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  • Iron Curtain Trail (EuroVelo 13)
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  • Sumava-Rundtour - Start/Ziel Haidmühle im Dreiländereck
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  • Grenzübergang Bischofsreut-Marchhäuser
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  • Grenzübergang Bischofsreut-Marchhäuser
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  • Stiller Kraftort
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  • Sumava-Rundtour - Aussichtspunkt zum Haidel
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  • Sumava-Rundtour - Aussichtspunkt zum Haidel
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  • Sumava-Rundtour
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  • České Žleby (Böhmisch Röhren)
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  • Gedenkstätte Bučina (Buchwald)
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  • Pfarrkirche St. Stephan - Kvilda (Außergefild) 1.062 m
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  • Sumava-Rundtour
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  • Moldauquelle / Pramen Vltavy (Warme Moldau)
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  • Biosphärenreservat Šumava (Naturschutzgebiet)
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  • Radwege-Knotenpunkt Nove Udoli
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  • Bučina (Buchwald) - Gabelung Nationalpark-Radweg / Sumava-Rundtour
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  • Bučina (Buchwald) Richtung Moldauquelle (Pramen Vltavy)
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  • Hochebene Knížecí Pláně (Fürstenhut)
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  • Šumava-Nationalpark
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  • Landesgrenze Haidmühle - Nové Údolí (Neuthal)
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Streckenteil I - Haidmühle → Bucina (KM 30) 

Links im Bild: die Kalte Moldau am Ortsrand von Haidmühle, die nach einem 90 Grad-Knick in östlicher Richtung entlang der Neuthaler Straße die natürliche Flussgrenze zwischen Tschechien und Bayern bildet. 

Auf gemeinsamer Wegstrecke verläuft die »Šumava-Rundtour« mit dem Nationalpark-Radweg (bis Bucina 30 km identische Wegstrecke), Dreiländer-Radweg und dem Iron-Curtain-Trail von Haidmühle ortsauswärts über die Dreisesselstraße - Max-Pangerlstraße und Neuthaler Straße zum Grenzübergang Nové Údolí (Neuthal). 

Auf der Neuthaler Straße weisen Schilder den Weg zum Grenzübergang Nové Údolí (Neuthal). Schon am Ortsende taucht man ins satte Grün von saftigen Wiesenhängen ein. Die am linken Waldrand entlang fließende Kalte Moldau bildet hier eine natürliche Landesgrenze zwischen Deutschland und Tschechien. Bis ins 6 km entfernte Stožec (Tusset) ist sie Wegbegleiter des Šumava-Rundtour-Radlers«, bevor man bei KM 33.4 die Moldauquelle (Warme Moldau) zu Gesicht bekommt.

  Moldau-Ursprung (Kalte Moldau / Studená Vltava)

Foto: Moldau-Ursprung wird bei der Haideltour passiert

In der herrlichen Natur-Oase am Moldau-Ursprung lässt es sich bei Vogelgezwitscher, dem Rauschen der Bäume und gurgelndem Wasser bestens abschalten. Die Kalte Moldau (Studená Vltava) entspringt im Bayerischen Wald nördlich des Bramandlberges und des Hirschberges auf einer Höhe von 855 m ü.M. Hierbei bildet der Zusammenfluss der Quellbäche Weberaubach, Goldgrubenbach und Rothbach im sumpfigem Waldgebiet am Hang des Berges Haidel den Ursprung der Kalten Moldau. Zur Zeit des Kalten Krieges war Europa durch den Eisernen Vorhang geteilt, weswegen das Tal der Kalten Moldau zwischen Stožec und der deutschen Grenze bis 1990 Sperrgebiet war.

Der Felsblock mit den eingravierten Quellbächen symbolisiert sozusagen den geographischen Ursprung der Kalten Moldau. Nachdem die Kalte Moldau bei Haidmühle den Mirasatbach und den Kreuzbach aufgenommen hat markiert sie nach den Zuflüssen des Moorbaches und des Ruttenbaches auf rund zwei Kilometer Länge den deutsch-tschechischen Grenzverlauf bevor sie in Nové Údolí (Neuthal) ins tschechische Nachbarland abfließt.

