Am 1. Oktober erfolgt der Anmeldestart zur 11. »Mecklenburger Seen Runde«

Die Jubiläums-MSR ist Geschichte. Veranstalterangaben zufolge knackten 3.070 Teilnehmer die harte Nuss der 300 Kilometerstrecke. Für Breitensportverhältnisse stellt diese Mammutdistanz zweifelsohne eine schier unüberwindbare Hürde dar. Manch Finisher, der zum wiederholten Male teilnahm schaffte eine persönliche Bestzeit, für andere mutierte der Kraftakt zur quälenden Grenzerfahrung und für einige Leidgeprüfte war die Herausforderung zuviel des Guten. Gerade beim Überqueren der Ziellinie wird im glücksbeseelten Zustand offenbahr, wie stark die vollbrachte Leistung von der Fitness - genauer gesagt von der Gesundheit - abhängt. Ein außergwöhnlicher Moment, den glücklichen Umstand entsprechend zu würdigen und demütig wertzuschätzen. Dass dieser Ausnahmezustand für kein Geld der Welt zu haben ist, wissen insbesondere Radsportler die ans Limit gehen allzugut. Erhabenes Selbstwertgefühl bzw. ekstatisches Glücksgefühl fällt beileibe nicht vom Himmel, sondern muss gnadenlos Tritt für Tritt mit unbeugsamer Willenskraft und unerschütterlichem Durchhaltevermögen eisern erarbeitet werden.Bis auf einen Platten hatten wir Spaß hoch³, was dem Suchtbazillus trotz langer Anreise reichlich Nahrung gibt. Es bleibt also spannend, welche Überraschungsmomente die nächste MSR auf Lager hat.

Story hinter der Story

Im Magazin »Radfahren« (BVA BikeMedia GmbH) erschien die dreiteilige Serie "Mythos 300". Wer bisher nicht zu träumen wagte, jemals die 300 Kilometer-Schallmauer auf dem Rad zu knacken, dem legen wir die spannenden Erlebnisberichte von Daniel O.Fikuart (Ex-Chefredeakteur »Radfahren« / »ElektroRad«) ans Herz. Zitat: "Wie hätte ich ahnen können, dass die Zusage mein Leben über fünf Monate verändert. Dass das Abenteuer beginnt, lange bevor ich zur Startlinie rolle". Die Initialzündung für den Sinneswandel löste Motivations-Coach Detlef Koepke mit einer scheinbar beiläufigen Bemerkung aus: „Das kann jeder schaffen. Auch du.“ Die Ansage saß, obwohl sich der Rennrad-Novize beileibe nicht als Langstreckenenthusiast, sondern vielmehr als Genussbiker begreift der obendrein auch häufig mit dem ebike unterwegs ist. Nachdem der motivierende Zuspruch gesackt war, verwandelten die Synapsen wider Erwarten das anfänglich absolut Unmögliche zu einem durchaus machbaren Abenteuer, womit die Lunte zumindest im Unterbewusstsein gelegt war. 

Über den Dächern der Welterbestadt Regensburg: Daniel O.Fikuart (rechts) und Curd Biedermann

Nachdem ein neues Rennrad angeschafft war und mittels Bikefitting eine komfortable Anpassung herausgetüfelt wurde, lösten sich schon bei der Jungfernausfahrt anfängliche Selbstzweifel rasend schnell in Schall & Rauch auf. Dank ausgeschütteter Glückshormone - flankiert von wiederkehrenden Erfolgserlebnissen - bedurfte es trotz eiskalten Winterwetters kaum Überwindung, das Training gnadenlos durchzuziehen. Ganz im Gegenteil, denn der Fokus auf die Trainingseinheiten gerierte das neuentdeckte Hobby schrittweise zum Lebensmittelpunkt. Schwuppdiwupp war sie da, die erquickende Lebensfreude, die sprühende Leidenschaft und der gierig machende Fahrspaß. Die Begeisterung wuchs mit jeder Ausfahrt, d.h. der viel zitierte Suchtbazillus begann nachhaltig zu wirken. Wer sich also auf ein MSR-Abenteuer einlässt darf sich auf einen prickelnden Spannungsbogen einstellen, der das Leben weitreichend und nachhaltig verändert. Dass das gewagte Unterfangen, das den Alltag komplett umzukrempeln vermag wie es Daniel O.Fikuart beschreibt, ist für Novizen natürlich nicht im geringsten absehbar. Die Geschichte ist ein Paradebeispiel und gleichzeitig eine Blaupause für all jene die meinen, der gefürchteten Herausforderung nicht gewachsen zu sein. Wie dem auch sei, sobald die Hemmschwelle zur Anmeldung überwunden ist, tickt die Uhr zum "Point of no return" bzw. für die "never forget experience" einer MSR unaufhaltsam. 

