Streckencharakteristik

     

      

Der Einstand bzw. das sogenannte "Warm Up" beginnt ab Haidmühle auf einer anfangs flachen, dann überwiegend abschüssigen, unasphaltierten Bahntrasse (»Adalbert-Stifter-Radweg«) nach Jandelsbrunn, wo sich beide Radwege verzweigen und getrennte Wege einschlagen. Der wassergebundene, stark verdichtete Fahrbahnbelag minimiert spürbar den Rollwiderstand, weshalb man völlig entspannt auf der nivellierten Bahntrasse radelt. Nachdem der Scheitelhochpunkt in Frauenberg (KM 6) an der Europäischen Wasserscheide überschritten ist (872 m) fällt das Höhenniveau bis zum Bahntrassenende (KM 18.5) in Jandelsbrunn (628 m) um 244 Tiefenmeter kontinuierlich ab. Der topograhisch eingeebnete Wegeverlauf bzw. die sanfte Gefällstrecke benötigt nur minimalen Pedaldruck, um gemächlich - sprich entschleunigt - dahin zu kurbeln.Wer die sanfte Gefällstrecke mit zahlreichen geschwungenen Kurven selbstvergessen hinabcruist, darf sich auf ein beschwingtes Flowgefühl freuen. Auch ein Vorteil: an heißen Sommertagen  genießt man in schattenspendenden Waldpassagen sowie in den Geländeeinschitten angenehm kühle Temperaturen. 

Letztlich sind die kraftschonenden Begleitumstände dem typischen Bahntrasseneigenschaften geschuldet, deren gleichmäßigen Niveauunterschiede eine ökonomische, d.h. sehr rhythmische Fahrweise ermöglicht. Außerdem ist der Streckenverlauf gut einsehbar, weswegen man sich über die Wegeführung keinen Kopf zu machen braucht. Der harmonische Bahntrassencharakter spart jedenfalls kognitive Ressourcen, weshalb man die Umgebung achtsamer wahrnehmen kann was prompt dem Fahrgenuss zugute kommt. Sauerstoffreiche Wälder, mäandernde Bäche, verwittertes Granitgestein und sattgrüne Wiesenhänge geben dem Genussfeeling freien Lauf. Das sanft abschüssige Terrain ohne Straßenverkehr bietet gute Gelegenheit, gedankenversunken abzuschalten und sich von der Natur inspirieren zu lassen, um bei sich selbst anzukommen. Gerade weil Bahntrassen-Radwege ziemlich anstrengungsfrei zu befahren sind, haben Radfahrer ihre wahre Freude daran. Keine Frage: Das angenehme Streckenprofil - bis auf Kreuzungsbereiche ohne Verkehr - fördert den ungestörten Bewegungsfluss und damit den Fahrspaß für Groß und Klein. 

Nichtsdestotrotz unterscheidet sich der Streckencharakter im Vergleich zum zweiten Teilabschnitt von Jandelsbrunn nach Obernzell ganz gewaltig. Nach Verlassen der Bahntrasse in Jandelsbrunn verändert sich der Streckencharakter nämlich schlagartig, was die Steigung in der Bahnhofstraße - einschließlich Straßenverkehr - unmissverständlich klar macht. Da nun vorwiegend auf schwach befahrenen Nebenstraßen gegeradelt wird ist der weitere Routenverlauf bis auf wenige Ausnahmen (zwei Bahntrassenabschnitte) nicht verkehrsfrei. Desweiteren erfordert das hügelige Streckenprofil bis Untergriesbach nun mehr Kraftausdauer (worüber E-Biker wohl nur ein mildes Lächeln übrig haben). So kumuliert sich das stetige Auf & Ab zwischen Jandelsbrunn und Untergriesbach (40 km) auf immerhin 600 Höhenmeter. Die Route schlängelt sich durch den sanft hügeligen südlichen Landkreis Freyung-Grafenau bis kurz vor Breitenberg die Landkreisgrenze Passau überschritten wird. Nachdem der Rannasee - verläuft ohne Grenzkontrolle über Österreichisches Hoheitsgebiet - passiert ist, folgt zwischen Wildenranna und Untergriesbach ein weiteres kurzes Bahntrassen-Teilstück. Das sogenannte "Grand Finale" bildet die 4 km lange Abfahrt im bewaldeten Griesenbachtal (ehemalige Zahnradbahnstrecke), das den Radler nach 255 Tiefenmeter in Obernzell im Donautal (290 m) abrupt aus den (Natur-) Träumen reißt. 

