesonnen ist, radelt man oberhalb der Baumgrenze von etwa 1.600 m Höhe immer häufiger in sonnenbeschienen Abschnitten, was die schneebedeckten Gipfel in ein gleißendes Licht- und Schattenspiel taucht. Eine atemberaubende Szenerie, die die Schönheit der Bergwelt in den Hohen Tauern faszinierend zur Geltung bringt und einem trotz "Race-Pace" immer wieder aus dem stoischen Tunnelblick heraus katapultiert. 

Randnotiz (Bild oben): es wird ein Geheimis des Teilnehmers bleiben, was ihm beim nachdenklichen Mustern des Kehrenschilds durch den Kopf gegangen sein mag. Ein Bild mit Symbolik, vielleicht wurde eine rechnerische Zwischenbilanz gezogen. Faktisch hat man an der 5. Kehre rund 1.000 Höhenmeter hinter sich gebracht, wonach streckenabhängig bis zu 800 Höhenmeter vor den Fahrern liegen, bevor der Sack zugemacht wird. 

Höhenangaben am Streckenrand mögen eine wertvolle Information sein. Ob's aber der Psyche im Eifer des Gefechts gut tut, bleibt dahin gestellt. Je nach gegenwärtiger Befindlichkeit mag es für den einen frustrierend, für den anderen beflügelnd wirken über die augenblickliche Höhenlage Kenntnis zu haben. Es ist wie es ist: jeder Teilnehmer durchlebt seine eigene Gefühlswelt und wird von seinem Kopfkino mehr oder weniger geplagt.

Wenngleich im Renngeschehen niemand einen Kopf dafür hat: ab Hochmais - wo die Baumgrenze überschritten wird und die subalpine Zone beginnt - wird die Sicht ins Käfertal sowie hinunter ins Ferleitental frei. Dazu trohnen über all dem die maäestätischen Dreitausendergipfel der Glocknergruppe: Brennkogel, Spielmann, Sinwelleck, Fuscher-Kar-Kopf, Hohe Dock, Vorderer Bratschenkopf, Großes und Kleines Wiesbachhorn sowie Hohe Tenn. 

Je nachdem wie schneereich der Winter und wie warm/kalt das Frühjahr war, radelt man oberhalb 2.000 Meter Höhe entweder an meterhohen Schneewänden oder kahlem Felsgestein entlang. Anfang Juni ist die Gerölllandschaft in dieser Höhenlage - je nachdem wie streng der Winter war - mehr oder weniger durchgängig schneebedeckt. 

  

Hinweise auf Tourismusattraktionen werden allenfalls beiläufig registriert. Das Hauptaugenmerk beschränkt sich auf die Aufrechterhaltung der optimalen Leistungsentfaltung, um das Ziel in kürzester Zeit zu erreichen. 

Endgegner Edelweißspitze - Casus knacksus des Glocknerkönigs

Während für die Classic-Fahrer am Fuscher Törl Parkplatz I Schluß ist, genehmigen sich die Ultra-Fahrer quasi noch einen Höhenmeter-Nachschlag. 

Der Volksmund besagt: das schönste kommt zum Schluß. Ob dem wirklich so ist, da dürften die Teilnemer mit fast 1.700 Höhenmeter in den Beinen wohl ihre ernsthaften Zweifel haben. Umso mehr in jenem Augenblick, wenn nach der Streckengabelung der furchteinflössende "Horrorblick" auf die übereinandergeschachtelten Kehren der Serpentinenstichstraße zur Edelweißspitze frei wird. Das versetzt der Psyche erst mal einen Tiefschlag in die Magengrube, der einem die Luft zu rauben scheint. Doch Aufgeben ist für leidenschaftliche Leistungssportler bekanntlich nie und nimmer eine Option. Gerade mal 1.6 km vom Ziel entfernt wirft man sowieso nicht die Flinte ins Korn, zumal sich Ultra-Fahrer innerhalb der Karrenzzeit mit einer unerlaubten Durchfahrt auf der Classic-Strecke ein Did Not Finish (DNF) einhandeln. Deshalb heißt es: auf und durch!