»Radfahren« 2/2024  "300 KILOMETER AM STÜCK – IST DAS MACHBAR?"

»Radfahren« 3/2024  "300 km am Stück: Die Vorbereitung"

»Radfahren« 5/2024 "Wir sind Helden"

 Wenngleich die süßen (Belohnungs-) Früchte zweifelsohne hoch hängen ist es dennoch lohnenswert, sich an die ultimative Herausforderung heranzuwagen. Lässt man sich im Ziel als Held feiern und versinkt in einen unbeschreiblichen Glückshormonrausch - verbunden mit dem stolzen Gefühl den inneren Schweinehund besiegt zu haben - wird schlagartig klar, wie sehr sich die vergossenen Schweißtropfen gelohnt haben. Sich ein Ziel zu setzen und beharrlich darauf hinzuarbeiten, bereitet eben nicht nur pure Freude sondern zahlt sich am Ende als emotionale "Glücks-Dividende" fürstlich aus. Dazu verspricht der Fitness-Quantensprung - einhergehend mit einer Gewichtsreduzierung - ein wohltuendes Körpergefühl, was wiederum einer positiven Lebenseinstellung auf die Sprünge hilft.

Wer noch nicht in die 300er Phalanx vorgestoßen ist wird meistens von Gedanken geplagt, die sich mit der Ungewissheit des Schaffens oder Scheiterns beschäftigen. Bestehen zwischen Hoffen und Bangen Selbstzweifel der Herausforderung gewachsen zu sein, geht einfach auf Nummer sicher und reserviert sich einen Startplatz in einer geguideten MSR-Gruppe. Dies gibt schon mal Gewähr, kraftsparend - plus  unterhaltsam - in Zweierreihe im gleichmäßigen Tempo mitsegeln zu können. Ein erfolgversprechenderes Rezept, das schier unüberwindbare Felsentor der "300er Liga" aufzustoßen gibt es schlichtweg nicht. 

Nach der »Mecklenburger Seen Runde« ist vor der »Mecklenburger Seen Runde«. In diesem Sinne schon mal den 1. Oktober 2024, 20:25 Uhr vormerken. Sesam öffne dich, denn dann schwingen sich die "Felsentore" der Anmeldepforte für die 11. »Mecklenburger Seen Runde« auf! Tipp für Novizen: damit kein Trainingsstress aufkommt, sollte man spätestens zum Winteranfang in die Gänge kommen, um für das 300 Kilometer-Abenteuer fit zu sein. Werde Teil der illustren MSR-Familie und fiebere dem Großereignis am 30./31. Mai 2025 freudvoll entgegen. 

 Statement 

Die erste MSR-Teilnahme ist im "Kasten". Nach 12:33 (Fahrzeit 9:36) erfolgte um 18.00 Uhr (mit 900 Bilder auf der Speicherkarte) der glückbeseelte Zieleinlauf im Kulturpark von Neubrandenburg. Wenngleich der Slogan "Erlebnis geht vor Ergebnis" überall mitschwingt so ist dennoch nicht zu verhehlen, dass zumindest für einen Teil der Teilnehmer die Zeit sehr wohl eine beachtnswerte Komponente einnimmt. Wie dem auch sei, die MSR300 bescherte wohlweislich einen gigantischen Erlebnis- und Erkenntnisgewinn. Bis auf einen Plattfuß hatten wir Spaß hoch³. So gut wie nie allein unterwegs, war die Fahrt durch das Mecklenburgische Seenland eine derart beeindruckende Erfahrung, die man gerne wiederholen möchte. Tschaka begann der Suchtbazillus noch am selben Abend das Hirn zu beackern, sodass es am nächstjährigen Date am 30./31. Mai trotz Fernanreise wohl kein Vorbeikommen geben wird. Der Spannungsbogen mit prickelnden Überraschungsmomenten bleibt also weiterhin bestehen. Mal sehen was die nächste MSR auf Lager hat.