Wer sich für die entgegengesetzte Fahrtrichtung entscheidet, darf sich demzufolge mental gleich vom Start weg auf eine knackige Steigung einstellen.

 Wird eine sportliche Herausforderung gesucht, bei der der (Natur-) Genuss eher zweitrangig ist, befährt die Route an einem Tag hin und zurück. 130 Kilometer mit knapp 2.000 Höhenmeter dürfte wohl selbst gut trainierten Sportlern in die Knochen gehen.

Den Radfahrer erwartet eine idyllische Hügellandschaft, ausgedehnte Bergwälder, liebliche Bachtäler, weitflächige Wiesenhänge, emporragende Granitfelsen – alles in allem eine bezaubernde ursprünglich gebliebene Kulturlandschaft. 

Straßenkreuzungsbereiche sowie teils schmale Durchfahrtsspuren bei Eisenpollern (Bahntrassenabschnitt) erfordern erhöhte Vorsicht!

Der Donau-Moldau-Radweg enthält neben dem Bahntrassen-Abschnitt zwischen Haidmühle und Jandelsbrunn zwei weitere ehemalige Bahntrassen-Passagen: eine flache Etappe bei Wildenranna der einstigen Stichbahn nach Wegscheid, sowie zwischen Untergriesbach und Obernzell die steilere Zahnradpassage mit bis zu 7% Neigung.

Die ehemalige Bahntrasse beginnt nahe der Tankstelle in Haidmühle (1 341 Einwohner). Anfänglich bietet sich eine schöne Aussicht über die grünen Hochflächen.

Bahnstrecke Haidmühle-Waldkirchen:

  • Eröffnung 15. November 1910
  • Stilllegung 1963 (Pv), Abbau der Gleise: ca. 1975 (Jandelsbrunn – Haidmühle), ca. 1996 (Waldkirchen – Jandelsbrunn)

Eröffnung des Adalbert-Stifter-Radwegs: 

  • September 2001: Waldkirchen – Jandelsbrunn
  • 12. Juni 2005: letztes Teilstück bei Haidmühle

Stellenweise erblickt man die markantesten Gipfel dieser bewaldeten Gegend - den Dreisessel (1.333m.ü.NN.) und den Haidel (1.167m.ü.NN.). Bis Frauenberg radelt man teils vis a via des Mirasatbachs in einer idyllischen und sauerstoffreichen Waldpassage.

Streckenchronik

Die ehemalige Bahntrasse beginnt nahe der Tankstelle in Haidmühle (1 341 Einwohner). Anfänglich bietet sich eine schöne Aussicht über die grünen Hochflächen. Stellenweise erblickt man die markantesten Gipfel dieser bewaldeten Gegend - den Dreisessel (1.333m.ü.NN.) und den Haidel (1.167m.ü.NN.). Bis Frauenberg radelt man teils vis a via des Mirasatbachs in einer idyllischen und sauerstoffreichen Waldpassage.

Rastplatz "Jogl-Kneippanlage" am Mirasatbach bei Haidmühle

1.6 km nach Haidmühle bzw. 3.6 km vom Startort entfernt erwartet Radfahrer ein echter Gesundheitsknüller. Der eiskalte Mirasatbach speist hier die Kneippanlage Jogl und sorgt nicht nur für ein abwechslungsreiches Vergnügen sondern macht müde Beine wieder munter. 

Wassertreten (30-120 Sekunden) leitet schonend die Regenerationsphase ein. Beim abschließenden lockeren Pedallieren auf der 1.5 km langen Flachetappe nach Haidmühle erwärmen sich die kalten Füße. 

 Die Kneippanlage Jogl am Mirasatbach befindet sich am Schnittpunkt des Albert-Stifter-Radweg mit der Haideltour-Route.    

