»Adalbert-Stifter-Radweg« - Meditatives Bahntrassenradeln für die Bucket-List

Es gibt eine ganze Reihe an Argumenten, warum der »Adalbert-Stifter-Radweg« unbedingt auf der "Bucket-List" eines jeden Tourenradlers stehen sollte. Dies gilt beileibe nicht nur für eingefleischte Bahntrassen-Liebhaber sondern für jeden, der grundsätzlich gern den Sattel hütet. Radfahrer dürfen sich zu Recht in Vorfreude schwelgen, da diese Bahntrassenroute in Ostbayern eine idyllische Hügellandschaft, ausgedehnte Bergwälder, gurgelnde Bäche, saftig grüne Wiesenhänge, schroffe Granitfelsen, nostalgische Eisenbahnrelikte u.v.m. bietet. Alles in allem garantiert der 38 km lange Streckenverlauf ein bezauberndes, wenn nicht sogar meditatives Tourerlebnis. Alles Glück der Welt liegt im Radsattel sagen leidenschaftliche Hobbyisten. Ein Credo, das im Dreiländereck bzw. im »Nationalpark-FerienLand Bayerischer Wald« noch mehr zutrifft als anderswo, weil die reizvolle Berg- und  Waldlandschaft Radlern sozusagen den grünen Teppich ausrollt. Die Erkundung dieser beschaulichen Naturregion weckt zweifelsohne Abendteuerlust und Inspiration, zumal der abgelegene Landstrich nachweislich auch noch eine der reinsten Luftqualitäten Deutschlands verfügt. Für Radfahrer mit erhöhtem Sauerstoffumsatz jedenfalls ein Argument, das nicht nur den Freizeit- und  Erholungswert ungemein steigert sondern obendrein gesund ist.

Das Dreiländer-Radparadies im Muldental der Kalten Moldau bzw. des Mirasatbaches wurde von den "Naturfreunden Internationale" zur Landschaft des Jahres 2000 ausgezeichnet. Umrahmt vom Haidel (1 167 m) und dem Dreisesselmassiv (1 312 m) schlummert abseits ausgetretener Pfade im Herzen des Bayerischen Waldes ein schier unerschöpfliches Radparadies. In Haidmühle - im sogenannten <Grünen Dach Europas> - nimmt der  »Adalbert-Stifter-Radweg« seinen Ausgang. Das leichte Streckenprofil garantiert, dass man die malerische Bergregion mit dichten Wäldern, Hochmooren, Seen, Bachläufen und Flußauen mit minimalster Kraftanstrengung im Einklang der Natur wundersam entspannt erkunden kann.

Die Bahntrassenroute verläuft vom Grenzübergang Nove Udoli/Haidmühle über die Stadt Waldkirchen nach Irlesberg nahe Röhrnbach. Haidmühle ist ein staatlich anerkannter Erholungsort, der in einer sanften Talmulde unweit der Grenze zur Tschechischen Republik im Bayerischen Wald liegt. 

Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Gründe, die für diesen Radweg sprechen. So befinden sich z.B. entlang der Strecke nicht weniger als 5 Badesseen bzw. Naturfreibäder sowie eine Kneippanlage. Und wer sich für die Eisenbahnhistorie interessiert, wird über einen Rastplatz mit nostalgischen Eisenbahnrelikten und Infoschautafeln freudig überrascht sein. "Beigaben", die eine Radtour ungemein bereichern.

 Eignungsklassifizierung: Von Haidmühle bis zum Bahntrassenende in Waldkirchen ist der flache 27.5 km lange Streckenabschnitt (überwiegend sanfte Gefällpassagen) familiengeeignet. Die anschließende Straßenverbindung zum Zielort Irlesberg/Röhrnbach enthält dagegen kürzere Steigungen. Da in gegenläufiger Fahrtrichtung der Streckenzenit nahe Frauenberg 350 Meter höher als Waldkirchen liegt, ist die Richtungswahl ein wichtiges Entscheidungskriterium. 

Der Einstand bzw. das sogenannte "Warm Up" beginnt ab Haidmühle auf einer anfangs flachen, dann überwiegend abschüssigen, unasphaltierten Bahntrasse nach Waldkirchen. Der wassergebundene, stark verdichtete Fahrbahnbelag minimiert spürbar den Rollwiderstand, weshalb man völlig entspannt auf der nivellierten Bahntrasse radelt. Nachdem der Scheitelhochpunkt in Frauenberg (KM 6) an der Europäischen Wasserscheide überschritten ist (872 m) fällt das Höhenniveau bis zum Bahntrassenende in Waldkirchen (511 m) um 361 Tiefenmeter kontinuierlich ab. Der topograhisch eingeebnete Wegeverlauf bzw. die sanfte Gefällstrecke benötigt nur minimalen Pedaldruck, um gemächlich - sprich entschleunigt - dahin zu kurbeln. Wer die sanfte Gefällstrecke mit zahlreichen geschwungenen Kurven selbstvergessen hinabcruist, darf sich auf ein beschwingtes Flowgefühl freuen. Auch ein Vorteil: an heißen Sommertagen  genießt man in schattenspendenden Waldpassagen sowie in den Geländeeinschitten angenehm kühle Temperaturen. 

