Radschnellwege

Immer mehr Menschen steigen zum Weg zur täglichen Arbeitsstätte auf das umweltfreundliche Fahrrad. Während in den Nachbarländern Holland, Dänemark und England Radschnellwege schon längst zum Selbstverständnis moderner Verkehrskonzepte in Ballungsgebieten gehören, befinden sich nur wenige deutsche Metropolregionen  allenfalls in der Konzeptions- und Planungsphase. Derweil klagen hierzulande Radpendler über erhöhte Sturzrisiken auf schmalen, hochfrequenten und teilweise zugeparkten Radwegen. Ganz zu schweigen von unachtsamen Rechtsabbiegern, die Radlern regelwidrig die Vorfahrt nehmen. 
Zudem werden Radler durch vorfahrtsberechtigte Straßen, Kreuzungen, ungünstige Ampelschaltungen, schlechte Fahrbahnqualität und umständliche Wegeführung regelrecht eingebremst. 

Trotz alledem hat der Radverkehrsanteil in den letzten Jahren - lokal unterschiedlich - z.T. erheblich zugenommen, auch wenn für radelnde Berufspendler alles andere als ideale Voraussetzungen herrschen. Insofern halten sich für Radabstinenzler die Anreize vom Kraftfahrzeug auf's Rad umzusteigen auch in engen Grenzen. Dabei könnte der massenhafte Umstieg auf's unmotorisierte Vehicle den täglichen Großstadt-Verkehrskollaps in der rush hour vermeiden und stark befahrene Verkehrsachsen entlasten. Unabhängig davon fördert Radfahren die Fitness und schont darüber hinaus die Umwelt. Ökologische Vorteile, die schädlichen Feinstaub (Grenzwert für Nürnberg 50 µg/m³ pro Tag) - welcher primär durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen, Kraft- und Fernheizwerken, Öfen und Heizungen entsteht - reduziert.

Radschnellwege sind gekennzeichnet durch ihre risikominimierte, geschwindigkeitsfördernde und gleichmäßige Befahrbarkeit. Ein zügiges und weitgehend behinderungsfreies Radfahren ohne notwendige Halte- oder Wartezeiten wird in erster Linie durch Kreuzungsfreiheit (Unter- und Überführungen), Geradlinigkeit bzw. weite Kurvenradien, gute Fahrbahnqualität und größeren Radwegbreiten erreicht. 

Der Fahrrad-Trend mag ursächlich z.B. in der verbesserten Infrastruktur (Radwegeausbau, Radwegevernetzung) begründet sein, aber auch gestiegenes Umweltbewusstsein und Kostenbewusstsein dürfte sicher eine gewisse Rolle spielen. Eine hohe Arbeitsplatzdichte (Großbetriebe), Hochschulen, Berufsschulen, Bahnhöfe und Freizeitgebiete (Badeseen, Flüsse), stellen klassische Zielpunkte für hohe Radlerfrequentierung dar.

Radschnellverbindungen machen vor allem in dicht bevölkerten Ballungsräumen Sinn, da sie eine hohe Nutzerfrequenz erwarten lassen welche die relativ hohen Baukosten rechtfertigen.

Potenzialanalyse

Für die Landeshauptstadt München und ihr näheres Umland sind hindernisfreie Radschnellwege-Trassen geplant, auf denen man theoretisch im Schnitt 30 km in der Stunde vorankommt, sofern es die erforderliche Fitness gebietet. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) hat für die Landeshauptstadt sowie angrenzende Landkreise im Radius von 20 km Potenziale für 14 sogenannte Korridore ausgelotet. Als besonders geeignete Achsenverbindungen kamen Korridore in Betracht, die einen täglichen Pendlerstrom von 15 000  Pendlern und im Zielgebiet eine Arbeitsplatzdichte von 40 000 Berufstätige übersteigen. Hierbei wurden auch Haltepunkte des Schienenverkehrs mit berücksichtigt, um der zunehmenden Intermodalität in der Verkehrsmittelwahl gerecht zu werden. Nur die "barrierefreie" Verknüpfung beider Mobilitätsformen gewährleistet einen unkomplizierten Umstieg vom Fahrrad auf den ÖPNV. Ein Synergieeffekt, der zum schadstofffreien Pendelverkehr animiert und somit triftige Gegenargumente für die Kurzstrecke mit dem Automobil liefert. Laut Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) betrug der Radverkehrsanteil in der Landeshauptstadt München 17% (2011) in Gräfelfing gar 26,0% (2010).

Machbarkeiitsstudie

Unter den erwähnten Aspekten und Berücksichtigung einer ausgewogenen regionalen Verteilung kristallisierten sich sechs besonders geeignete Korridore heraus, welche den Kommunen für eine Machbarkeitsstudie empfohlen wurden. Die von den Landkreisen Dachau (17 % vom Verkehrsaufkommen fahren Rad), Starnberg (16 %), Fürstenfeldbruck (14 %) sowie Landkreis und Stadt München (14 %) initiierte Machbarkeitsstudie untersuchte sechs ausgewählte Rad-Korridore, deren Ergebnisse am 24. Juli 2015 in einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Konkret handelt es sich um 5 km - 15 km lange Radschnellstrecken die Dachau, Garching, Poing, Oberhaching, Starnberg und Fürstenfeldbruck mit der Münchner Innenstadt verkehrs- kreuzungs- und ampelfrei erschließen sollen.

Radwegschnellstrecken im Fokus:

  • Dachau – Karlsfeld – München (Nr. 1)
  • Garching b. München – München (Nr. 3)
  • Poing – Kirchheim – Feldkirchen – Aschheim – München (Nr. 6)
  • Oberhaching – Taufkirchen – Unterhaching – München (Nr. 9)
  • Starnberg – Gauting – Krailling – Planegg – München (Nr. 11/ 11a)
  • Fürstenfeldbruck – Emmering – Eichenau – Puchheim – München (Nr. 13)

Die Baukosten der 4 m breiten Radler-Trassen werden von Experten mit 1 Million Euro je Kilometer veranschlagt.

Pressemeldungen

SZ 6.05.15

SZ 22.07.15