Kneippen regt -  in dem Kaltwasserbecken nicht nur den Kreislauf und den Stoffwechsel an bzw. fördert die Durchblutung - sondern stärkt dazu auch das Immunsystem. Darüber hinaus wirkt die Methode ganzheitlich, d.h. Körper, Kopf und Seele kommen in Einklang. Eine wahre Wohltat, die für ausgemergelte Radfahrer wie gerufen kommt.  

Die unmittelbare Nähe des beliebten Adalbert-Stifter-Radwegs bringt es mit sich, dass viele Radfahrer von dem natürlichen "Gesundbrunnen" regen Gebrauch machen. Im Wasser liegt das Heil; es ist das einfachste, wohlfeilste und - recht angewandt - das sicherste Heilmittel (Sebastian Kneipp). 

 Sebastian Kneipp

Sebastian Kneipp wurde am 17.05.1821 geboren. 1844 zog er mit seinem Förderer Dr. Matthias Merkle nach Dillingen, wo er am Gymnasium trotz Tuberkulose das Abitur machte. 1849 begann er mit dem Theologiestudium und entdeckte rein zufällig ein Buch des Arztes Johann Siegmund über die Heilkraft von kaltem Wasser. Beeindruckt von dessen Erkenntnissen unternahm Kneipp im Selbstversuch Bäder in der kalten Donau. Sein Gesundheitszustand verbesserte sich derart, weshalb er seine kostenlosen Behandlungsformen auch auf Patienten ausdehnte. Bezeichnend, dass ausgerechnet Ärzten das Vorgehen missfiel und sie gegen Kneipps selbstlose Behandlungsmethode ein Gerichtsverfahren anstrengten. Die Heilkraft des Wassers entdeckte Kneipp wieder, da bereits die Römer in der Antike mit Wasseranwendungen arbeiteten. Erst 2015 entschied die Deutsche UNESCO-Kommission "Kneippen als traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps" offiziell als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen.

Nach erfrischender Wellness-Pause geht's mit Frohgemut und Elan weiter. Auf der Kuppe mündet der Zufahrtsweg in den Adalbert-Stifter-Radweg ein (links nach Haidmühle, rechts Richtung Waldkirchen). 

Auch wenn der Wegeverlauf unmissverständlich klar ist, so ist der relativ breite Radweg dennoch lückenlos in beiden Fahrtrichtungen ausgeschildert. Rastplätze in idyllischer Lage locken immer wieder zum Absteigen und erholsamen Pausen. Die wassergebundene Fahrbahnoberfläche ist erstklassig gewartet und weist von daher zu jeder Jahreszeit (solange kein Schnee liegt) einen sehr guten Zustand auf. 

Vom Startpunkt in Haidmühle (830 m) steigt die ehemalige Bahntrasse bis Frauenberg (Europäische Wasserscheide) unmerklich an. Nachdem der Scheitelhochpunkt (872 m) überschritten ist, fällt das Höhenniveau bis zum Bahntrassen-Ende (523 m) am Stadtrand von Waldkirchen insgesamt um 350 Tiefenmeter kontinuierlich ab. Die Vorfreude auf die lange Gefällstrecke und geschwungene Kurven ist berechtigt. Im Hochsommer sind die Temperaturen in dem schattenspendenden Geländeeinschitt angenehm kühl. Selbstvergessen rollt man nahezu ohne Kraftaufwand locker mit 25-30 km/h durch die von emporragenden Granitfelsen umsäumte Strecke.

Da die nivellierte Bahntrasse von hier ab fast ein durchgängiges leichtes Gefälle bis nach Waldkirchen aufweist gerät natürlich schnell in Vergessenheit, dass man sich entgegen des entspannten Fahrgefühls ohne größeren Kraftaufwand dennoch im Mittelgebirge des Südlichen Bayerischen Waldes befindet.

 Abzweig Dreiländer-Radweg

Am Loipenzentrum Frauenberg vorbei - der Adalbert-Stifter-Radweg genießt eine touristische Mehrfachnutzung indem Langlaufloipen gespurt werden - rollt das Gefährt auf der 22 km langen Gefällstrecke (1-2%) mit minimalem Krafteinsatz locker dahin. 