Hinter der Landesgrenze stehen auf einer Fläche von 101 ha die Bergmoorwiesen seit 1985 als ausgewiesenes Naturdenkmal Spálený luh unter besonderem Schutz. Unterhalb der Lorenzberge und dem Stožec (Tussetberg, 1065 m ü.M.) fließt die Kalte Moldau durch den Ort Stožec (Tusset) und weiter nach Cerný Kríž (Schwarzes Kreuz). Der Unterlauf der Kalten Moldau mäandert jenseits der Grenze durch geschützte Auenlandschaft, wo sie sich nach 24 Kilometern (Höhendifferenz 121 Meter) bei Chlum (Humwald) - einem Ortsteil der Stadt Volary (Wallern) -  im Moor Mrtvý luh (Tote Au) mit der Warmen Moldau (Teplá Vltava) vereinigt, die ihrerseits etwa 500 m nördlich der bayerisch-tschechischen Grenze (nahe Kvilda/CZ (Außergefild) am Südosthang des Schwarzberg (Cerná hora) im Böhmerwald entspringt (Quellhöhe 1.172 m ü.M.). Ab dem Zusammenfluss (736 m ü.M.) heißt der Fluß Moldau (Vltava) - abgeleitet aus dem altgermanischen "Wilt ahwa" (wildes Wasser). Mäandrierend fließt sie durch ein flaches, waldreiches Tal, ehe sie bei Nova Pec (Neuofen) im 48 Kilometer langen Lipno-Stausee (Moldaustausee) gestaut wird. 

Tipp: Zwischen Stozek (Tusset) und Nova Pec (Neuofen) am Moldaustausee besteht entlang der mäandernden Moldau durch idyllische Hochmoorlandschaften eine 9 km lange, verkehrsfreie, flache Straßenverbindung. 

Kalte Moldau am Ortsrand von Stožec (780 m). Zur Zeit des Kalten Krieges (1949-1989) war Europa durch den Eisernen Vorhang geteilt, weswegen das Tal der Kalten Moldau zwischen Stožec und der deutschen Grenze damals Sperrgebiet war. 

Heutzutage eine absolute Seltenheit: Radfahrer auf der Straße allein auf weiter Flur. Bis auf vereinzelte Parkplatz-Anfahrten ist die Neuenthaler Straße verkehrsfrei, da der Grenzübergang ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer geöffnet ist. Somit beginnt das Radvergnügen auf der leicht abschüssigen Neuthaler Straße gleich vom Start weg.

 Verhaltensregeln 

Radfahren ist in der Nationalparkregion Šumava/Bayerischer Wald nur auf öffentlichen Straßen und markierten Radwegen gestattet. Nationalparkwächter (Ranger) kontrollieren die Einhaltung der erlassenen Verordnung, um das Schutzbedürfnis bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu wahren. 

Grenzübergang Haidmühle / Nové Údolí (Neuthal)     

Nach 1,6 km wird in Nové Údolí (Neuthal) die Landesgrenze zur Tschechischen Republik überschritten.

 Iron Curtain Trail

Das Radwege-Signet Nr. 13 weist auf den Iron Curtain Trail (EuroVelo 13) hin, der wechselseitig des Eisernen Vorhangs verläuft (Gesamtlänge 10 400 km). Die Fernradroute erinnert an den Kalten Krieg, als Europa von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer über 4 Jahrzehnte geteilt war. Die Europaflagge bestehend aus einem Kranz von zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf azurblauem Hintergrund wurde 1955 vom Europarat eingeführt und 1986 als Symbol für alle Institutionen der Europäischen Gemeinschaften übernommen. Vom Startpunkt Haidmühle bis zur Weggabelung der Gemarkung <Nové Údolí> (2 km) verläuft die »Šumava-Rundtour« auf identischer Wegstrecke, bevor der internationale Fernradweg entlang des früheren "Eisernen Zauns" - gemeinsam mit dem Dreiländer-Radweg halbrechts abzweigt.