2018 feierte die Ultra-Wertung mit der Befahrung zur Edelweißspitze (2.572 m.ü.NN.) ihre Premiere. Im Jahr darauf quälten sich im Schlussakkord 517 Fahrer sauerstoffjapsend die Rampe hoch. Für manchen Nachzügler stellt sich die Edelweißspitze als (unüberwindbarer) Endgegner in den Weg und entpuppt sich zum Casus knacksus des Glocknerkönigs. Doch für wen der steile Anstieg zuviel des Guten ist, der schiebt sein Gefährt einfach die letzten Meter den Berg hinauf. Letzten Endes völlig egal, denn einzig und allein zählt ein glorreiches Finish.

Bild: Fuscher Törl (2 428 m.ü.M.)

Da die Straßensperre ab 10:30 Uhr aufgehoben wird, ist die Karenzzeit beim Abzweig Parkplatz I Fuscher-Törl um 10:15 Uhr. Wer sich also für den Ultra Bewerb registriert hat und diese Karenzzeit nicht erreicht, fährt weiter zum Classic Ziel und wird dort gewertet. Der Zielwechsel eines ULTRA Teilnehmers zum Classic Ziel vor der Karenzzeit 10:15 wird hingegen als Rennaufgabe gewertet.

Die knackige Schlussrampe zur Edelweißspitze läutet den finalen Kampf gegen den inneren Schweinehund ein. Nur mit geballter Willenskraft werden letzte Kraftreserven mobilisiert, um Sekunden bzw. den einen oder anderen Platz noch gut zu machen. Die Stichstraße auf (gut befahrbaren) Kopfsteinpflaster überwindet mit ihren sechs Kehren 143 Höhenmeter (Ø-Steigung 10.5%, Maximalsteigung 14 %). Der Kampf auf Biegen und Brechen neigt sich dem Ende zu, bei dem man sich im Schneckentempo zwischen meterhohen Schneewänden in Trance nach oben quält. Zu allem Ungemach macht die Höhenluft zu schaffen, weil aufgrund verminderter Sauerstoffaufnahme das Atmen zunehmend schwerer fällt. Kein Wunder wenn man in Schnappatmung verfällt, da in der Höhenluft unser Blut bei jedem Atemzug weniger Sauerstoff aufnimmt, weshalb der O2-Mangel mit steigender Atemfrequenz kompensiert wird.

Während 2018 die Auffahrt zur Edelweißspitze nahezu schneefrei war, zeigte sich 2019 ein völlig anderes Bild. Allemal beeindruckend, durch die gefrästen Schneeschneisen zu fahren.

In den 30er Jahren räumten im Frühjahr rund 350 Männer mit Handschaufeln ausgerüstet etwa 70 Tage lang die Hochalpenstraße von bis zu zehn Meter hohen Schneewänden frei. Seit 1953 haben diesen Knochenjob fünf "Wallack-Rotations-Schneefräsen" (Franz Wallack war Erbauer der Großglockner Hochalpenstraße) übernommen.

So schaut sie aus, die sogenannte "Himmelspforte". Chaupeau - Geschafft - Finito - Feierabend. Schlagartig kein Getriebener mehr, die Schinderei mit dem Kampf gegen die tickende Uhr ist zu Ende. Voller Stolz wird die überreichte Glocknerkönig-Medaille umgehängt - Voilà! Ausgeschüttete Glückshormone beginnen umgehend mit ihrem suchtfördernden Werk, was fortan die Vorfreude auf das nächste Event keimen lässt. Dabei gilt die Grundregel, je größer die Qual, umso mehr raubt einem das ausgeschüttete Endorphin und Dopamin im Glücksrausch die Sinne. 

In der faszinierenden Hochgebirgswelt erwartet die schweißgebadeten Finisher mit ihrer glamourösen Durchfahrt des Zielbogens ein wahrer Glückshormon-Flash. Just in dem Augenblick fühlt man sich im wahrsten Sinne des Wortes buchstäblich in den "siebten Himmel" katapultiert.

Ausgepowert vom Sattel zu steigen, sich in überschwänglicher Freude zu aalen und dazu ein gigantisches 360 Grad-Hochgebirgspanorama vor der Nase zu haben löst eine unvergessliche Glückseligkeit aus. Ganz zu schweigen vom frisch gebackenen Kaiserschmarrn und heißem Tee auf dem Parkplatz I Fuscher-Törl. Webcam Fuscher-Törl

Der Sack ist zu - der Glocknerkönig ist in "trockenen" Tüchern - die Medaille baumelt auf der stolz geschwellten Brust. Es ist an der Zeit, den Gang zurück zu schalten und sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen. Je nach Wetter und Temperatur bietet sich nach Empfangnahme des Wechselwäschebeutels die Gelegenheit länger oder kürzer an diesem faszinierenden Aussichtspunkt zu verweilen. 