Mein Credo: Die Mecklenburger Seen Runde besitzt zweifelsohne das Prädikat "absolut erlebenswert" - und zwar nicht nur einmal im Leben. Da der Wille bekanntermaßen Berge versetzt, darf sich jeder ermutigt fühlen, sich dieser Herausforderung tatkräftig zu stellen. Eine MSR kann wirklich jeder schaffen, der fest entschlossen auf das Großereignis hin trainiert. Paradebeispiel Daniel Fikuart (siehe Bild unten), der es als absoluter Rennrad-Rookie nicht nur gepackt hat sondern jede Menge Spaß dabei hatte. Sein Wille war die Antriebskraft, denn in nur 5 Monaten spulte er 4.200 km Trainingskilometer ab.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Zwei Medienvertreter zeigten 100 %igen Einsatz - körperlich, mental und emotional. Umso bewegender war die Finisherfreude im Kulturpark Neubrandenburg: links Curd Biedermann (Bayernbike), rechts Ex-Chefredakteur Daniel O. Fikuart (Magazin Radfahren). Der MSR-Veranstalter gibt Teilnehmern bekanntermaßen jedes Jahr ein Glücksversprechen mit auf den Weg. Das Zielfoto zeigt, dass die Macher ihr Wort gehalten und alle Finisher-Helden es mit unbändiger Willenskraft & Manpower eingelöst haben. 

Falsche Bescheidenheit wäre in dem Glücksmoment fehl am Platz, denn über die brachiale Energieleistung darf sich jeder zurecht stolz auf die Schultern klopfen und sich über seinen Erfolg wie ein Schnitzel freuen. Wie sehr sich der aufopferungsvolle Kampf tatsächlich lohnte offenbart sich erst im Nachhinein, wenn einem die seelische Zufriedenheit erfasst und in Demut versinken lässt. Demzufolge führen viele Wege zum Glück was jedoch beileibe kein Selbstläufer ist, sondern tatkräftig beschritten sein möchte (jeder ist sein Glückes Schmied). Die eigene Identität wird eben nicht ausschließlich durch Job & Karriere (Gesellschaftsstatus) bestimmt sondern findet auch darin Ausdruck, im Sport Lebensfreude, Selbstbestätigung und Lebenssinn zu empfinden.

Was gibt's schöneres, als sein inneres Glücksempfinden nach außen zu strahlen? Und das erfreulichste daran ist, dass der hormonell bedingte Glückszustand nicht im Geringsten altersabhängig ist, was der aufmerksame Zuschauer an der Ziellinie live beobachten kann. Sowohl Kinder als auch Erwachsene und Senioren strahlen bei der »Mecklenburger Seen Runde« trotz Erschöpfung mit leuchtenden Augen um die Wette. Dass die Zaungäste die (Extrem-) Leistung bewundern und sie mit Anerkennung und Respekt huldigen, verstärkt den emotionalen Höhenflug und balsamiert die Seele. Der emotionale Touch Down im glücksbeseelten Zustand ist auf jeden Fall ein äußerst denkwürdiger Augenblick, seine Gesundheit gebührend wertzuschätzen.  

Resümee: das überregional bekannte Event ist ein prestigeträchtiges Aushängeschild für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Da die Orga nahezu perfekt funktioniert, gibt es eigentlich nichts zu kritisieren bzw. zu meckern. Das berühmte Haar in der Suppe gleicht einer Suche nach der  Stecknadel im Heuhaufen. Maßgeblichen Anteil an der Erfolgsstory hat neben dem Initiator Detlef Koepke vor allem riesige Helferschar von 800 ehrenamtlich Beschäftigten, ohne die es das Radsport-Festival schlicht und ergreifend nicht gäbe. Nur dank ihrer unermüdlichen und tatkräftigen Unterstüzung auf und neben der Strecke ist ein reibungsloser Ablauf möglich. Ebenso verdient der Einsatz von Sanitätern, Feuerwehrlern und last but not least die harmonische Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden einer aufrichtigen Würdigung. 