 Die Staatsgrenze zur Tschechischen Republik darf von EU-Staatsangehörigen seit dem 1.1.2008 mit einem gültigen Reisedokument überquert werden. Der Grenzübergang ist für Fußgänger und Radfahrer ganzjährig geöffnet.

Vom geeinten Europa und dessen kontrollfreien Reiseverkehr profitieren grenzüberschreitende Radfahrer wie Wanderer im Dreiländereck ganz besonders. Dass die tschechische Grenzregion zur Zeit des Kalten Krieges vier Jahrzehnte lang militärisches Sperrgebiet war, das weder tschechischen Zivilisten noch Touristen zugänglich war kann man sich heute kaum mehr vorstellen. 

Ein Bild aus älteren Tagen - aufgenommen im Herbst 2003 - als im Auftrag des Landratsamts Freyung-Grafenau umfangreiche Radwege-Datenerhebungen anstanden, und der Grenzbalken damals noch keine freie Durchfahrt zuließ (Ausweiskontrolle). Zwar war zu diesem Zeitpunkt der "Eiserne Vorhang" bereits gefallen, der Europa in der Zeit des Kalten Krieges in die marktwirtschaftlich orientierten demokratischen Staaten im Westen und den planwirtschaftlich organisierten, sozialistischen Diktaturen im Osten bis 1989 trennte, doch Tschechien trat mit weiteren neun Ländern (Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Ungarn und Zypern) erst am 1. Mai 2004 der Europäischen Union bei. 

Waren früher Landesgrenzen zur Abgrenzung auch wirtschaftlicher Einflussbereiche bedeutsam, so sind sie heute in einem vereinten Europa für Handel, Tourismus, Verkehr, Bildung und Kultur durchlässig geworden. Anlässlich bei der Vorstellung des östlichsten Punktes Bayerns östlich von Riedelsbach, einem Ortsteil von Neureichenau im Landkreis Freyung-Grafenau sagte der frühere Finanz- und Heimatminister Dr. Markus Söder am 28. Juni 2017: „Aus der einstigen Grenze die teilte, ist heute eine verbindende grüne Grenze im Herzen eines geschichtsträchtigen Mitteleuropas geworden“.

 Bahnlinie Nové Údolí

1910 erhielt der Ort mit der Inbetriebnahme der Bahnstrecke Prachatice–Stožec (Tusset) und grenzüberschreitend weiter nach Passau Anschluss ans Eisenbahnnetz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnbetrieb auf deutscher Seite eingestellt, weshalb die Eisenbahnstrecke bis heute am Grenzübergang Nové Údolí/Haidmühle endet.

Heute: Ab dem Bahnendhaltepunkt Nové Údolí gibt es Verbindungen nach: Volary (Wallern) - Prachatice (Prachatitz) - ?í?enice bzw. Cerný Kríž - Ceské Budejovice. Neben Nahverkehrszügen verkehrt in den Sommermonaten auch ein Schnellzugpaar zwischen Nové Údolí über Ceský Krumlov (Krumau)- Ceské Budejovice (Budweis) nach Prag.

Radfahrer und Fußgänger passieren die Grenze ohne Personenkontrolle, trotzdem muss man ein gültiges Ausweisdokument dabei haben. Von der Talsohle des Grenzübergangs (802 m) radelt man zum Radwegeknotenpunkt Nové Údolí 30 hm hinauf und taucht unmittelbar auf tschechischer Seite in eine schöne Waldpassage ein. 

500 Meter nach dem Grenzübergang wird die Weggabelung der Gemarkung <Nové Údolí> passiert, an der man sich links Richtung Stožec (Tusset) hält. Mit dem übersichtlichen Beschilderungssystem behält man fortwährend den Überblick, und ist darüber hinaus stets über das Höhenlevel (830 m) informiert. 

 Gemarkung <Nové Údolí> Gabelung rechts: Dreiländer-Radweg Richtung Schwarzenberger Schwemmkanal / Moldaustausee / Österreichisches Mühlviertel

Die Straße windet sich 4 km durch bewaldetes Gebiet nach Stožec. Das flach-wellige Streckenprofil auf der nahezu verkehrsfreien Straße bringt den Körper schonend auf Betriebstemperatur. 