Schon erstaunlich, welche Radgattungen bei dem reinrassigen Bergrennen zum Einsatz kommen. Wenngleich zwar fast alle Teilnehmer standesgemäß auf einem leichten Rennrad sitzen gibt es Indiviudalisten, die den Wettkampf mit dem Liegerad, Tandem, Gravelbike oder Mountainbike bestreiten.

Stefan Kirchmair (Bild oben) - zweifacher Ötztal-Radmarathon-Sieger (gewann 2019 die Sprintwertung) - ebenso wie Mathias Nothegger (zweifacher Ötztal-Radmarathon-Sieger und Rekordhalter) haben bereits mehrfach beim Glocknerkönig teilgenommen.

Nach dem beinharten Rennen gibt's eine süße Überraschung: in luftiger Höhe wird auf dem Parkplatz Fuscher Törl 1 frisch gebackener Kaiserschmarrn und heißer Tee gereicht.  

 Im Zielareal auf knapp zweieinhalbtausend Meter Höhe ist grundsätzlich mit Kälte, Wind, Regen oder gar plötzlichem Wettersturz (Gewitter) zu rechnen. Da das Immunsystem durch die Extrembelastung geschwächt ist, sollte nach Zielankunft schnellstens die nassgeschwitzte Kleidung gewechselt werden (Kleidungstransport nutzen!). Zudem kühlt im Hinblick der anstehenden Abfahrt zurück nach Bruck der Körper ohne ausreichenden Wärmeschutz durch den Fahrtwind bei gleichzeitig niedriger Belastungsintensität blitzschnell aus. Je nach Wetterlage gehört entsprechender Regen- und Kälteschutz in den Kleidersack (Windbreaker, Lang- Kurzarmtrikot, Mütze, Handschuhe, Softshell- Regenjacke etc.). 

Ein Shuttledienst ins Tal steht aus organisatorischen Gründen nur für Besucher zur Verfügung die vorher ein Auffahrtsticket gelöst haben. Auch ein Taltransport von Rädern mit Bussen ist nicht möglich.

Nachzügler aufgepasst: beim Abzweig Parkplatz Restaurant Fuschertörl ist ab 10:15 Uhr keine Auffahrt zur Edelweißspitze (ULTRA) mehr möglich. Wer sich für den Ultra Bewerb registriert hat und das Zeitlimit überschreitet, wird von Helfern zum Classic Ziel geleitet. Wer indes als ULTRA Teilnehmer vor der Karenzzeit um 10:15 regelwidrig zum Classic Ziel wechselt, wird als DNF wegen Rennaufgabe gewertet.

Talfahrt nach Bruck

Bei der Talfahrt können sich die Radsportler über die gut ausgebaute Straße mit exzellentem Straßenbelag freuen. Es ist zu beachten, dass die Verkehrssperrung im Bereich Kassenstelle Ferleiten bis Gasthof Fuscherlacke bzw. Edelweißspitze nur von 07:00 bis 10:30 Uhr in Kraft ist bzw. während der gesamten Veranstaltung die Österreichische Straßenverkehrsordnung gilt. Auf der 27 km langen Talfahrt nach Bruck ist erhöhte Vorsicht geboten (unübersichtliches Kurvenschneiden ist lebensgefährlich!). 

Die letzten Kilometer bis nach Bruck verlaufen entlang der rauschenden Fuscher Ache die unterhalb des Fuscher Törls auf einer Seehöhe von knapp 1300 Metern aus dem Zusammenfluss der beiden Bäche Käfertalbach und Traunerbach entsteht, um wenig später von links den Boggeneibach aufzunehmen. In Bruck mündet die Fuscher Ache in die Salzach, die der längste (225 km) und wasserreichste Zufluss des Inns ist.

Mit jeder Kurbelumdrehung rückt Bruck an der Glocknerstraße näher.  

Jeder Teilnehmer registriert freudig das Ortsschild, wo Stunden zuvor das Rennen seinen Ausgang nahm.

Die Ortseinfahrt wird emotional wie eine zweite Zielankunft empfunden. Dementsprechend beginnen die Glückshormone abermals zu tanzen. Wohlbehalten zum Ausgangspunkt wieder zurück zu kehren ist natürlich das Allerwichtigste.