Hochmoderner ICE 3neo mit 8 Fahrradstellplätzen

Die Deutsche Bahn AG hat ihre neueste ICE-Generation in Betrieb genommen. Mit bis zu 320 km/h absolvierte der ICE 3neo am 5. Dezember 2022 zwischen Frankfurt/Main und Köln seine Jungfernfahrt. Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember werden zunächst vier Zuggarnituren der insgesamt 73 bestellten ICE 3neo's zwischen NRW (Köln) und Bayern (München) verkehren. Durch die stufenweise Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitszüge wird das aktuell herrschende Defizit an 300 km/h schnellen ICE's gelindert. Mittelfristig wird der ICE 3neo auch auf den Sprinter-Strecken zwischen Berlin und München (via Erfurt) bzw. grenzüberschreitend in die Niederlande und nach Belgien eingesetzt. Das Investitionsvolumen beläuft sich für den bundeseigenen Konzern bis zur Auslieferung des letzten Zuges  - voraussichtlich im Jahr 2029 - auf rund 2,5 Milliarden Euro.

Die Züge werden nach Bahn-Angaben mit ihrer Spitzengeschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde auf den dafür ausgebauten Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Dortmund, Köln, Stuttgart und München verkehren. 2024 folgen Verbindungen nach Brüssel und Amsterdam, deren Hochgeschwindigkeitsnetz sogar 320 km/h zulässt.

Mittelfristig wird der ICE 3neo seinen Betrieb auch auf der Hochgeschwindigkeitsverbindung Berlin–München aufnehmen. Teilabschnitte wie die Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle wurden bereits 2015 eröffnet, während die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt im Dezember 2017 in Betrieb ging. Seit Inbetriebnahme der Gesamtstrecke liegt die Reisezeit zwischen München und Berlin bei den schnellsten Verbindungen unter vier Stunden.

Äusserlich ähnelt der von Siemens entwickelte Zug zwar dem seit dem Jahr 2000 gebauten ICE 3. Doch die wesentlichen Verbesserungen stecken eher im Detail - sprich in der Innenausstattung. Dies umfasst z.B. ein innovatives Lichtkonzept, mobilfunktransparente Scheiben, Tablethalter und Steckdosen an allen Sitzplätzen, komfortable Hubplattform für Rollstuhlfahrer bis hin zu acht Fahrrad-Stellplätzen.  

Der ICE 3neo bietet 340 Sitzplätze in der zweiten und 99 in der ersten Klasse – allesamt mit eigener Steckdose und Halterung für ein Tablet – sowie elf Toiletten und zusätzliche Türen, wodurch sich die Ein- und Ausstiegszeit verringert. Dazu informieren Reservierungsanzeigen mit farbigen LED-Leuchten über reservierte und freie Sitzplätze. Ein komfortabler Fahrgastservice, den Bahnkunden wohl sicher zu schätzen wissen. Nach dem ICE T und dem ICE 4  ist der ICE 3neo nunmehr die dritte ICE-Baureihe, die eine Fahrradmitnahme - wenngleich die Transportkapazität überschaubar bleibt - ermöglicht. 

Schienenpersonenverkehr versus innerdeutsche Kurzstreckenflüge

Da in Deutschlands "Mitte" der Frankfurter Flughafen ans Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen ist, dürfte die Bahn gegenüber innerdeutschen Kurzstreckenflügen erheblich wettbewerbsfähiger werden. Dass Bahnfahrten zudem die nachhaltigere Alternative zum Inlandsflugverkehr darstellen, liegt auf der Hand. Angesichts des akuten Klimawandels und der eingeleiteten Verkehrswende - bei der die Bahn zweifelsohne Teil der Gesamtlösung ist - sprechen tatsächlich viele Argumente für die Bahn. Während der Schienenverkehr gerade einmal 29 Gramm Treibhausgas-Emissionen pro Personenkilometer verursacht, sind es im Inlands-Luftverkehr 214 g/Pkm (Fernlinienbus 29 g/Pkm; KFZ 143 g/Pkm). Somit verursacht der Flugverkehr fast das Siebeneinhalbfache mal so viel Treibhausgas-Emissionen als der Bahnverkehr (Quelle faz.net). Klar ist aber auch, dass der Straßenverkehr mit 96.5% das Groß der CO 2-Emissionen ausmacht, während die übrigen Verkehrsträger Schiene 0.5%, Luft 1.4%, Schiff 1.0% und Sonstige 0.6% nur einen Bruchteil dessen verursachen (Quelle: Bundestagsdrucksache 19/25387). 