Trotz akustischer Warnsignale herannahender Züge ist an dem unbeschrankten Bahnübergang der Bahnlinie Ceské Budejovice–Cerný Kríž-Nové Údolí Vorsicht geboten.

In Stožec (780 m) - ein beschaulicher Weiler 6 km von Haidmühle entfernt - befindet sich eine weitere wichtige Weggabelung, weswegen der kleine Ort mit 200 Einwohner häufig von vielen Radtouristen bevölkert ist.

 Rechts schräg versetzt führt eine flache, verkehrsfreie "Radwegstraße" im Tal der Moldau (Nr. 51) über Cerný Kríž nach Nová Pec - identisch mit Šumavská magistrála (Nr. 33) zum Moldaustausee. Vom flachen Tal der Moldau zweigen wiederum mehrere Verbindungswege zum Schwarzenberger Schwemmkanal ab (200 Höhenmeter). Die Schautafel "Trojmezí" bildet das großflächige Radwegestreckennetz im Dreiländerdreieck Bayerischer Wald, Südwestböhmen sowie dem Österreichischen Mühlviertel ab. 

An der Weggabelung wird links in die Straße Ceské Žleby (Böhmisch Röhren) abgzweigt. 

Nach dem Ortsende von Stožec (Tusset) Richtung Ceské Žleby (Böhmisch Röhren) wird letztmals die Kalte Moldau (Studená Vltava) - rechter Quellfluss der Moldau überquert (Länge: 25 km, Quellhöhe: 850 m). Lautlos und gemächlich fließt die Kalte Moldau dahin, wo sie sich 10 km weiter mit der Warmen Moldau vereinigt und von dort ab den Namen Moldau trägt.

Nachdem die Kalte Moldau überquert ist, folgt alsbald ein 3.7 km langer Anstieg (160 hm), deren Scheitelpunkt 500 Meter hinter der Ortschaft Ceské Žleby liegt (Durchschnittssteigung 4,8%).

Bild: im Anstieg auf halbem Weg zwischen zwischen Stožec - Ceské Žleby wird ein Hotel passiert.

Der erste längere Anstieg dieser Tour zieht sich moderat steigend hinauf nach Ceské Žleby und endet (nachdem links abgebogen wird) erst 500 Meter nach dem Straßenabzweig am Ortsende.

 Ceské Žleby (Böhmisch Röhren) 

Im Mittelalter verlief hier der Goldene Steig (Handelsweg Passau - Bischofsreut - Volary -Prachatice). In seiner Blütezeit lebten in der höchstgelegenen Siedlung des südlichen Teiles des Nationalparks und Landschaftsschutzgebietes Šumava in den 30 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts 1200 überwiegend deutschsprachige Einwohner. Einst standen einmal 4 Gasthäuser, Hotels, 5 Lebensmittelgeschäfte, Post und eine Finanzwache. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung und wegen der unmittelbaren Grenznähe zur Bayern (Eiserne Vorhang) gab es keine Neubesiedlung. Ihren ehemaligen Gemeindestatus hat der Ort verloren. Ceské Žleby gehört verwaltungstechnisch heute zur Gemeinde Stožec.

Manch einer mag sich über die aufgeschichteten Steinwälle, die vielerorts Wiesen und Felder begrenzen, wundern. Als Mauern bildeten sie einst Eigentumsgrenzen und sind heute stumme Zeugen aus verblichener Zeit.

An der Begrenzungsmauer in der Rechtskurve steht eine Reihe ausgemusteter Wanderschuhe, die als Blumentopf umfunktioniert wurden. 

Eine kleine Reststeigung bleibt noch hoch zu kurbeln. Erst nach dem Linksabzweig an der nächsten Straßenkreuzung ist am Ortsausgang das Hochplateau erreicht.

 Lenora - Kvilda (Außergefild)

Die letzten Meter bergauf, bevor es nach Hlinište (Leimsgrub) hinab geht und links in die Nationalstraße 4 (Prag-Phillipsreut-Passau / Bundesstraße 12) eingebogen wird. 

