Ötztal-Radmarathon - ein neuer Traum beginnt

Grenzen verschieben, Träume erfüllen – das legendäre Leitmotiv des Ötztal-Radmarathons hat sich in vielen Radsportköpfen wie ein Tattoo eingebrannt. Wer sich den sogenannten Ritterschlag in der Amateur- und Hobby-Radsportszene verdienen möchte, bekommt am 1. September 2024 die nächste Gelegenheit geboten. Vorausgesetzt man spult ein gewaltiges Trainingspensum ab das befähigt, den schwersten Alpen-Radmarathon erfolgreich zu bewältigen.

Wem das Losglück Mitte Februar - einen der begehrten 4.000 Startplätze zu ergattern - hold war, kann sich auf eine entbehrungsreiche Zeit einstellen. Eine formidable körperliche Verfassung ist nämlich Grundvoraussetzung dafür, um am bei der 43. Ötztaler-Ausgabe erfolgreich zu finishen. Hat die Glücks- und Schicksalsgöttin Fortuna aus der römischen Mythologie beim Losverfahren sozusagen ihren offiziellen Segen für den Quälspaß Hoch³ erteilt, dann sind die Würfel für einen langwierigen Formaufbau definitiv gefallen. Ohne es vielleicht bewusst wahrzunehmen, rückt das priorisierte Training - je nach Zielsetzung - mehr oder weniger in den Lebensmittelpunkt. 

Foto: Der Brennerpass hat sich seit Jahren zu einer wahrhaft enthusiastischen Fan-Feiermeile entwickelt. Kurz vor der Passhöhe herrscht hier an beiden Straßenrändern immer Halli-Galli. Nicht wenige Teilnehmer lassen sich am zweiten Pass des Tages von ihren Liebsten mit Trinkflaschen und Energyhäppchen versorgen, um einen "Zeitverlust" an der Labe zu vermeiden bzw. um sich Schulterklopfen und ein liebevolles Motivationsbussi abzuholen. Der Ötztaler ist ja bekannt dafür, dass himmelhochjauchzendes Glück, unvorstellbare körperliche Strapazen und psychische Tiefs sich  im Minutentakt wechseln können.

Foto mit Symbolkraft: schweißgebadete, teils entkräftete Fahrer wurden vom Pressefahrzeug nicht nur mit Wasserflaschen versorgt, sondern mit aufmunternden Worten motiviert. Das sagenhafte Traumwetter mit strahlendem Sonnenschein lockte am 9. Juli 2023 entlang der Strecke eine Herschar begeisterter Fans an, die ihre Heroes lautstark anfeuerten.

Termine und Fristen

Registrierung: 01.01. bis 31.01.2024

1. Verlosung: Mitte Februar 2024

Zahlungsfrist 1. Verlosung: Freitag, 08. März 2024

Pauschalangebote: 11. - 21. März 2024

2. Verlosung: Anfang April 2024

Zahlungsfrist 2. Verlosung: Montag, 15. April 2024

Startplatzübertragung: 29.04. - 21.05.2024

Stornierung ohne Stornoversicherung: bis 25.06.2024     

Versteinerte Mienen und bewusstseinsferne Gesichtsausdrücke zeugen am Timmelsjoch vom körperlichen wie mentalen Ausnahmezustand der Hasardeure. Wikipedia bezeichnet Hasardeure als Menschen, die hohe Risiken eingehen und dabei ihre Sicherheit weniger dem Können als vielmehr einem wohlgesinnten Schicksal überantworten. Angesichts der übermenschlichen Leistung, verbunden mit unsäglichen Qualen ist der Vergleich mit Hasardeuren nicht ganz abwegig. Andererseits ist aber auch klar, dass Finisher in Sölden diritissimo in den radsportlichen Olymp aufsteigen. Man kann die Ehre durchaus als Alleinstellungsmerkmal in der Amateur- und Hobby-Radsportszene sehen, weil die Lorbeeren beim schwersten Radmarathon der Alpen nirgends so hoch hängen wie beim berühmt-berüchtigten Ötztaler. Aus diesem Grund stellt das Finishertrikot eine außergewöhnliche Trophäe dar, die mit großem Stolz getragen und pfleglichst behandelt wird.

Wo Licht ist, ist auch Schatten, d.h. die Medaille hat auch eine Kehrseite. Wer nämlich zum angegebenen Zeitpunkt den jeweiligen Kontrollpunkt nicht passiert hat oder absehbar ist, dass er den nächsten Kontrollpunkt nicht zeitgerecht erreicht, wird ohne Pardon aus dem Rennen genommen (Safety first). Den Betroffenen bleibt der Albtraum nicht erspart, die Rückfahrt notgedrungen im Besenwagen nach Sölden anzutreten. Das bitterste an der Gschicht: Teilnehmer die das Ziel nicht rechtzeitig erreichen, haben kein Anrecht auf den Stoff der Träume - sprich das hochwertige Finisher-Trikot. Herzzerreißende Dramen schreibt der Ötztaler fern von medialer Berichterstattung und abseits von Glamour, Glanz und Gloria jedes Jahr aufs Neue. 