Gratulation Detlef Koepke, der Slogan "die beste MSR aller Zeiten" hat sich im Jahr 2024 abermals bewahrheitet. 

Mit sportlichen Grüßen

Curd Biedermann

Schauplatz und Epizentrum der »Mecklenburger Seen Runde« bildet der weitläufige Kulturpark in Neubrandenburg, Kreisstadt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern. Idyllisch am Tollensesee gelegen bildet die herrliche Parkanlage den publikumsträchtigen Dreh- und Angelpunkt der Großveranstaltung, wo mit Glanz & Gloria am 24. und 25. Mai 2024 das zehnjährige Jubiläum gebührend gefeiert wurde. 

Zur Ergebnisliste (Urkunden)

Die »Mecklenburger Seen Runde«  startet in der sehenswerten "Vier-Tore-Stadt" Neubrandenburg, die für ihre gut erhaltene mittelalterliche Stadtmauer sowie ihrer trutzigen Stadttore bekannt ist. Rund ein Drittel der Teilnehmer kommt aus Norddeutschland, während die Mehrheit aus Süddeutschland anreist. Was einzigartig ist: einerseits wird das Radsportevent - insbesondere für ambitionierte Teilnehmer - von einer klassischen (Jedermann-) Renn-Charakteristik beherrscht, welche durch die Transponder-Zeitmessung befeuert wird. Andererseits spricht die MSR ebenso auch gewöhnliche "Durchschnittsradler" an, denen der Breitensportcharakter - bedingt durch das großzügige Zeitfenster von 28 Stunden - entgegenkommt. Für den entschleungigten Radfahrertypus zählt in erster Linie der Olympische Gedanke, bei dem der Grundsatz "Dabei sein ist alles" im Vordergrund steht. Losgelöst von irgendwelchen Leistungsdaten ist das erstrebenswerte Ziel, die monströse Streckendistanz innerhalb der Zeitvorgabe zu schaffen. Ein Blick auf die Ergebnisliste 2024 offenbart deutliche Leistungsunterschiede. Benötigen die schnellsten Athleten innerhalb der Speedgruppen für die MSR300 weniger als 9 Stunden (Ø > 35 km/h), schöpfen andere hingegen das vorgegebene Zeitkontingent voll und ganz aus. Doch wen interessieren schon groß Leistungswerte (außer das aufmüpfige Ego) wo der Veranstalter gebetsmühlenartig predigt, dass Erlebnis vor Ergebnis geht. Eine tiefgründige Aussage, mit der MSR-Initiator Detlef Koepke den Nagel auf den Kopf trifft. Schlussendlich darf sich jeder glücklich schätzen, überhaupt die Form für ein Kaliber dieses Formats zu verfügen. 

Nachdem bereits am Vorabend mehr als 700 Nachtfahrer starteten, denen tags darauf teils in aller Hergottsfrühe 2800 Teilnehmer auf der 300er-Schleife folgten, kamen noch 767 weibliche Amazonen auf der für Frauen reservierten MSR100 sowie 350 Kids der Mini-MSR am Vortag hinzu. Nach Adam Riese traten bei der 10. Edition der Mecklenburger Seen Runde demnach insgesamt 4.617 Teilnehmer in die Pedale.

Der offizielle Startschuss für die Mecklenburger Seen Runde (MSR300) fiel am Freitagabend um 20:00 Uhr, wobei sich das Startzeitfenster bis zum Samstag den 25.05. um 07.00 Uhr erstreckte. Das legere Zeitfenster hat den Vorteil, dass sich die Zielankünfte über den gesamten Samstag bis in die Mitternacht hinein verteilen. Die ersten Fahrer der MSR300 erreichen erfahrungsgemäß zwischen 8:00 und 9:00 Uhr das Ziel im Kulturpark. Die enorme Leistungsbandbreite spiegelt sich in den weit auseinanderklaffenden Gesamtzeiten wider. 