Strážný (Kuschwarda)

Bis zum Grenzort Strážný nahe Phillipsreut haben sich die Anstiege auf 250 hm kumuliert. Umrahmt von den Gipfeln Strážný (1115 m ü. M.), Chlustov (1094 m. ü. M.) und dem Radvanický Bergkamm ist die Gemeinde Strážný in der Talkessellage vor kalten Winden geschützt, weshalb im Ort trotz Höhenlage ein relativ mildes Klima herrscht.

Von der Stille und Ursprünglichkeit der Natur geht es ansatzlos mitten hinein in den Touristenrummel, wo Vietnamesenmärkte, Casinos und zahlreiche Bars das geschäftige Ortsbild bestimmen. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs entwickelte sich ein reger Grenztourismus. Nach dem EU-Beitritt Tschechiens und der damit verbundenen Zollfreiheit ging der Handel in Duty-Free-Shops zwar zurück, dennoch macht die grenznahe Tankstelle, Spielbanken, Standbetreiber und sonstige Etablissements gute Umsätze, was im Übrigen durch den Beitritt Tschechiens zum Schengener Abkommen (21. Dezember 2007) zusätzlich gefördert wird. 

Strážný entstand als Niederlassung am Goldenen Steig 1672/1689. 1781 wurde die Dreifaltigkeitskirche errichtet. Diese wurde 1965 auf Anweisung der Abteilung für das Bauwesen beim ONV (Bezirks-Nationalausschuss) wegen Baufälligkeit gesprengt und der Friedhof eingeebnet. 1833 entstand die noch heute bedeutende Straße Seit dem Jahr 1844 hat die Gemeinde das Marktrecht. 

An der Gemarkung Strážný - U Casté (834 m) wird rechts in eine unscheinbares Sträßchen kurz vor Ortsende von Strážný abgebogen. Bis Bucina (Buchwald) - Ortsteil der Gemeinde Kvilda - schraubt man sich auf der 13 km langen Passage 351 Höhenmeter hinauf. Die Stille und Abgeschiedenheit im Nationalpark Šumava steht im krassen Gegensatz zu dem quirligen Gewusel in dem Grenzort Strážný. Zum nächsten Zwischenziel in Knížecí Pláne (Fürstenhut) - dort befindet sich auf der Hochebene ein Gasthaus mit schönem Biergarten - sind es 10 km.

 Da von Strážný (KM 17) bis ins 22 km entfernte Kvilda (KM 39) nahezu eine zivilisationsfreie Zone durchkreuzt wird und zudem 466 Höhenmeter zu überwinden sind, sollten Trinkflaschen/Trinkblase aufgefüllt sowie Proviant eingepackt werden. Einkehrmöglichkeiten bestehen in diesem Streckenabschnitt nur in Knížecí Pláne (KM 27; 1.005 m.ü.M.), das allerdings nur sporadisch bewirtschaftet ist, sowie im Hotel Alpenblick (Buchwald-Außergefild) in Bucina (KM 30; 1156 m.ü.M.).

Nachdem das hektische Strážný (Kuschwarda) hinter einem liegt, taucht man wieder in die zivilisationsfreie Naturzone ein. 

Mit moderater 5 % Steigung, verkehrsfrei in herrlich unberührter Natur - da lässt das Radvergnügen nicht lange auf sich warten. Je länger man hinauf kurbelt, desto angenehmer wird die kühlere Höhenluft empfunden. Die homogene Steigung macht es leicht, seinen Tritt-Rhythmus zu finden. 

Nach 140 Höhenmeter - bezogen von Strážný - lädt der traumhaft gelegene Rastplatz Zdarske jcirko (953 m) zu einer wohlverdienten Verschnaufpause ein. Bis zum Hochplateau von Knížecí Pláne ist es nicht mehr weit.

Keine 100 m entfernt liegt im Verborgenen ein See, der vom Rastplatz aus nicht einsehbar ist. Ein wildromantischer Kraftort, an dem sich neue Energie schöpfen lässt.