Foto: Wer's bis knapp unterhalb des Timmelsjochs geschafft hat, spürt bereits erste Glückshormonausschüttungen. Nun heißt es nur noch die Serpentinenabfahrt nach Sölden save hinter sich zu bringen, dann geht der Traum der Träume in Erfüllung.

19.000 Sportler nahmen am obligatorischen Losverfahren teil. Startberechtigte haben dann das Ticket in der Tasche das zumindest die Chance beinhaltet sozusagen seinen eigenen Traum der Träume zu verwirklichen. 2023 starteten insgesamt  4.335 Radsportler aus 36 Nationen und fünf Kontinenten punkt 6:30 Uhr in Sölden, um hoch motiviert die Alpenpässe Kühtai, Brenner- und Jaufenpass hochzujagen und sich zu guter Letzt über das gefürchtete Timmelsjoch zu quälen. Letztlich finishten 3.869 Teilnehmer den legendären Radmarathon, wobei die Ausfallquote von rund 11 % wohl großteils der Hitze geschuldet war. Erfreulich ist, dass Frauenquote von durchschnittlich 5% auf 8% 2023 leicht angestiegen ist, wenngleich das weibliche Geschlecht dennoch eine Minderheit darstellt.

Im Bild links (Südtirol unterhalb des Passgipfels am Timmelsjoch): Ex-Skisprungstar Andreas Goldberger gilt beim Ötztaler mittlerweile schon als alter Hase. Alle Achtung, er verfehlte die 8 Stunden-Schallmauer nur um 5 Minuten. Neben dem Promi Reisejournalist und langjähriger ÖRM-Medienpartner Curd Biedermann - Statement siehe unten.

In eigener Sache: Nach sechsmaligem Finisherglück ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Zum ersten Mal den Ötzi im vollklimatisierten Auto komfortabel zu "bezwingen" war nicht nur eine völlig neue Erfahrung, sondern der geänderte Blickwinkel bot aufschlussreiche Einblicke in den gedankenversunkenen, abgekapselten Kosmos der Rennfahrer. In der Außenbetrachtung im Ruhepuls traten überraschende Erkenntnisse zutage, die sich einem als Rennteilnehmer im geistig umnachteten Wettkampftunnel natürlich überhaupt nicht erschließen. Sich im vollelektrischen Skoda Enyaq über die Vier-Pässe-Rennstrecke kutschieren zu lassen und dabei aus unmittelbarer Nähe authentische Motivaufnahmen zu fotografieren, Stimmen und emotionale Momente einzufangen, aber auch herzzerreißende Dramen live mitzuerleben lösten sowohl großen Respekt als auch tief empfundene Anteilnahme aus. Der "Seitenwechsel" - vom schweißgebadeten Teilnehmer hin zum journalistischen Beobachter - offenbahrte krasse Gegensätze. Zweifelsohne eine Bereicherung  - ja ein unvergessliches Erlebnis - das dem Privileg einer Mitfahrt im Pressefahrzeug zu verdanken ist. Fehlt als finaler Perpsektivenwechsel nur noch ein Helikopterflug. Aber wie heißt es so schön: Träume sind beim Ötztaler ausdrücklich erlaubt:-)

Versteinerte Mienen und bewusstseinsferne Gesichtsausdrücke zeugen am Timmelsjoch vom körperlichen wie mentalen Ausnahmezustand der Hasardeure. Wikipedia bezeichnet Hasardeure als Menschen, die unkalkulierbare hohe Risiken eingehen und dabei ihre Sicherheit weniger dem  Können als vielmehr einem wohlgesinnten Schicksal überantworten. Angesichts der übermenschlichen Leistung, verbunden mit unsäglichen Qualen ist der Vergleich mit Hasardeuren nicht ganz abwegig. Andererseits ist aber auch klar, dass Finisher in Sölden diritissimo in den radsportlichen Olymp aufsteigen. Geradewegs ein Alleinstellungsmerkmal, weil die Lorbeeren beim schwersten Radmarathon der Alpen in der Amateur- und Hobby-Radsportliga nirgends so hoch hängen wie beim berühmt-berüchtigten Ötztaler. Dies erklärt, wieso das Finishertrikot den Nimbus einer sprichwörtlichen Trophäe hat, das mit großem Stolz getragen und pfleglichst behandelt wird. Für das Ego ein glanzvoller Ruhm, der mit dem Finishertrikot seinen prestigeträchtigen Ausdruck bekommt.

Für Sölden hat sich der Ötztaler Radmarathon zur lukrativen Erfolgsgeschichte entwickelt. Demnach generiert das Sport-Event etwa 25.000 Nächtigungen, was eine Wertschöpfung von 4,5 Millionen Euro verspricht. Dabei sind die zahlreichen Trainingslager, die im Vorfeld des Ötztalers stattfinden in dieser Statistik noch gar nicht berücksichtigt.

Schauspiel in vier Akten

Die Vierpässe-Gala nimmt in Ötz mit Anfahrt zum Kühtai ihren Ausgang. Abrupt beginnt nach dem Kreisverkehr der steile Anstieg, womit die Quälphase in ihre erste Runde geht.