Das Rahmenprogramm läutete Freitag nachmittag mit der MINI-MSR den Beginn des Radsport-Festivals in Neubrandenburg ein. Den Anfang machte das Laufrad-Rennen für die "Dreikäsehochs", dem sich das Kids-Race anschloss bevor um 20.00 Uhr unter lautstarkem Beifallsgetöse der offizielle Startschuß der MSR300 erfolgte. 

Der letzte Radfahrer erreichte zur Jubiläumsausgabe am Samstag kurz nach 22 Uhr das Ziel. Laut Veranstalter nahmen sich 3.070 Teilnehmer die große Schleife zur "Brust", während die Frauenrunde über 100 Kilometer 640 Starterinnen zählte. Hinzu kommen 350 Kinder, die die Mini-Seenrunde absolvierten. Die Teilnehmer kamen aus 18 Ländern. Der älteste Radfahrer war 81 Jahre alt.   

Die große Teilnehmerzahl - i.V. mit zeitversetzten Startblöcken - zeitigt den Vorteil, in aller Regel nicht solo sein Dasein auf der langen Strecke fristen zu müssen. Vielmehr bieten sich auf weiter Flur zahlreiche Windschattengelegenheiten die nicht nur Energie sparen, sondern ganz nebenbei auch den "Unterhaltungswert" steigern. Selbst wenn man abreißen lassen muss vergeht nur unmerklich Zeit, bis man vom nächsten Pulk aufgerollt und eingesammelt wird, und im vereinigten Schwarm gemeinsam das nächste (Etappen-) Ziel ansteuert. 

Bemerkung am Rande: seit dem "MSR-Urknall" im Jahr 2014 haben mehr als 30.000 begeisterte Radsportler an der größten norddeutschen Radsportveranstaltung teilgenommen. 

Startphase

Der erste Startblock setzte ganz unspektakulär in gemächlichem Zeitlupentempo in Bewegung und entschwand im Kulturpark allmählich den neugierigen Blicken der Zuschauermassen. Die Mecklenburger Seen Runde führt vom Kulturpark (unasphaltiert) via Schwedenstraße zur Neustrelitzer Straße (rechts). Nachdem links in die Bergstraße abgebogen wird, beginnt das Höhenlevel auf dem Fünfeichener Weg bis zum städtischen Vorort Bargensdorf 4 km lang auf eine Höhe von 75 m ü.M. anzusteigen (60 hm). Der bis zu 10% ige Anstieg am Stadtrand von Neubrandenburg - übrigens der größte Höhenunterschied auf der gesamten Strecke - liefert bereits einen Vorgeschmack auf das was den ehrgeizigen Radler auf der Tour erwartet: ein stetiges Sägezahnprofil.

Die Mecklenburger Seen Runde ist ein außergewöhnliches Erlebnis, das reichlich Nährboden für witzige, bewegende bis zu unvergesslichen Anekdoten liefert. Eines muss man den offenherzigen Neubrandenburgern lassen: Humor haben sie. Humor haben sie. So lässt einem das sarkastische Zwinker-Smiley-Schild entweder schmunzeln oder entfacht im Hirn einen schockartigen Geistesblitz, zumal es zum runden MSR-Geburtstag an dieser Stelle korrekterweise "nur" noch 302 km waren. Ironie des Schicksals, aber Humor ist halt wenn man trotzdem lacht.

Ein echtes Highlight bildet Freitag abend entlang des ersten Anstiegs das traditionelle Bergfest. Von Live-DJ-Musik, Cheerleadern angefacht herrscht zugunsten der Abendstarter am Rand der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg eine fantastische Stimmung, die an Tour de France Feeling erinnert. 

Übrigens wird der „Peak“ der »Mecklenburger Seen Runde« auf einer 7 km langen Steigung (53 hm) bereits 30 km nach dem Start in Wendorf (140 m ü.NN.) überschritten.

Was positiv auffiel:

• Sattelfest mit kurzweiligem Rahmenprogramm zur Einstimmung auf das großartige Sportereignis

• opulentes Verpflegungsangebot

• elektronische Zeitmessung inkl. Sektionszeiten (Verpflegungsstationen)

• superfreundliche Helfer-Crew (ihr ward SPITZE!)