Kurz vor Knížecí Pláne flacht die Steigung spürbar ab, weshalb es sich endlich wieder leichter rollt.

Knížecí Pláne (Fürstenhut)     

An der obigen Weggabelung ist das Gasthaus/Biergarten erreicht. 

Die 1000 Meter Höhenmarke ist geknackt. Orientierungscheck an der Radwegenetz-Schautafel.

Das ehemalige Dorf Knížecí Pláne (Fürstenhut) existiert wie Bucina (Buchwald) heute nicht mehr. Das Forsthaus wurde 1792 von den Fürsten von Schwarzenberg erbaut, die ihren Sitz in Ceský Krumlov (Krumau) hatten. Zu dieser Zeit gab es etwa 70 Gebäude mit mehr als 500 Bewohnern. Im Zweiten Weltkrieg waren in der Holzhütte hinter dem Forsthaus Gefangene untergebracht. 1946 wurde die überwiegend deutschstämmige Bevölkerung vertrieben und die Gebäude bis 1956 abgerissen. Übersicht verschwundener Orte im Böhmerwald

Knížecí Pláne ist eine beliebte Anlaufstelle von Radfahrern und Wanderern - allerdings ist das Gasthaus nur sporadisch geöffnet.

 Querverbindung nach Borová Lada (Ferchenhaid; Nr. 1040), 5 km

Auf dem flachen Hochplateau kann man Kräfte sammeln für den bevorstehenden steilen Schlussabschnitt nach Bucina.

Die Steigung zieht den letzten Kilometer vor Bucina mit 12% nochmals die Daumenschrauben an.

Bucina (Buchwald) 

Bucina (500 m von der Landesgrenze entfernt) ist ein Ortsteil der Gemeinde Kvilda und liegt auf halbem Wege zwischen Kvilda und Finsterau auf dem Kamm des Böhmerwaldes. Bis vor Kriegsende war Buchwald die höchstgelegene Gemeinde des Böhmerwalds. Nördlich erheben sich die Stolová hora (Tafelberg, 1.254 m.ü.M.), westlich der Siebensteinkopf (Sedmiskalí, 1.263 m.ü.M.) sowie im Nordwesten die ?erná hora (Schwarzberg, 1.315 m.ü.M.) und der Stráž (Postberg, 1.308 m.ü.M.).

Das Ortsschild Bucina (Buchwald) ist ein Ortsteil der Gemeinde Kvilda und liegt nur 500 m von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt.

Nach dem steilen Stich ist in Bucina für Radfahrer eine Wegkreuzung erreicht. Während die »Šumava-Rundtour« geradeaus weiterhin ansteigend zur Moldauquelle verläuft, zweigt der Nationalpark-Radweg links an der Kapelle des hl. Michael ab, der zum 600 m entfernten Grenzübergang Finsterau-Bucina führt. Abzweig rechts: Straßenverbindung nach Kvilda (Außergefild). Die Nationalparke Böhmerwald und Bayerischer Wald, sowie die an ihnen beteiligten Landkreise, haben das entlegene Gebiet mit dem „Igel-Bus“ von deutscher Seite aus, welcher mit einer Linie aus Richtung Spiegelau an die Grenze fährt, und von tschechischer Seite aus mit Linie der „Grünen Busse“ erschlossen, die Horská Kvilda mit Kvilda-Bucina (Haltepunkt 800 m entfernt) miteinander verbindet. 

Die Kapelle des hl. Michael (1891 errichtet) blieb 1956 zwar von der Zerstörung des Dorfes verschont, dennoch verfiel sie. Nach der Grenzöffnung wurde sie wiedererrichtet und am 4. Oktober 1992 eingeweiht.

Bucina (Buchwald) wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegründet. Es lag an der Handelsrute Goldener Steig, der von Bergreichenstein (Kašperské Hory) über Finsterau bis zur Donau führte. Früher standen hier Wohnhäuser, Zollgebäude, eine Kaserne, ein Forsthaus, eine Volksschule und eine Bank. Das Berghotel "Alpská vyhlídka" ist das höchste Hotel im Böhmerwald, das an einem Südhang liegt, auf dem trotz der Höhenlage Äpfel reifen.