Letztlich sind die kraftschonenden Begleitumstände dem typischen Bahntrasseneigenschaften geschuldet, deren gleichmäßigen Niveauunterschiede eine ökonomische, d.h. sehr rhythmische Fahrweise ermöglicht. Außerdem ist der Streckenverlauf gut einsehbar, weswegen man sich über die Wegeführung keinen Kopf zu machen braucht. Der harmonische Bahntrassencharakter spart kognitive Ressourcen, weshalb man die Umgebung achtsamer wahrnehmen kann, was prompt dem Fahrgenuss zugute kommt. Sauerstoffreiche Wälder, mäandernde Bäche, verwittertes Granitgestein und sattgrüne Wiesenhänge geben dem Genussfeeling freien Lauf. Das sanft abschüssige Terrain bietet verkehrsbefreit gute Gelegenheit, gedankenversunken abzuschalten und sich von der Natur inspirieren zu lassen, um bei sich selbst anzukommen. Gerade weil Bahntrassen-Radwege so easy zu befahren sind, haben Radfahrer ihre wahre Freude daran. Keine Frage: Das smoothe Streckenprofil fördert den ungestörten Bewegungsfluss und damit den Fahrspaß für Groß und Klein. 

Nach Verlassen der Bahntrasse in Waldkirchen ändert sich abrupt der Streckencharakter, was sich durch eine 5%ige Steigung hinauf zum Stadtplatz unmissverständlich ankündigt. Wurde die Anhöhe (50 hm) überwunden, schlagen auf den verbleibenden 9 km bis zum Zielort nur noch gut 100 hm zu Buche. Doch bevor die Tour fortgesetzt wird, sollte der schöne Stadtplatz mit seinen Restaurants, Freisitzen, Cafes und Eisdielen zur Einkehr genutzt werden.

Am Stadtrand setzt sich die Tour auf naturbelassenen Forstwegen sowie schwach befahrenen Nebenstraßen fort, die auch einige kürzere Steigungen mit sich bringen. Doch selbst für weniger konditionierte Radler bleibt alles im grünen Bereich. Sobald der Streckenzenit in Frauenberg (872m.ü.NN.) erreicht ist sinkt das Höhenlevel stetig, weshalb man flott voran kommt. Die Route schlängelt sich durch den sanft hügeligen südlichen Landkreis Freyung-Grafenau bis Irlesberg, das nur noch auf einer Höhe von 399 Meter liegt

Der »Adalbert-Stifter-Radweg« ist sowohl am Start- als auch Zielpunkt exzellent ans Radwegenetz angebunden, wodurch der beliebte Bahntrassen-Radweg als Teilstrecke auch für längere Radtouren eingepasst werden kann. So stellt der 55 km lange Donau-Ilz-Radweg (davon 40 km Bahntrasse) via Kalteneck-Tittling-Eging am See eine weiterführende Anbindung nach Niederaltaich an der Donau her, wo wiederum Anschluss an den internationalen Donau-Radweg, den Isar-Radweg (Donaufähre) und Deutscher Limes-Radweg besteht. Kombiniert ergeben beiden Bahntrassenrouten für Genuss- Familien- Fernradler und E-Biker vom Grenzkamm des Bayerischen Waldes bis ins Donautal eine steigungsarme Radwegeachse (94 km), die einen Bahntrassenanteil von knapp 70% aufweist.

Vom Radwegeknotenpunkt Haidmühle / Nové Údolí (Neuthal) besteht - teils grenzüberschreitender  - Anschluss an den Donau-Moldau-Radweg, Nationalpark-Radweg, Dreiländer-Radweg sowie regionalen Rundtouren. Ebenso kommen Mountainbiker im Dreiländereck durch die TRANS BAYERWALD auf ihre Kosten, deren 63 km lange "Königsetappe" (1.800 hm) u.a. den Dreisesselgipfel überquert. Die prestigeträchtige Offroad-Route verläuft zwischen Jandelsbrunn und Neureichenau auf dem »Adalbert-Stifter-Radweg«.

Last but not least: mit Ausnahme von Rennrädern ist der »Adalbert-Stifter-Radweg« mit jeder Radgattung befahrbar (E-Bike, Trekking- Gravel-Cross- oder Mountainbike).  

Wer sich leistungsmäßig unterfordert fühlt bzw. zum Ausgangspunkt wieder zurückn nach Haidmühle möchte (631 Höhenmeter) ergibt sich eine Geesamtdistanz von 77 km mit 826 hm.

Fazit: Es gibt viele Argumente den »Adalbert-Stifter-Radweg« bzw. den »Nationalpark-FerienLand Bayerischer Wald« auf die "Bucket-List" zu setzen, um das Radparadies in seiner Gänze auszukosten. Energie muss fließen. Fließt Lebensenergie, fühlt man sich motiviert, inspiriert, gut gelaunt und unbeschwert. Alles scheint wie von selbst von der Hand zu gehen, man ist belastbar, könnte Bäume ausreißen und verschmilzt mit dem Leben. Ein Wohlfühlzustand, der sich vorzugsweise beim selbstvergessenen Kurbeln in unberührter Naturlandschaft einstellt.