Abgesehen davon verlängert bei Flügen die Check-In-Zeit sowie An- und Abreise zum Flughafen die Gesamtreisedauer. Hinzu kommt, dass die Airports in Hamburg (25 Minuten zum HBF) und Deutschlands zweitgrößtes Luftverkehrsdrehkreuz München (40 Minuten zum HBF) bislang nur per S-Bahn erreichbar sind. Gegenwärtig wird nur der Flughafen Leipzig/Halle von Intercitys angefahren. Der neue BER-Hauptstadtflughafen wartet dagegen nach wie vor auf die ICE-Anbindung, während "Stuttgart 21" noch im Bau ist (geplante Fertigstellung Mitte 2025). Keine Frage: Zugreisen ohne Security-Kontrollen, zeitraubenden Check-ins und staugefährdeter Autobahnfahrten spart neben wertvoller Zeit definitiv auch einiges an Nerven.

Zahlen - Daten - Fakten 

  • Betriebsaufnahme zwischen NRW und Süddeutschland
  • Gesamtlänge des Zuges ein Zugteil: 200 m / Doppelzug: 400 m
  • Gewicht des Zuges: 460 t (leer)
  • Leistung: 8000 kW (10900 PS)
  • Achsen: 32 (davon 16 angetrieben)
  • Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h (in Deutschland 300 km/h)
  • Anzahl der Wagen: 8
  • Zahl der Einstiegstüren je Seite: 11 + separater Einstieg für Rollstuhlfahrer
  • Sitzplätze gesamt: 439 (2. Klasse) / 99 (1. Klasse), davon 16 Sitzplätze im Familienbereich und 5 Sitzplätze im Kleinkindabteil
  • Plätze Bordrestaurant: 16
  • Fahrradstellplätze: 8
  • Toiletten 11 ( davon 1 rollstuhlgerecht und 1 Personal-WC)

Die DB verjüngt mit der neuen Baureihe ihre Fernverkehrsflotte bzw. baut sie konsequent weiter aus. Parallel zur ICE 3 Neo Produktion läuft die Auslieferung von 140 ICE 4 - allesamt vom Hersteller Siemens Mobility. Die Gesamtinvestition in den Ausbau der Fernverkehrsflotte beläuft sich - einschließlich des ICE L mit barrierefreiem Einstieg - auf 10 Milliarden Euro. 

Dr. Michael Peterson, DB-Vorstand Personenfernverkehr: „DB und Siemens haben pünktlich geliefert. Gerade einmal zweieinhalb Jahre sind von der Auftragsvergabe bis zum ersten Einsatz für unsere Fahrgäste vergangen. Üblicherweise dauern ICE-Beschaffungsverfahren doppelt so lang. Mit mehr Komfort und verbesserter Technik wird der neue ICE unsere Fahrgäste begeistern.“

Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen laut Peterson mehr als 450 ICE im Netz unterwegs sein - etwa Hundert mehr als aktuell. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis 2030 rund doppelt so viele Fahrgäste wie heute auf die Schiene zu bringen. Mit seinem Highspeed trägt der ICE 3neo als wichtiger Baustein zum Deutschlandtakt bei. Die erhöhte Personenkapazität von 32.000 Sitzplätzen soll das ansteigende Fahrgastwachstum auffangen.