Gedenkstätte 

Bucina (Buchwald) ist ein Ort zum Innehalten, wo ein Mahnmal an die Nachkriegszeit des Eisernen Vorhangs erinnert. Die Gedenkstätte besteht aus einem T-Zaun, Hochspannungszaun, Spurenstreifen, eine Wachturmkabine und am oberen Ende des Zauns steht ein typischer Stahlwachturm. Dazu beleuchtet eine bebilderte Schautafel das dunkle Kapitel der Geschichte.

Ein beklemmendes Gefühl, wenn man auf dem - von Stacheldraht - eingesäumten Todesstreifen läuft. Das Mahnmal mit dem rekonstruierten Zaun befindet sich nur wenige Meter neben der früheren Originalposition. 

Nördlich erheben sich der Tafelberg (Stolová hora, 1254 m), westlich der Siebensteinkopf (Sedmiskalí, 1263 m) sowie im Nordwesten der Schwarzberg, (Cerná hora, 1315 m) und der Postberg (Stráž, 1308 m). Knapp 3 km nordwestlich entspringt die Warme Moldau sowie westlich der Teufelsbach (Certová voda) der teilweise als Grenzbach fungiert. In Buchwald verläuft die Wasserscheide: Elbe (Nordsee) - Donau (Schwarzes Meer).

Hotel Alpenblick (Alpská Vyhlídka) 

Bei Fernsicht bietet sich vom Hotel "Alpská Vyhlídka" - ehemals Peschlerhütte - ein Ausblick auf die Alpen. Die Hotelterrasse bietet eine klasse Aussicht über den Bayerischen Wald.

Nach dem 400 hm - Anstieg hat man sich eine Pause und Energienachschub redlich verdient. Schweinebraten (vepro-knedlo-zelo) mit Böhmische Knödel (tschechische knedlíky) ist das klassisches Nationalgericht der Tschechen. Dazu ein gekühltes Pivo - superlecker.

 Bucina (Buchwald) 

Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Ort vorwiegend von deutschsprachigen Bewohnern besiedelt, danach wurden die Gebäude abgerissen. 

Bevor das neue Hotel Alpenblick gebaut wurde, stand am selben Ort das Vorkriegsgebäude (Foto 2003). 

Bucina bestand ehemals aus 26 Häusern. 1930 lebten in der Gemeinde 347 Personen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel die Ortschaft an die Tschechoslowakei zurück. Deutsche Bewohner wurden vertrieben und das Gebiet zur militärischen Sperrzone erklärt, wodurch die Häuser dem Verfall preisgegeben waren. Nachdem die Ära des Kalten Krieges die hermetische Abschottung mit sich brachte, erfolgte 1956 der Abriss des Dorfes. Erhalten blieben nur ein Hotel, das als Kaserne genutzt wurde sowie die Kapelle des hl. Michael, die jedoch im Laufe der Zeit verfiel. Nach Grenzöffnung wurde sie wiedererrichtet und 1992 eingeweiht.

Foto aus dem Jahr 2003

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs erlebt Buèina einen touristischen Aufschwung. Heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel für Radfahrer, Mountainbiker, Wanderer sowie Ski-Langläufer, was den Grundstein für einen - aus naturschutzrechtlicher Sicht umstrittenen - Hotel-Neubau legte. Das Hotel Alpská vyhlídka - übersetzt Alpenblick - macht seinem Namen aller Ehre, denn bei Fernsicht erlaubt die exponierte Lage einen sagenhaften Blick bis zu den Alpen. Das höchstgelegene Hotel im Nationalpark Šumava (1182 m ü. NN.) verfügt wegen strikter Nationalparkregeln keine KFZ-Zufahrtsmöglichkeit. 

Eine Reihe zweisprachiger Infotafeln säumen den Wegesrand im Wandergebiet „Wege durch Natur und Zeit“, das sich von Kvilda bis Finsterau erstreckt. Mit ein Grund, warum man für die Nationalpark-Route genügend Zeit einplanen sollte.