Mit Überfahren der Zeitmesskontaktmatte oberhalb von Innsbruck geht auf der sanft ansteigenden Brennerstraße das nächste "Bergzeitfahren" in seine zweite Runde. Im Gegensatz zu den anderen drei Pässen bietet der Brennerpass aufgrund relativ großer Gruppenfelder auf dem 39 km langen Abschnitt ideale Windschattenmöglichkeiten. Dazu spielt auch das sanfte Streckenprofil in die Karten, da der Brenner ein Steigungsmittel von nur 2.8 % aufweist, und die Maximalsteigung von 12 % im Schlussabschnitt eine Ausnahme darstellt (777 Höhenmeter).

Einerseits seltsam, andererseits aber auch bezeichnend, dass man beim Ötztaler nicht von Teilnehmern sondern von "Bewerbern" spricht. Um letzten Endes tatsächlich einen der begehrten 4.000 Startplätze zu ergattern, braucht es also erst des Losglücks, um - so paradox es klingen mag - sozusagen ein "Anrecht" für den für Quälspaß³ auf allerhöchstem Niveau zu erwerben. Rein rechnerisch liegen die Chancen dafür bei 1:5, da rund 20.000 "Radsportverrückte" um eine Starterlaubnis "buhlen". Gehört man zum erlauchten Kreis der "Auserwählten" sollte tunlichst einen (strukturierten) Trainingsplan erstellen. Dass das hehre Ziel neben dem Berufs- und Privatleben ein ausgeklügeltes Zeitmanagement bedarf versteht sich von selbst. An sich schon ein Kuriosum: man bürdet sich etwas freiwillig auf, das einem hartes Training, Disziplin, Schweißtribut bis hin zu einem gesunden Lebensstil und entbehrungsreiche Lebensweise abverlangt für das man eine Stange Geld ausgibt. Dass der Quälspaß³ nicht nur des Losglücks und exzellenter Kraftausdauer bedarf, sondern darüber hinaus die Startgebühr (€ 169,00) sowie Hotel, Logie und Reisekosten ein Loch ins Portemonnaie reißt zeigt einmal mehr, wie stark Leidenschaft und Irrationalität miteinander verwoben sind. Beweis dafür, wie heftig Emotionen Entscheidungen beeinflussen und mitunter rationales Denken ausknipsen. 

Neuigkeiten

Der Ötztaler Radmarathon ist für seine Innovationen als Voreiter in der Veranstaltungsszene weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Angefangen von perfekten Labestationen, Verkehrssperrungen, Sichereitsabsperrungen sowie ein kunterbuntes Rahmen und ein Bike Expo Gelände bleiben eigentlich keine Wünsche offen. So glänzt auch der 43. ÖRM mit verschiedensten Neuerungen wie z.B. drei überdimensionale Video-Walls in Sölden, die im Zielbereich bei der Freizeit Arena, beim Ötztal-Tourismus Headquarter sowie vor dem Restaurant Onkel Tom spannende Livebilder übertragen. Außerdem versorgt die ÖRM-Mobile-App die User mit nützlichen Push-Messages. Überdies erhält jeder Finisher ein personalisiertes Video vom eigenen Zieleinlauf. 

Tja, mit dem Traum ist das so eine Sache - vor allem beim Ötztaler der erfahrungsgemäß sehr speziell ist. Keine Frage, die traditionelle "High-Performance-Challenge" hat sich zum echten Mythos entwickelt. Jedes Jahr pilgern - wie Gläubige nach Mekka - rund 4.000 Rennradfahrer ins Ötztal, um demselben Traum aufopferungsvoll hinterherzujagen: den anspruchsvollsten Alpen-Radmarathon am Rand des Leistungslimits zu finishen. Der Rundkurs führt auf 227 Kilometern von Sölden über vier Alpenpässe (Kühtaisattel, Brenner-, Jaufenpass und Timmelsjoch) nach Südtirol und wieder retour, wobei 5.500 Höhenmeter sozusagen die Suppe mit der nötigen Prise Salz die Geschmacksabrundung vollendet. Sarkassmus hin oder her, solche derart übermenschlich anmutenden Anforderungen erfolgreich zu meistern - davon träumen abertausende Radsportler. Ob man sich zu den schnellsten Aspiranten zählt und in einer rekordverdächtigen Zeit ins Ziel kommen möchte, oder am Rand der totalen Erschöpfung ums blanke sportliche Überleben kämpft, spielt letztlich keine Rolle. Jeder Teilnehmer schreibt in der (bitteren) Stunde der Wahrheit seine eigene Geschichte, die sich unwiderruflich ins Gedächnis brennt.

 Sehenswertes Video! Die dargebotenen Weisheiten spiegeln sehr genau das wider, was einem während dem Rennen so (alles Verrückte) durch den Kopf geht. Keine Frage: der Ötztaler lehrt Demut, macht aber auch glücklich und nachdenklich zugleich. 

Bild: im Formationsflug rollt das riesige Startfeld frühmorgends über die reißende Ötztaler Ache