 Wasserscheide 

In Frauenberg erinnert ein Denkmal an die Wasserscheide von Elbe und Donau. Die Moldau entwässert nach Norden hin großflächig das Gebiet, wo nach Mündung in die Elbe später in die Nordsee fließt. Die Moldau - häufig auch als „Böhmisches Meer“ bezeichnet - ist der längste Fluss in Tschechien (430 km) und zugleich der größte Nebenfluss der Elbe. Richtung Süden und Westen sammeln dagegen Ilz, Erlau und Große Mühl Wasser auf und fließen bei Passau bzw. Linz in die Donau, die ins Schwarze Meer mündet.

Durch eine technische Meisterleistung wurde die Wasserscheide mit dem Bau der Kreuzbachklause und dem zugehörigen Triftkanal, der das der Moldau gehörige Dreisesselwasser in den Osterbach und damit in die Ilz brachte überwunden. Heute ist der Kanal ist größtenteils verfallen, weshalb der Kreuzbach wie zu früheren Zeiten wieder der Moldau zufließt.

Schon bald rückt der staatlich anerkannte Erholungsort Neureichenau ins Blickfeld. Je weiter man Richtung Süden rollt, desto mehr verändert sich das Landschaftsbild. Die Waldlichtungen werden größer und gibt immer häufiger schöne Panoramablicke auf die das gewellte Landschaftsprofil des Bayerischen Waldes frei. 

Bild: Loipenstüberl Neureichenau (KM 9.4)

 "Stifter und der Wald" - Museum im Rosenberger Gut

Die Gemeinde Neureichenau ist stolz auf ihr Museum „Adalbert Stifter und der Wald“ – deutschlandweit das einzige Museum, welches dem Dichter und Maler Adalbert Stifter gewidmet ist.

In Neureichenau (KM 13.2) ist bei der Überquerung der Dreisesselstraße sowie einem nachfolgendem kurzen Steilgefälle erhöhte Vorsicht geboten. Kurzzeitig wird auf die Bahnhofstraße Straße ausgewichen, bevor sich die verkehrsfreie Bahntrasse (KM 13.8) fortsetzt.

Dichte Fichtenwälder und saftig grüne Wiesen künden von einer noch wenig von Menschenhand beeinflusster Natur. Die kraftsparende Gefällfahrt auf der verkehrsfreien Trasse fördert das beschwingte Gefühl der Leichtigkeit des Seins. Immerhin werden vom Scheitelpunkt der Strecke bis Jandelsbrunn 238 Tiefenmeter - verteilt auf 13 Kilometer - potentielle Energie in Bewegungsenergie umgewandelt. Ein pulsschonender Trittrhythmus im Wohlfühltempo erlaubt schweifende Blicke über die herrliche Naturregion. Das Bahntrassen-Feeling ist in der Tat eine Wonne, denn selbstvergessenes Dahingleiten durch die anmutende Naturlandschaft gibt es sonst nur selten.

 Kurz vor Jandelsbrunn (KM 17.9) Abzweig zum Badesee

Am Verzweigungspunkt des »Donau-Moldau-Radweg« und »Adalbert-Stifter-Radweg« ist bis Jandelsbrunn (634 m) seit dem Scheitelpunkt in Frauenberg das Höhenlevel innerhalb 13 km um 238 Meter abgesunken.

Bild: Bahnhofsgebäude Jandelsbrunn, das von 1910 bis 1963 an der Bahnstrecke Waldkirchen–Haidmühle für den Personenverkehr in Betrieb war bzw. bis 1994 für den Gütertransport noch genutzt wurde, bevor die endgültige Stillegung der Bahnstrecke erfolgte. 2001 wurde die Bahnstrecke demontiert und danach als Radweg umgebaut.

Direkt nach dem Jandelsbrunner Bahnhofsgebäude (634 m) zweigt links der »Donau-Moldau-Radweg« auf die Bahnhofstraße ab, die nach kurzem Anstieg in die Hauptstraße mündet, wo rechts abgebogen wird. Nur wenige Meter danach geht's links in die Wollaberger Straße wo man sich nach dem Sportplatzgelände links hält. 

Vorsicht beim Abzweig nach dem Jandelsbrunner Bahnhofsgebäude (KM 18.8). Ab Einmündung in die Bahnhofstraße endet die verkehrsfreie Wegeführung (es gilt die STVO). 

Bild: Wegweisung mit Entfernungangaben und eingesteckten Radwege-Signets.