Dazu äußerte sich Michael Peter, CEO Siemens Mobility: „Gemeinsam mit der Deutschen Bahn beschleunigen wir die Verkehrswende in Rekordzeit: Noch nie hat Siemens Mobility einen neuen ICE so schnell geliefert. Möglich ist dieser Erfolg vor allem dank der herausragenden Zusammenarbeit mit der DB, aber auch weil der ICE 3neo auf unserer bewährten Velaro-Plattform basiert. So konnten wir trotz Bauzeit in Rekordtempo viele Innovationen im Innenraum umsetzen, die den Fahrgästen mit mehr Komfort zugutekommen.

Bild: ICE 3neo bei der Einfahrt in den Leipziger Hauptbahnhof. 

Der von Siemens entwickelte ICE 3neo bietet zahlreiche Komfortverbesserungen:

  • Mobilfunkdurchlässige Scheiben für stabilen Empfang
  • Acht Fahrradstellplätze in jedem Zug
  • Neu gestaltete Gepäckregale mit mehr Stauraum
  • Beleuchtung mit tageszeitabhängig wechselnden Farbtönen
  • Tablethalter und Steckdosen an allen Plätzen der 1. und 2. Klasse
  • Zusätzliche Türen für den schnelleren Ein- und Ausstieg
  • Hublift zum leichteren Zustieg für Rollstuhlfahrer
  • LED-Anzeige für Reservierungsstatus an jedem Platz

Fensterscheiben im neuen ICE sichern guten Empfang

Der neue ICE ist der erste Hochgeschwindigkeitszug der DB, der mit mobilfunkdurchlässigen Fenstern ausgerüstet wird. Diese im Hightech-Verfahren hergestellten Fensterscheiben sorgen für guten Mobilfunkempfang im Zug. Die Fensterscheiben eines ICE sind mit einer dünnen Metallschicht versehen, die Sonnenstrahlung fernhält.

Auch Mobilfunkwellen gelangen nur schwer durch die Metallschicht ins Zuginnere. In diese wärmeisolierende Metallschicht der Fenster wird nun ein feines Raster gelasert, damit die Mobilfunkwellen ins Wageninnere gelangen.

Ab dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember können Fahrgäste die Vorzüge des ICE 3neo regelmäßig zwischen Dortmund, Köln und Frankfurt/Main und bis nach München über die neue Schnellfahrtrecke Wendligen–Ulm genießen. Mit der sukzessiven Auslieferung weiterer Züge wird sich dementsprechend der Einsatzradius schrittweise erweitern. Ab 2024 soll der ICE 3neo auch auf internationalen Verbindungen nach Belgien und in die Niederlande fahren.

Die Taktung der Schnellverbindungen zwischen Köln und München sowie den tangierten Metropolen wird von der DB verdichtet. Das liegt zum einen an der Verlängerung der bestehenden ICE-Linie Dortmund/Düsseldorf–Köln Messe/Deutz–Mannheim–Stuttgart sowie durch die Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm. Zudem erhöht sich die Zahl der Verbindungen, weshalb Reisende stündlich von Köln aus Augsburg, Ulm und München bzw. in entgegengesetzter Fahrtrichtung erreichen können. Alle zwei Stunden sind demnach die Endhaltepunkte in 4:15 Stunden erreicht.

Mit acht Stellplätzen je Zuggarnitur ermöglicht der neue ICE erstmals die Fahrradmitnahme im Hochgeschwindigkeitsverkehr bis 300 km/h. Neue Reservierungsanzeigen mit farbigen LED-Leuchten informieren auf einen Blick über reservierte und freie Sitzplätze. Darüber hinaus verfügt der ICE 3neo über mobilfunkdurchlässige Fensterscheiben für stabilen Empfang, eine tageszeitabhängige Lichtsteuerung sowie Steckdosen und Tablethalter an jedem Platz. Eine völlige Neuentwicklung ist der robuste Hublift: Er ist einfach zu bedienen und an einer Tür installiert, die exklusiv Fahrgästen im Rollstuhl vorbehalten ist.