• getrennte Zu- und Abfahrten auf den Verpflegungsstationen

• großformatige Wegweisung mit unübersehbaren Richtungspfeilen, auffällige Gefahrenschilder

• Toiletten und Desinfektionsspender auf allen 6 Depots

• aufmunternde Spruchbänder

• motivierende Zuschauer

• Servicefahrzeuge & Shuttleservice

• Highlight: Bergfest zugunsten der Abendstarter (Freitag ab 20.00 Uhr) entlang der Bergstraße in der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg  

• disziplinierte Fahrweise (Handzeichen, akustische Warnrufe bei Gegenverkehr usw)

• Bürgermeister-Staffel: Stellvertreter teilnehmender Kommunen befahren jeweils eine Teilstrecke, um etappenweise die MSR300 zu meistern

• fahrradfreundliche Autofahrer, die bereitwillig auf unasphaltierte Straßenränder auswichen

• breitbandiger Radgattungsmix (RR, Tandem, Liegeräder, Klappräder, Gravel- und Mountainbikes, Lastenräder, Trekkingbikes.....

• Kontaktpool Gleichgesinnter sowie interessanter Menschen 

Da die Abstände der sechs Verpflegungsstationen im Schnitt nur rund 40 km auseinander liegen, braucht man sich über Energienachschub, Trinkflaschenbefüllung und erholsame Pausen keinen großen Kopf zu machen. 

Zur Mecklenburger Seen Runde gehört auch, dass es auf der gesamten Strecke - insbesondere in den Dörfern der Region-  jede Menge moralische Unterstützung gespendet wird. In Chemnitz sowie beim Berg- und Heldinnenfest wurden die Heroes gefeiert und mit viel Jubel bedacht. Jubelschreie und wummernde Musik schaufelte pure Motivation in die Gehirnwindungen, was wiederum frische Kräfte mobilisierte. Doch nicht nur im Einzugsbereich des Start- und Zielorts war Halli-Galli angesagt, sondern auch im Schlußabschnitt standen auf den letzten 50 Kilometer reihenweise Zuschauer am Straßenrand und feuerten die erschöpften Pedaleure inbrünstig an. Neben dem motivierenden Beifallsklatschen waren auch vermehrt Spruchbanner sowie namentliche Grußbotschaften.zu sehen. Dies zeigt einmal mehr, wie emotional auch die einheimische Bevölkerung Anteil an der Veranstaltung nimmt. Selbst Behörden sind integriert - nicht allein wg. des Genehmigungsverfahrens - sondern weil eine Bürgermeisterstaffel sich die Strecken zwischen den einzelnen Verpflegungsstationen aufteilte. Ein Vorzeigebeispiel, das auch woanders Schule machen sollte.

Allergrößten Respekt gebührt Senioren, die eine derart unglaubliche Mammutdistanz innerhalb des vorgegebenen Zeitfensters schaffen. Klaus Christel (Team ADFC Tollense) war mit 81 Jahren der älteste Finisher und bewältigte damit bereits seine 8. Seen Runde. Superklasse, Hut ab Klaus! Man beachte dazu das Material, denn sein Trekkingbike war im Vgl. zu leichtgewichtigen Carbon-Rennern mit Sicherheit um einige Kilo schwerer.

Nach 305 kräftezehrenden Kilometern freut sich jeder abgekämpfte Haudegen tierisch, wenn endlich das erlösende Ortsschild Neubrandenburg ins Blickfeld rückt. Jener Zeitpunkt, wo sich schon vor der Finisherline die Glückshormonschleusen öffnen, und die Blutbahn mit Dopamin, Serotonin, Endorphin und Oxytocin regerecht überschwemmmen. Dank des freigesetzten Adrenalins gehen die letzten 4 km auf der Neuendorfer Straße und der Seestraße zum Kulturpark der Stadt völlig schmerzbefreit über die Bühne. Ein wahrer Freudentaumel, der seinen extatischen Hype beim Empfang der Finishermedaille erreicht.

 Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wer früh bucht, spart nicht nur Geld, sondern kann sich auch noch seine Wunschstartzeit aussuchen. Save the date: ab 1. Oktober 2024 wird die Anmeldung scharf geschaltet.